Niki Lauda

Niki Lauda ist tot: Ein Weltmeister, eine Kultfigur, eine Legende

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Österreich,

Nicht nur als Formel-1-Weltmeister wurde Niki Lauda (†70) zur Legende. In Österreich genoss er Kultstatus, bis nach Hollywood schaffte es seine Geschichte.

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Der Österreicher Mathias Kainz, Motorsport-Experte von Nau, über den Tod von Niki Lauda. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Niki Lauda verstarb gestern Montag im Alter von 70 Jahren im Kreis seiner Familie.
  • Zurück bleibt die Erinnerung an einen dreifachen F1-Weltmeister – und Sprücheklopfer.
  • Lauda verstarb im Unispital Zürich, wo er zuletzt behandelt wurde.

«Ich habe es satt, blöd im Kreis herumzufahren», sagte Niki Lauda im Rahmen des Kanada-GP 1979. Auf markantere Weise hat wohl nie ein Formel-1-Fahrer seinen Rücktritt erklärt, schon gar nicht ein (damals) zweifacher Weltmeister.

Und das Im-Kreis-Herumfahren hat Lauda nicht losgelassen, denn 1982 sass er schon wieder im Cockpit. Und wurde noch einmal Weltmeister.

Niki Lauda, geboren als Nikolaus Lauda als Sohn eines Industriellen am 22. Februar 1949 in Wien, schrieb eine einzigartige Formel-1-Geschichte. Mit seiner Familie zerstritt er sich wegen seiner Berufswahl als Rennfahrer.

Das Geld für seinen ersten Formel-1-Einsatz musste er sich leihen. Ein Kredit von zwei Millionen Schilling bringt ihn 1972 zu March in die Formel 1. Nur zwei Jahre später holt Enzo Ferrari den schnellen Österreicher zu seiner Scuderia.

Niki Lauda
Ferraris Dream-Team in den 1970er-Jahren: Niki Lauda und Clay Regazzoni. - Keystone

Mit den Roten wird Lauda 1975 und 1977 Weltmeister. In das Jahr zwischen seinen WM-Titeln fällt der schwere Unfall auf dem Nürburgring, der sein Leben verändert. Aber auch abseits dieses Dramas ist die Beziehung zwischen Lauda und Ferrari nie eine Liebes-Ehe.

Niki Lauda und die Lust am Im-Kreis-Herumfahren

Nach dem Unfall degradiert der «Commendatore» Niki Lauda zur Nummer zwei hinter Carlos Reutemann. Nicht lange, denn Lauda droht einen Wechsel zu McLaren an, blufft, er habe schon mit dem Team verhandelt. Ferrari lenkt ein, sichert Lauda den Status als Nummer eins – der in seinem Vertrag steht – wieder zu.

Trotzdem ist das Verhältnis zerrüttet: 1977 macht Bernie Ecclestone – damals Brabham-Teamchef – Lauda ein Angebot. Die Ankündigung, dass der zweifache Weltmeister Ferrari verlässt, sorgt beim «Commendatore» für einen Wutausbruch.

Lauda erinnert sich später: «Als ich dieses Meeting verlassen habe, da habe ich mich so leicht wie eine Feder gefühlt. All der Druck, der jeden Tag da war und der einem gar nicht bewusst ist, war plötzlich weg.»

Mit Brabham-Alfa-Romeo konnte Lauda nicht an die alten Erfolge anschliessen. Nach eineinhalb mageren Jahren zieht er 1979 die Notbremse, erklärt mitten in der Saison seinen Rücktritt. Lauda wird Fluglinienbesitzer, kehrt aber 1982 wieder in die Formel 1 zurück. Mit McLaren.

Ein WM-Titel gelingt ihm noch, 1984 schlägt er seinen Teamkollegen Alain Prost knapp im Titelduell. Nach der Saison 1985 ist Schluss, Lauda hängt den Helm an den Nagel, widmet sich ganz der Luftfahrt.

Die letzte Ölung als Wendepunkt

2001 kehrt er in die Formel 1 zurück, wird Teamchef bei Jaguar. Nach knapp zwei Jahren ist auch hier Schluss. Erst zehn Jahre später ist das berühmte rote Kapperl wieder in der Formel 1. Als Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes kehrt Lauda in die Königsklasse zurück.

In Österreich avanciert Lauda zur Kultfigur – als Formel-1-Moderator im Fernsehen, als Unternehmer, als Experte für alles. Mit seiner markanten Ausdrucksweise bot er Anlass für zahllose Parodien, mit seiner direkten Art lieferte er Zitate und Lacher.

Stets dabei: Das rote Kapperl. Mit der Kopfbedeckung verbirgt Lauda zunächst die Narben des Feuerunfalls. Später macht der geschickte Geschäftsmann eine Werbefläche daraus. Rund eine Million Euro pro Jahr kostete es, auf dem Kapperl Werbung zu machen.

Niki Lauda
Das rote Käppi wurde Markenzeichen von Niki Lauda – und Werbefläche zugleich. - Keystone

Dass der prägendste Moment seiner Karriere nicht seine drei WM-Titel waren, damit hat sich Niki Lauda abfinden müssen. Der Feuerunfall auf dem Nürburgring 1976 hat sich ins kollektive Gedächtnis der Formel 1 sprichwörtlich eingebrannt. Lauda selbst sprach über den Unfall nur selten, und wenn, dann zumeist über seine Genesung.

Rivalität mit James Hunt wurde verfilmt

«Marlene sagte mir später, dass die Ärzte am ersten Tag meinten ‹Diese Nacht überlebt er nicht›», erinnerte sich Lauda einmal. Der Wendepunkt war aber die letzte Ölung, die ihm ein Priester im Krankenhaus nach dem Unfall gab.

Der Priester antwortete nicht auf Laudas Fragen, sondern erfüllte einfach nur seine Pflicht. Das Schweigen stiess dem Wiener sauer auf. «Da habe ich gedacht: So nicht mit mir. Das war gut so und motivierte mich, am Leben zu bleiben.»

Er blieb am Leben. Seinen WM-Rivalen aus dem Schicksalsjahr 1976, James Hunt, überlebte er um mehr als ein Vierteljahrhundert. Die Rivalität mit dem Briten schaffte es im Film «Rush» sogar auf die Kinoleinwand. Schauspieler Daniel Brühl gelang das Kunststück, Lauda lebensecht, aber ohne Peinlichkeit einzufangen und darzustellen.

«Ich wünschte, James hätte gelebt, um den Film zu sehen», sagte Lauda anlässlich der Premiere von «Rush». Der Brite erlag 1993 einem Herzinfarkt, Lauda – schon fast zwanzig Jahre zuvor totgesagt – lebte weiter. Zwei Nierenversagen – 1997 und 2002 – konnten ihn nicht aufhalten. Und auch von einer Lungentransplantation 2018 schien er sich wieder zu erholen.

Am 20. Mai 2019 entschlief Niki Lauda im Unispital in Zürich im Kreis seiner Familie. Er wurde 70 Jahre alt.

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