Toggenburger Werner Schlegel: «Mache mir keinen Druck»
Nach einer starken Saison zählt der Toggenburger Werner Schlegel (21) beim Jubiläumsschwingen zu den Favoriten. Druck mache er sich aber keinen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag steigt das Saisonhighlight der Schwinger.
- In Appenzell findet das Jubiläumsschwingen statt.
- Der Toggenburger Werner Schlegel zählt zu den Favoriten.
- Obwohl das vor seiner Haustüre steigt, macht sich der 21-Jährige keinen Druck.
- Im ersten Gang trifft er auf den Berner Fabian Staudenmann.
Sieg am Schwarzsee, Sieg am Nordostschweizer, Sieg am Südwestschweizer. Werner Schlegel (21) ist in Form. Und gehört beim Jubiläumsschwingfest in Appenzell zum Kreis der Favoriten.
Dies auch dank schmerzhafter Niederlagen, wie der Eidgenosse im Gespräch mit Keystone-SDA sagt. Eine davon ist die, gegen den Südwestschweizer Benjamin Gapany Ende Mai.
Werner Schlegel, wie sehr hat Sie die Niederlage gegen Benjamin Gapany im Anschwingen des 109. St. Galler Kantonalschwingfestes gewurmt?
Werner Schlegel: «Schon extrem. Ich habe danach zwar alle Gänge gewonnen, aber es trotzdem nicht in den Schlussgang geschafft. Das lag nicht nur an der Startniederlage, sondern an den fehlenden Plattwürfen. Ich habe mir den möglichen Festsieg selbst verbaut.
Aber ja, die Niederlage hat schon gewurmt, zumal das Heimfest immer etwas Besonderes ist. Manchmal tut es aber auch gut, eins aufs Dach zu kriegen. Beim nächsten Gang stieg ich mit einer anderen Einstellung ins Sägemehl, war zäher.»
Sie hatten schon in der letzten Saison Ihr Potenzial angedeutet, haben dieses Jahr aber nochmals einen Schritt nach vorne gemacht. Wie erklären Sie sich Ihre Leistungsexplosion?
Schlegel: «Ich sehe es nicht wirklich als Explosion. Wie gesagt, das letzte Jahr war auch schon ziemlich gut. Ich hatte einfach immer wieder mit kleinen Verletzungen zu kämpfen.
Ich habe in der Vorbereitung auf diese Saison gut trainiert. Und bin dann gut rein- und in einen Lauf gekommen. Je mehr man schwingt, desto mehr bekommt man ein Gespür.»
Was meinen Sie genau?
Schlegel: «Schwünge können mit Kraft angesetzt werden oder intuitiv, aus dem Reflex. Mit zunehmendem Gespür gelingt es öfters, intuitiv die richtigen Reflexe anzuwenden. Etwa den Schwung des Gegners zu nutzen ohne enormen Kraftaufwand.»
Gab es in dieser Saison den einen Moment, in dem es «klick» gemacht hat?
Schlegel: «Nein, den gab es nicht. Ich wusste schon immer, dass ich jeden Gegner schlagen kann, wenn alles zusammenpasst. Jeder Gegner hat einen Rücken.»
Nerven Sie die Vergleiche mit Jörg Abderhalden – oder ist an diesen auch in Ihren Augen was dran?
Schlegel: «Nerven tun mich die Vergleiche nicht. Vielmehr ist es eine Ehre, mit dem grössten Schwinger aller Zeiten verglichen zu werden. Und ja, es gibt schon gewisse Parallelen, das ist selbst mir aufgefallen.»
Welche?
Schlegel: «Nebst Herkunft, Werdegang und den körperlichen Voraussetzungen gibt es Ähnlichkeiten bei der Schwingart. Die technische Vielseitigkeit war eine Stärke von Jörg und sie ist auch eine Stärke von mir. Ob schwingen am Boden, schwingen von Stand, mit Drehungen nach links und rechts – das Repertoire ist gross.
Jörg gibt mir auch immer wieder Tipps, wir tauschen uns regelmässig aus. Ich will aber kein Mini-Abderhalden sein, sondern meinen eigenen Schwingstil entwickeln und meinen eigenen Weg gehen.»
In der Nordostschweiz ist der Zusammenhalt gross. Wie wichtig ist für das Team und für Sie persönlich das Zugpferd Samuel Giger?
Schlegel: «Sämi ist sehr wichtig. Einerseits hilft er dem Team nur schon durch seine Präsenz und die entsprechenden Resultate im Wettkampf. Noch wichtiger ist jedoch, dass wir uns Tag für Tag mit ihm im Training messen und an ihm wachsen können.
So starke Sparringpartner zu haben ist super und bringt einen weiter. Sämi ist ein absoluter Glücksfall für uns.»
«Wenn ich etwas wirklich will, dann bin ich bereit, alles dafür zu geben»: Was steckt hinter diesem Zitat, das prominent auf Ihrer Website zu lesen ist?
Schlegel: «Das Zitat widerspiegelt mich ziemlich gut. Ich habe einen Dickschädel. Wenn ich etwas unbedingt will, dann ziehe ich es auch durch, koste es, was es wolle. Leiden tut darunter in erster Linie mein Umfeld, weil ich wenig Freizeit habe.»
Das Jubiläumsschwingfest in Appenzell findet praktisch vor Ihrer Haustüre statt. Sie gehören zum erweiterten Favoritenkreis. Es ist angerichtet.
Schlegel:«Ich will mir keinen Druck machen und habe mir kein Ziel gesetzt. Ich will Gang für Gang nehmen und einfach ein gutes Fest zeigen. Die Konkurrenz ist gross.»
Welche Bedeutung hat das Fest für Sie? Ist es vergleichbar mit einem Eidgenössischen, Unspunnen oder Kilchberger?
Schlegel: «Das Fest hat eidgenössischen Charakter und ist entsprechend stark besetzt. Es fehlt das Traditionelle, das etwa ein Unspunnen oder ein Kilchberger haben. Und es ist auch nicht vergleichbar mit dem Eidgenössischen.
Vielmehr ist es etwas Einmaliges, und gerade das macht es so speziell. Beim nächsten Jubiläumsschwingfest wird keiner, der jetzt aktiv dabei ist, noch schwingen.»
Werner Schlegel, welche Ziele möchten Sie im Schwingsport noch erreichen?
Schlegel: «Ich will noch viele Jahre auf dem Niveau weiterschwingen, auf dem ich mich momentan befinde. An den eidgenössischen Anlässen vorne mitschwingen und dann vielleicht auch mal einen davon gewinnen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.»
Im ersten Gang beim Jubiläumsschwingen in Appenzell trifft Werner Schlegel auf den Berner Fabian Staudenmann.
Die Spitzenpaarungen
Samuel Giger (NOS) – Joel Wicki (ISV)
Werner Schlegel (NOS) – Fabian Staudenmann (BKS)
Armon Orlik (NOS) – Adrian Walther (BKS)
Marcel Bieri (ISV) – Matthias Aeschbacher (BKS)
Benjamin Gapany (SWS) – Nick Alpiger (NWS)
Domenic Schneider (NOS) – Bernhard Kämpf (BKS)
Curdin Orlik (BKS) – Mike Müllestein (ISV)
Damian Ott (NOS) – Florian Gnägi (BKS)