Petra Kvitova: «Ich vertraue Leuten nicht mehr. Vor allem Männern»
Im Dezember 2016 wurde Petra Kvitova Opfer einer Attacke. Obwohl sie zum Erfolg zurückkehrte, ist sie nicht mehr dieselbe. Vertrauen zu fassen fällt ihr schwer.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Chirurgen gaben Kvitova kaum eine Chance, an die Spitze zurückzukehren.
- Dennoch gewann sie seit ihrem Comeback acht Titel und wurde die Nummer 2 der Welt.
- Trotzdem: Ihre Wunden sind nur äusserlich verheilt.
Die Messer-Attacke auf Petra Kvitova erschütterte die Tennis-Welt. Die zweifache Wimbledon-Siegerin wurde im Dezember 2016 in ihrer eigenen Wohnung überfallen. Als sie sich gegen den bewaffneten Eindringling zur Wehr setzte, zog sie sich Messer-Verletzungen an der Hand zu.
Die Tschechin wurde notfallmässig operiert. Die Chance auf eine Rückkehr zum Profitennis: klein. Der behandelnde Chirurg zweifelte daran, dass Petra Kvitova je wieder Tennis auf höchstem Niveau spielen würde.
Comeback nur wenige Monate nach der Operation
Entgegen aller Prognosen wagte die 29-Jährige das Comeback schon an den French Open 2017. Sie schied in der zweiten Runde aus, gewann dafür aber mit Birmingham das zweite Turnier nach ihrer Rückkehr.
In der Folge kämpfte sie sich in die Top 10 zurück. Sie gewann seit ihrem Comeback acht Turniere und erreichte an den Australian Open 2019 den Final. Anfang Jahr war sie zeitweise die Nummer Zwei der Welt.
Wunden verheilten nur äusserlich
Sportlich läuft es bei Petra Kvitova also wieder besser. Auch wenn sie derzeit leicht am Unterarm verletzt ist: Die Wunden der Messerattacke sind verheilt. Zumindest äusserlich.
Im Interview mit dem britischen «Guardian» sprach sie über das prägende Erlebnis.
«Ich hatte definitiv Glück, Glück im Unglück. Wenn ich ehrlich bin, könnte ich jetzt auf dem Friedhof liegen», sagte Kvitova. Sie habe viel über sich selber gelernt: «Ich wusste, dass ich auf dem Platz eine Kämpferin bin. Ich wusste nicht, dass ich das auch neben dem Platz bin.»
«Ich vertraue Leuten nicht mehr. Vor allem Männern.»
Aber ganz die Alte ist die als freundlich und zuvorkommend bekannte Profispielerin noch nicht. Und wird sie vielleicht auch nie mehr sein.
«Ich bin sehr lange nicht rausgegangen. Ich habe mich mit Leuten umgeben, die ich kenne, vor allem mit meiner Familie. Weil ich niemandem mehr trauen konnte. Das ist das Schlimme daran», so Kvitova unter Tränen.
«Ich vertraue Leuten nicht mehr. Vor allem Männern. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich single bin.»
Therapie hat Petra Kvitova geholfen
In ein Taxi mit einem Mann steigen: unmöglich. Wenn sie in der Stadt unterwegs ist, rennt sie fast.
«Manchmal habe ich diese riesige Angst, dass jemand hinter mir her ist.» Kvitova ging deswegen zeitweise in die Therapie. «Das hat sehr geholfen», sagt sie.
Zwölf Monate nach der brutalen Attacke wurde der Täter Radim Zondra festgenommen. Im März wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt. Zumindest ein kleiner Lichtblick für Petra Kvitova.