NFL: Chiefs & Ravens Top, Schiris & Lions Flop
Swift im Stadion hin oder her – die Chiefs gewinnen weiter! Die Ravens kommen in Fahrt, umstrittene Schiri-Entscheidungen entfachen alte Diskussionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Chiefs sind wieder Ligaspitze – für einmal dank starker Defensive.
- Die NFL hat ihren Umgang mit Schiedsrichter-Fehlentscheidungen zu hinterfragen.
- Die Ravens sind das beste Team des Nordens.
Das siebte Wochenende der NFL hatte einige Überraschungen zu bieten. Die 49ers unterliegen den Vikings unter Monday-Night-Scheinwerferlicht in Minnesota.
Im wichtigen Divisionsduell bezwingen die kriselnden Patriots überraschend den Divisionsleader Buffalo und die Baltimore Ravens holen die hochgejubelten Lions mit einer ordentlichen Klatsche zurück auf den Boden der Tatsachen.
Ausserdem sorgen Schiedsrichterentscheidungen einmal mehr für Schlagzeilen. Also eigentlich fast alles wie beim Alten? Das nehmen wir mit aus NFL-Woche-7.
Chiefs: Die Defensive macht’s
Man könnte das Narrativ jetzt so drehen, dass Taylor Swifts Stadionpräsenz irgendwie als Ursache des Höhenflugs der Kansas City Chiefs auszumachen ist – immerhin haben sie mit dem Popstar auf den Rängen noch kein Spiel verloren. Wir lassen aber davon ab.
Einerseits aus Mitleid mit jenen Fans, die langsam die Nase voll haben vom Swiftie-Hype. Andererseits aber auch aus dem einfachen Grund, dass die Siegesserie einen klaren Urheber hat. Und dieser heisst für einmal nicht Patrick Mahomes – sondern Steve Spagnuolo.
Der Defensiv-Koordinator stand in den vergangenen Jahren des Öfteren in der Kritik, weil seine meist überforderte Defensive nicht mit der fulminanten Offensive um Mahomes, Kelce und Co. mithalten konnte.
Heuer kann Spagnuolo erstmals seit Langem auf ein defensives Kader setzen, das auf jeder Positionsgruppe bespickt ist mit Leistungsträgern. Und prompt scheint sich das Blatt gewendet zu haben. In dieser Saison ist es überwiegend die gut gecoachte Chiefs-Defensive, die einer wenig überzeugenden Offensive den Allerwertesten retten muss – ausser am Wochenende gegen die Chargers, da waren beide Units unschlagbar.
Gegen die Chargers wirft Patrick Mahomes 424 Yards und 4 Touchdowns. Gleichzeitig lässt die Chiefs-Defensive in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Punktgewinn der Chargers zu. Das Resultat, wenn Offensive und Defensive gleichsam überzeugen: Ein verdienter 31-zu-17-Sieg gegen einen starken Divisionsrivalen.
An dieser Stelle sei noch der Freund von Taylor Swift erwähnt: Travis Kelce fängt gegen die Chargers seinen 50. Touchdown-Pass von Patrick Mahomes – dem Kumpel vom Freund von Taylor Swift.
Damit sind Mahomes und Kelce jetzt auf Platz vier der produktivsten Quarterback-Tight-End-Duos der NFL-Geschichte.
Die NFL muss besser mit Schiri-Fehlentscheidungen umgehen
Einmal mehr sorgen die Männer im schwarz-weiss gestreiften Dress am Wochenende für Diskussionsstoff in der NFL. In Woche 7 fallen gleich mehrere Schiedsrichtercrews mit fragwürdigen Entscheidungen auf.
So zum Beispiel im Sunday-Night-Spitzenspiel zwischen den Miami Dolphins und den Philadelphia Eagles: Bei einem kritischen vierten Versuch der Dolphins im dritten Viertel übersehen die Schiedsrichter, wie Eagles-Corner James Bradberry Dolphins-Receiver Cedrick Wilson Jr. in die Gesichtsmaske greift und ihn am Passfang hindert. Es ist nur eine von vielen Fehlentscheidungen der Unparteiischen.
