Bernerin Marlen Reusser: Längst mehr als eine Zeitfahr-Spezialistin

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Bern Nord,

Marlen Reusser erlebt ihre beste Saison der Karriere. Bei der Tour de Suisse der Frauen ist die Bernerin die Topfavoritin auf den Gesamtsieg.

Marlen Reusser
Marlen Reusser holte im Mai an der Baskenland-Rundfahrt den Gesamtsieg. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Marlen Reusser geht an der Tour de Suisse der Frauen als Favoritin ins Rennen um den Sieg.
  • Das Ziel sei ein Sieg ihres Teams, entweder sie selbst oder Kollegin Demi Vollering.
  • Die Tour geht über vier Etappen.

2022 war für Marlen Reusser zwar nicht gerade ein Jahr zum Vergessen, so aber doch ein sehr schwieriges. Die Bernerin kämpfte immer wieder mit gesundheitlichen Problemen und war viel krank. Sie spricht davon, dass «ich teils auf dem letzten Zacken gelaufen bin. Es kam mir vor, als würde ich über das ganze Jahr kontinuierlich Form abbauen.»

Trotz aller Widrigkeiten zog Reusser ihr Rennprogramm fast wie geplant durch – und konnte auch das eine oder andere Glanzlicht setzen. Im letzten Jahr habe sie bezüglich Erfolgen einen «kleinen Taucher» hinnehmen müssen, so Reusser. Gefragt, wie denn ihre Zwischenbilanz für 2023 ausfalle, sagt sie: «Ich bin höchst erfreut über meine Saison. Ich hatte mega-coole Resultate.»

Als speziellsten Moment erwähnt die 31-Jährige ihren Solo-Triumph beim Eintagesklassiker Gent-Wevelgem. Nur um hinzuzufügen, dass es «ein bisschen fies ist, Siege gegeneinander auszuspielen». Deshalb zählt Reusser umgehend auch ihren Gesamtsieg Mitte Mai in der Baskenland-Rundfahrt auf: «Ich wusste, dass der Formaufbau stimmt und ich gut klettern kann. Aber dass es zum Sieg gereicht hat, war doch erstaunlich.»

Mit-Favoritin auf Gesamtsieg in der Schweiz

Während sie ins Baskenland nicht mit der Erwartung, das Rennen zu gewinnen, angereist war, verhehlt Reusser ihre Siegesambitionen für die Heimrundfahrt nicht: «Die Tour de Suisse ist eines meiner Highlights des Jahres, ja sogar der Karriere. Das Ziel ist, dass wir von SD Worx gewinnen, entweder Demi oder ich.»

Demi Vollering, das ist die dominierende Fahrerin der Saison und Weltranglisten-Erste. Marlen Reusser folgt in diesem Ranking gleich als nächstbeste Fahrerin hinter der niederländischen Überfliegerin. Mit der Belgierin Lotte Kopecky und der Niederländerin Lorena Wiebes reihen sich zwei weitere Teamkolleginnen unter den Top 4 ein. Heuer führte kaum ein Weg an der niederländischen Formation SD Worx vorbei, die bereits über 30 Saisonsiege auf dem Konto hat.

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Beim Eintagesklassiker Gent-Wevelgem brillierte Marlen Reusser mit dem Tagessieg. - keystone

«Wir haben ein paar herausragende Athletinnen im Team und für jede Rennsituation eigentlich immer die beste Karte in der Hand», schwärmt Reusser. Sehr wahrscheinlich, dass eine oder mehrere dieser Karten auch an den vier Tagen in der Schweiz stechen wird.

Die Schweizer Frauen-Rundfahrt erhielt auf diese Saison hin erstmals das Label World Tour. Der Auftakt erfolgt am Samstag in Weinfelden mit einem kurzen Rundstreckenrennen über 56 Kilometer.

Die beste Gelegenheit, gegenüber ihren Konkurrentinnen die Differenz zu legen, besteht für Reusser tags darauf. Das Zeitfahren über 25,7 km von St. Gallen nach Abtwil ist perfekt auf die Fähigkeiten der Bernerin zugeschnitten. In dieser Disziplin ist sie zweifache Europameisterin, Olympia-Zweite 2021 und dreifache WM-Medaillengewinnerin.

Späteinsteigerin Marlen Reusser

Doch Reusser, die erst Mitte 20 in den Radrennsport eingestiegen ist, ist längst mehr als nur eine Zeitfahr-Spezialistin. Sie hat sich in den vergangenen fünf Jahren in allen wichtigen Bereichen enorm verbessert. «In einer Ausdauersportart wie Rad verschenkt man sich mit einem späten Einstieg nichts», ist Reusser überzeugt. Ihr Beispiel zeige, dass man technische Aspekte auch später lernen könne.

«Klar musste ich viel ins Technik-Training investieren. Mittlerweile bin ich aber sicher auch in diesem Bereich über dem Durchschnitt.» Hinzu kommt, dass sie auch taktisch viel gelernt hat und das Rennen besser lesen kann. Das nötige Paket, um nächsten Dienstag in Ebnat-Kappel als Siegerin dieser Tour de Suisse dastehen zu können, hat sie damit definitiv beieinander.

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