Der Tod von Ayrton Senna bleibt das grosse Trauma der Formel 1

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Italien,

Vor 25 Jahren starb am «schwarzen Wochenende von Imola» der vielleicht grösste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Noch heute lebt die Erinnerung an Ayrton Senna.

Ayrton Senna
Ayrton Senna starb am 1. Mai 1994 in Imola. 20 Jahre lang blieb er das letzte Todesopfer in der Formel 1. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Tod von Ayrton Senna jährt sich am 1. Mai zum 25. Mal.
  • Noch heute gilt Senna für viele Formel-1-Fans als der grösste Fahrer aller Zeiten.
  • Das «schwarze Wochenende von Imola» veränderte die Formel 1 nachhaltig.

Das Wochenende rund um den Grossen Preis von Imola hatte von Anfang an einen Anhauch des Unheils. Schon im Freitagstraining verunfallte Rubens Barrichello schwer, kam nur mit viel Glück fast unversehrt davon. Es war der erste – glimpfliche – Warnschuss vor dem «schwarzen Wochenende».

Einen Tag später passierte im Qualifying die erste grosse Tragödie. Der junge Österreicher Roland Ratzenberger, erst seit Jahresbeginn Formel-1-Pilot, stirbt. In der Villeneuve-Kurve bricht der Frontflügel an seinem Simtek. Ungebremst rast Ratzenberger mit 314 km/h in die Betonmauer, stirbt an einem Schädelbasisbruch.

Der 2012 verstorbene Rennarzt Sid Watkins berichtet später von einem Moment, der die Geschichte der Formel 1 hätte verändern können. Er erklärt seinem engen Freund Ayrton Senna den Tod des jungen Österreichers. Senna bricht in Tränen aus. Watkins schlägt ihm vor, seine Karriere zu beenden.

«Ayrton Senna, hör auf und wir gehen angeln»

«Weisst du, Ayrton», soll Watkins gesagt haben, «du bist dreifacher Weltmeister, der schnellste Mann der Welt. Du hast nichts mehr zu beweisen. Hör auf, ich höre auf, und wir gehen angeln.»

Ayrton Senna sagt Nein. Am Tag darauf, dem 1. Mai 1994, steigt er ins Auto. In Runde 7 kommt er in der Vollgaskurve Tamburello von der Strecke ab, schlägt in die Betonmauer ein.

Ayrton Senna
Die Rennärzte versorgen Ayrton Senna. Zu diesem Zeitpunkt ist der Brasilianer bereits tot. - keystone

Es ist Watkins, der seinen Freund an der Unfallstelle behandelt; es ist Watkins, der die grauenvollen Verletzungen unter dem legendären gelben Helm inspiziert. «Er seufzte, dann entspannte sich sein Körper», erinnert sich der Brite. Und der langjährige Rennarzt, kein Mann des Glaubens, erinnert sich: «Das war der Moment, in dem ich fühlte, dass seine Seele ihn verlässt.»

Im Cockpit seines zerstörten Williams finden die Verantwortlichen später eine zusammengerollte österreichische Fahne. Ayrton Senna wollte sie als Tribut für Ratzenberger am Rennende aus dem Cockpit strecken. Stattdessen fliessen auf dem Siegerpodest die Tränen.

Michael Schumacher Ayrton Senna
Sieger Michael Schumacher (re.) weinte nach Sennas Unfall auf dem Siegerpodest um den «Unzerstörbaren» Ayrton Senna. - keystone

Der Unfall verändert die Formel 1 für immer. Nicht nur, weil einer der Allergrössten plötzlich nicht mehr ist, sondern auch, weil plötzlich aller Fokus auf der Sicherheit liegt. Ein Wochenende mit zwei toten Fahrern und mehreren Verletzten hatte die Formel 1 zuvor jahrzehntelang nicht erlebt.

Ein Unfall mit weitreichenden Folgen

Ayrton Sennas Tod versetzt die Formel 1 in Schock. Er reiht sich ein in die lange Liste von Todesopfern in der Formel 1. Bis heute sind 52 Piloten rund um die Formel 1 ums Leben gekommen.

Aber kaum ein Todesfall hat die Formel 1 so geprägt, so traumatisiert, wie der Tod ihres vielleicht grössten Helden. Senna war populär, kontrovers, aber vor allem schnell. Seine Duelle mit Alain Prost sind legendär.

In Monaco, beim ersten Rennen nach dem «schwarzen Wochenende», wird die zuvor in Imola gegründete Fahrervereinigung neu aufgestellt. Nach dem Tod ihres Präsidenten Ayrton Senna übernehmen Niki Lauda, Michael Schumacher, Gerhard Berger und Christian Fittipaldi.

Zudem werden massive Anpassungen an den Formel-1-Autos eingeführt. Abtrieb und Geschwindigkeiten wurden verringert, der Schutz des Fahrers im Cockpit verbessert. 2003 führt die FIA den Nackenschutz HANS ein, der Verletzungen, wie sie Ratzenberger erlitt, verhindern soll.

Bis heute bleibt Senna der Grösste

Für 20 Jahre bleibt Ayrton Senna der letzte Todesfall in der Formel 1. Dann verunfallt beim Grossen Preis von Japan 2014 der Franzose Jules Bianchi schwer. Auch sein Tod bleibt nicht ohne Folgen. Als Reaktion führt die Formel 1 ab 2018 den Kopfschutz Halo ein.

Noch heute ist Senna die grosse, mystische Figur der Formel 1. Beim Grossen Preis von Brasilien zollen ihm die Piloten regelmässig mit speziellen Helmen Tribut. Und als Lewis Hamilton 2017 in Kanada den Pole-Rekord von Senna knackt, erhält er einen Original-Helm geschenkt.

Der Mythos des «Unzerstörbaren» besteht in der Formel 1 weiter, auch wenn 25 Jahre seit Ayrton Sennas Tod vergangen sind. Und für viele – Fans und Fahrer gleichermassen – bleibt Senna der Grösste aller Zeiten.

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