Noch doller trifft es die Indiannapolis Colts am Sonntagabend. Bei einer Führung von 38 zu 33 gegen die Cleveland Browns wird ihnen 40 Sekunden vor Schluss ein spielentscheidender Fumble aberkannt. Colts-Cornerback Darell Baker Jr. soll seinen Gegenspieler während des Spielzuges gehalten haben.
Gleich im Anschluss steht erneut Baker Jr. im Fokus: Schiedsrichter Shawn Smith und seine Crew ahnden ihn in der Redzone für eine angebliche Passbehinderung, obschon sein Gegenspieler keine Chancen auf den Ball hatte. Beide Entscheidungen sind gemäss Regelwerk äusserst fragwürdig. Die Browns können den letzten der vier neugewonnen Versuche verwerten und gewinnen in Extremis mit 39 zu 38.
Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern in entscheidenden Momenten sind auch in der NFL nichts Neues. Die NFL verfügt seit Jahrzehnten über ein ausgeklügeltes Videobeweissystem. Angesichts dessen ist es umso unverständlicher, dass die NFL krampfhaft an den jetzigen Regeln für Video-Reviews bei Strafen festhält.
Stand heute können Flaggen – so auch jene für genickbrechende Pass-Interference-Calls – nicht nach Videokonsultation zurückgenommen werden. Mit dieser Beharrlichkeit und Intransparenz bei Fehlentscheidungen tut die NFL in der Schiedsrichterdiskussion letztlich nur eines: Sie befeuert konspirative Stimmen. Es muss sich was ändern.
Ravens sind Könige des Nordens
Nach ihrem Höhenflug der letzten paar Wochen erleiden die Detroit Lions am Sonntagabend eine Bruchlandung auf dem Boden der Tatsachen. Verursacher dieser Bruchlandung sind die Baltimore Ravens, allen voran Quarterback Lamar Jackson, der seinerseits so beflügelt aufspielt wie seit Langem nicht mehr.
Der laufstarke Jackson zerlegt die Lions für einmal über den Lüften. Er wirft 357 Yards, drei Touchdowns und erläuft einen. Mit einer Completion-Rate von 78 Prozent schrammt er nur knapp am perfekten Quarterback-Rating vorbei (155.8 von 158.3).
Im Vorfeld der Saison wurde die neuformierte Ravens Receiver-Gruppe als das angepriesen, was sie in Lamar Jacksons Zeit bei den Ravens noch nie wirklich war: brauchbar. Neuzugänge wie Rookie Zay Flowers und Veteran Odell Beckham Jr. sollten jenes Passtalent von Lamar Jackson wiederentfachen, dass er in seiner MVP-Saison 2019 phasenweise an den Tag legte.
Bisher schien sich die langjährige Tradition von schwachem Receiver-Play jedoch fortzusetzen: Fallengelassene Bälle und Verletzungen in der Receiver-Gruppe kostete den Ravens zuletzt Spiele. Gegen die Detroit Lions sind alle Passempfänger fit und lassen kaum einen von Jacksons Pässen fallen.
Interessant: Kein Receiver erreicht dabei die 100-Yard-Marke. Stattdessen bedient Jackson sechs verschiedene Passempfänger für jeweils über 30 Yards Raumgewinn.
Auf der anderen Seite enttäuschen die Lions auf ganzer Linie. Die Absenz von Running Back David Montgomery macht sich von Beginn an bemerkbar. Gegen den explosiven Pass-Rush der Ravens kommt Quarterback Jared Goffs Schwäche unter Druck zum Vorschein.
Letztlich muss sich die Klatsche allerdings auch eine ungenügende Defensive auf die Kappe nehmen. Jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse aus diesem Realitätscheck zu ziehen.