Wawrinka über Davis Cup: «Mit diesem Team kann man einiges schaffen»
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz schlägt am Davis Cup Deutschland mit 3:2.
- Der eigentliche Matchwinner war aber Marc-Andrea Hüsler (ATP 53).
Das Schweizer Davis-Cup-Team gehört nach dem dramatischen 3:2-Sieg in Deutschland erstmals seit dem Gewinn 2014 wieder zur Elite. Die Mischung aus Alt und Jung stimmt wieder.
Am Ende lohnte sich die Rückkehr Stan Wawrinkas (ATP 135) in den Davis Cup nach knapp acht Jahren auch noch resultatmässig. Nachdem der dreifache Grand-Slam-Champion für seine jüngeren Teamkollegen bereits als Inspiration viel gebracht hatte, gewann der 37-jährige Waadtländer auch das alles entscheidende Einzel gegen Daniel Altmaier (ATP 91).
Ohne zu brillieren, aber mit der ihm schon immer eigenen Hartnäckigkeit. Ausgerechnet der «Oldie» bestritt als einziger Spieler drei Partien in zwei Tagen – insgesamt fast sechseinhalb Stunden stand er auf dem Platz.
Hüsler ein echter Teamleader
Der eigentliche Matchwinner war aber Marc-Andrea Hüsler (ATP 53), einer der Aufsteiger des letzten Jahres. Nach einem zittrigen Start am Freitag gewann der Zürcher beide Einzel, am Samstag mit einem brillanten Auftritt gegen den zweifachen Masters-Sieger Alexander Zverev (ATP 14). «Das gehört sicher zu den schönsten Matches meiner Karriere», meinte der 1,96 m grosse Linkshänder strahlend, der im vergangenen Herbst in Sofia gegen den mittlerweile in die Top Ten vorgestossenen Holger Rune seinen ersten ATP-Titel feierte.
Hüsler hat sich innert kürzester Zeit zum Leader dieses Teams gemausert. Mit seinen 26 Jahren bringt er die richtige Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Frische mit, seine Coolness macht ihn zum ruhigen Pol. Nach einigen Jahren in den Niederungen mit Partien gegen Tennis-Nonvaleurs wie Peru, Estland oder Libanon darf man nun die Blicke wieder höheren Aufgaben widmen. Nach dem ersten Sieg gegen Deutschland im zehnten Anlauf herrscht im Team von Captain Severin Lüthi eine regelrechte Euphorie.
Träumen wieder erlaubt
Wawrinka jedenfalls genoss seine Rückkehr nach fast acht Jahren in vollen Zügen. «Das war genau die Art Match, die ich brauche», meinte der Waadtländer. «Es war hart, aber ich habs zu Ende gekriegt.»
Erst zum zweiten Mal in seiner Karriere – nach 2011 in Sydney gegen Lleyton Hewitt – gewann er ein entscheidendes fünftes Spiel für die Schweiz. Hinter Hüsler und Wawrinka lauern mit dem 20-jährigen Dominic Stricker und dem nur ein halbes Jahr älteren Leandro Riedi zwei ganz junge Spieler.
Auch deshalb traut Wawrinka diesem Team eine Menge zu. «Ich bin froh, dass ich für meine Teamkollegen den dritten Punkt holen konnte, denn sie haben in den letzten Monaten darum gekämpft, der Schweiz wieder den ihr zustehenden Platz zu sichern. Ja, mit diesem Team kann man auf jeden Fall etwas machen.» Sogar eine Wiederholung des Triumphs von 2014 in Lille, bei dem Wawrinka im Final der überragende Mann war?
Marc-Andrea Hüsler zeigt sich vorsichtig optimistisch. «Wir sind eine junge Mannschaft mit Spielern, die daran sind, sich zu entwickeln. Wir werden alle sechs Monate besser und pushen uns gegenseitig», sagt er. «Es ist noch weit weg, aber wir können sicher einmal vom Titel träumen.»
Argumente für Rückkehr zum alten Modus
Noch etwas unklar ist der Modus für die kommenden Jahre. Die prickelnde Atmosphäre in der zweimal mit 4000 Zuschauern voll besetzten Arena in Trier ist ein starkes Argument für eine Rückkehr zum alten Modus mit Heimspielen.
Vorerst geht es aber vom 12. bis 17. September mit vier Vierergruppen in Valencia, Manchester, Bologna und Rijeka weiter. Dann wird wieder jeweils an einem Tag mit zwei Einzeln und einem – oft bedeutungslosen – Doppel gespielt.
Jeweils die zwei Gruppenbesten erreichen die Viertelfinals, die wie die Halbfinals und der Final ab 20. November in Malaga stattfinden werden.