Djokovic siegt im längsten Wimbledon-Finale gegen Federer

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Grossbritannien,

Längstes Finale, zwei Matchbälle für den späteren Verlierer, erstmals ein Wimbledon-Endspiel mit Tiebreak im fünften Satz: Dieses Endspiel zwischen Novak Djokovic und Roger Federer hatte keinen Verlierer verdient. «Episch», kommentierte Tennis-Ikone Billie Jean King.

Novak Djokovic hält die Wimbledon-Trophäe zum fünften Mal in seinen Händen. Foto: Victoria Jones/PA Wire
Novak Djokovic hält die Wimbledon-Trophäe zum fünften Mal in seinen Händen. Foto: Victoria Jones/PA Wire - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Ende des längsten Endspiels der Wimbledon- Historie kaute Novak Djokovic genüsslich auf einem Stück Rasen und küsste die Trophäe, Roger Federer nahm tröstende Worte von Herzogin Kate entgegen.

In einem irren Tennis-Drama über fünf Sätze und fast fünf Stunden hat sich der serbische Weltranglisten-Erste zum fünften Mal zum Wimbledon-Champion gekrönt und die Hoffnungen von Federer auf den nächsten grandiosen Coup zerstört.

Der serbische Weltranglisten-Erste rang den achtmaligen Wimbledonsieger aus der Schweiz mit 7:6 (7:5), 1:6, 7:6 (7:4), 4:6 und 13:12 (7:3) nieder. «Das war das aufregendste Finale mit dem grössten Nervenkitzel, in dem ich jemals Teil war. Unglücklicherweise musste einer in diesem Spiel verlieren», sagte Djokovic, der bei 7:8 im fünften Satz zwei Matchbälle Federers abgewehrt hatte.

Aufschlagverluste auf beiden Seiten steigerten die Spannung bis zum allerletzten Punkt, schliesslich jubelte nach 4:57 Stunden wie im Vorjahr Djokovic. Zuvor hatten sich 2008 der Spanier Rafael Nadal und Federer mit 4:48 Stunden das bis dato längste Endspiel geliefert, auch damals verlor der Schweizer.

«Ich werde versuchen, es zu vergessen», scherzte Federer und konnte schon wieder lachen: «Das war verrückt. Es war grossartig. Ich hoffe, ich gebe anderen Leuten die Chance zu glauben, dass es mit 37 Jahren noch nicht vorbei ist. Ich habe alles gegeben, ich fühle mich gut.» Letztlich kosteten den Rekordsieger drei schwächere Tiebreaks einen weiteren Titel im All England Club. «Tennis ist in jedem Fall der Sieger», twitterte die deutsche Damen-Chefin Barbara Rittner.

Erlöst streckte Djokovic die begehrte Trophäe in die Höhe, sein Sohn klatschte auf der Tribüne, seine Eltern lagen sich erlöst und begeistert in den Arme. Auch Federers vier Kinder waren unter den Zuschauern. Sie mögen die goldene Trophäe lieber, witzelte Vater und Ehemann Federer: «Es ist alles gut.» Djokovic meinte: «Jeder hat gelitten, denke ich.»

Der 32-jährige Djokovic ist der Erste, der sich nach einem Fünf-Satz-Match in einem Tiebreak zum Wimbledonsieger kürte. Die Regelung wurde erst in diesem Jahr eingeführt. Der frühere Schützling von Boris Becker wiederholte seinen Erfolg aus dem Vorjahr und trug sich nach 2011, 2014, 2015 und 2018 erneut in die Siegerliste des bedeutendsten Tennis-Turniers ein. «Ein unglaubliches Finale», meinte Tennis-Ikone Rod Laver. Herzogin Kate sagte in den Katakomben: «Das war beeindruckend.»

Der frühere Branchenprimus Federer wirkte auch dank seines phänomenalen Aufschlags in dem Traum-Finale gegen den Topgesetzten lange als der bessere Spieler und hatte Chancen, sich zum ältesten Grand-Slam-Sieger der Geschichte bei den Herren zu krönen. Im fünften Satz gab Djokovic zunächst eine 4:2-Führung wieder her, Federer konnte bei 8:7 zwei Matchbälle nicht nutzen: Erst flog eine Vorhand seitlich ins Aus, beim zweiten passierte ihn Djokovic am Netz. «Im Moment schmerzt es», sagte Federer: «Vielleicht werde ich wie auf 2008 zurückblicken und denken, es war nicht so schlecht.»

Der Weltranglisten-Erste Djokovic nutzte gleich seinen ersten Matchball und beendete die diesjährigen Ambitionen von Federer auf den neunten Wimbledon-Titel. Nur die US-Amerikanerin Martina Navratilova hat dieses Grand-Slam-Turnier in London bislang neunmal für sich entschieden. Djokovic rückte jetzt mit seinem insgesamt 16. Titel bei einem der vier grössten Tennis-Turniere bis auf zwei Trophäen an Rafael Nadal und auf vier an Federer heran. Doch die Tennis-Welt staunt nach diesem finalen Schlussakt des zweiwöchigen Rasenspektakels auch wieder über den nimmermüden Federer.

Als der 32-jährige Serbe um 14.01 Uhr Ortszeit wenige Meter vor Federer die bis an den Rand gefüllte, wichtigste Stätte der Sportart betrat, war noch längst nicht abzusehen, welch Drama sich entwickeln würde. Die Frage, ob der Titelverteidiger insbesondere deswegen im Vorteil ist, weil er fünf Jahre jünger ist, hatte zuvor die Debatten bestimmt, wurde aber nach diesem Kampf obsolet.

An einem bedeckten und kühleren Wimbledon-Tage klatschten auch Prinz William und Herzogin Kate in der ersten Reihe der königlichen Loge, wenn Federer mit Eleganz und Leichtigkeit seinen Kontrahenten in die Defensive trieb. Souverän hielt der Maestro vor 15.000 Zuschauern weiter seine Aufschlagspiele - und das gegen den Branchenprimus, der für seine hervorragenden Returns bekannt ist. Erst bei 5:2 im vierten Satz gab der Schweizer erstmals seinen Aufschlag ab, rettete sich aber in den fünften Durchgang - und das Drama spitzte sich immer mehr zu: «Ein episches Männer-Finale», schrieb Tennis-Ikone Billie Jean King.

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