Marathon-Mann Zverev will in New York ins Achtelfinale

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USA,

Wenn Alexander Zverev auf dem Tennis-Platz steht, dann bekommen die Zuschauer etwas für ihr Geld. Denn die deutsche Nummer eins hat sich darauf spezialisiert, lange Matches zu bestreiten. Doch verliert er dadurch zu viel Kraft? Oder hilft es ihm vielleicht sogar?

Musste wieder über fünf Sätze für den Sieg gehen: Alexander Zverev. Foto: Kevin Hagen/AP
Musste wieder über fünf Sätze für den Sieg gehen: Alexander Zverev. Foto: Kevin Hagen/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sogar Ex-Trainer Ivan Lendl lobt den wiedererstarkten Alexander Zverev.

«Zwei Dinge kann man über ihn sicher sagen. Er arbeitet hart und gibt nicht auf», sagte die frühere Nummer 1 der Welt dem TV-Sender Eurosport. Sein ehemaliger Schützling scheint den Nervenkitzel zu lieben. Wie anders ist es zu erklären, dass sich der 22-Jährige inzwischen auf Marathonmatches bei Grand-Slam-Turnieren spezialisiert hat? Bei den US Open in New York stand Zverev bislang zwei Mal auf dem Platz. Beide Male gingen die Partien über die volle Distanz, setzte sich die deutsche Nummer eins am Ende erst im fünften Satz durch.

«Mir wäre es anders auch lieber, aber so ist es halt», sagte Zverev nach seinem hart umkämpften Erfolg gegen den Amerikaner Frances Tiafoe in der zweiten Runde und vor dem Drittrunden-Duell mit dem Slowenen Aljaz Bedene am Samstag ganz lapidar.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch Zverevs Grand-Slam-Historie, dass er in den ersten Runden seine liebe Mühe hat, im Turnier zu bleiben. Während die Auftaktspiele für die Topstars wie Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer (mit Ausnahme der US Open in diesem Jahr) in der Regel nur ein lockerer Aufgalopp sind, muss Zverev fast immer schon an seine Grenzen gehen. Doch den gebürtigen Hamburger kümmert das wenig. «Am Ende geht es darum, einen Weg zu finden, die Partie zu gewinnen. Und das ist mir oft gelungen.»

Die letzten elf Fünf-Satz-Matches bei Grand-Slam-Turnieren hat Zverev nun gewonnen, teilte die Herren-Organisation ATP in New York mit. «Dafür arbeitet man in der Vorbereitung, dass man körperlich und mental bereit ist, diese Partien zu gewinnen», sagte Zverev. Doch die hohe Belastung zum frühen Zeitpunkt der Turniere könnte auch ein Grund dafür sein, dass Zverev der ganz grosse Durchbruch in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York bislang nicht gelungen ist.

Zwei Mal Viertelfinale in Paris - das ist bislang alles für den ATP-Weltmeister des vergangenen Jahres auf Grand-Slam-Ebene. In diesem Jahr verlor er bei den French Open gegen Novak Djokovic und war dabei völlig chancenlos. Wohl auch, weil er in den vier Runden zuvor drei Mal über die volle Distanz gehen musste. Ein Jahr zuvor war Zverev im Viertelfinale gegen den Österreicher Dominic Thiem so sehr angeschlagen, dass er ebenfalls in drei Sätzen verlor. Davor war er in drei von vier Runden wieder über fünf Sätze gegangen.

«Um ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen, muss alles passen. Man muss versuchen, auf dem Weg dorthin so wenig Energie wie möglich zu verlieren», sagte Boris Becker. Nimmt man den Ratschlag der deutschen Tennis-Legende zum Massstab, dann hat Zverev kaum noch eine Chance auf den Titel in New York. Bereits mehr als sechs Stunden stand er in seinen ersten beiden Runden auf dem Platz.

Lendl, von dem sich Zverev Ende Juli mit nicht ganz feinen Sätzen (Seine Hauptthemen seien gerade Golf und sein kleiner Hund) getrennt hatte, meinte: Man müsse sich die Anfangsphasen seiner Matches ansehen. «Wenn er in Führung geht oder seine Führung sogar ausbaut, dann ist er grossartig», sagte die ehemalige Nummer 1 der Welt. Im November hatte Zverev mit Lendl bei der ATP-WM der besten acht Profis des Jahres seinen bislang grössten Titel gewonnen - nun scheint er wieder in Form zu kommen.

In New York könnten die langen Matches für Zverev sogar ein Vorteil sein. Da die Saison bislang nicht optimal verlaufen ist, fehlt dem Weltranglisten-Sechsten die Matchpraxis. Ein Umstand, den auch Angelique Kerber als Grund für ihr frühes Aus in New York anführte. Doch während Kerber bei den US Open erneut keinen Weg fand, enge Spiele für sich zu entscheiden, ist Zverev immer noch im Turnier.

Insgesamt wirkt Zverev wieder stabiler als noch vor dem Turnier. Der Aufschlag kommt stabiler, gegen Tiafoe servierte er 22 Asse. Und auch sonst liess er sein Können öfter aufblitzen. Gute Voraussetzungen also für sein Match gegen Bedene am Samstag. «Ich habe viele positive Dinge gesehen, auch wenn auch noch einige dabei waren, die ich besser machen kann. Aber ich bin bereit», sagte Zverev. Notfalls auch wieder für fünf Sätze.

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