NFL: Das sind die Gewinner und Verlierer nach Week 5
In der NFL zerbrechen gerade alte Dynastien und neue entstehen. Drei Gewinner und drei Verlierer des fünften Spieltags.
Das Wichtigste in Kürze
- Die 49ers jagen einen Rekord nach dem anderen.
- Die Patriots sind ein Schatten ihrer selbst.
- Einmal mehr klagen Spieler über Verletzungen auf Kunstrasen.
Die NFL hat in seinen 103 Jahren viele Dominatoren kommen und gehen gesehen. Aktuell spielt sich das letzte Zucken eines gefallenen Riesen in New England ab. Gleichzeitig entsteht in San Francisco etwas Grosses.
In Detroit werden die dunklen Jahre der Brotlosigkeit vergessen gemacht. Diese und andere Geschichten von Gewinnern und Verlierern aus NFL-Woche-5.
Gewinner
San Francisco 49ers (5-0)
Die Niners gewännen nur gegen Underdogs, hat es geheissen. Nichts da. In der Nacht auf Montag bestehen die Niners auch die Bewährungsprobe gegen die 3-und-1-Dallas-Cowboys – und das ohne Probleme. Das 42 zu 10 im Levi’s Stadium ist eine reine Machtdemonstration.
Die Truppe um Sensations-Quarterback Brock Purdy dominiert die historisch starke Cowboys-Defensive und baut ihre Siegesserie in der Regular Season auf fünfzehn Spiele aus. Damit egalisieren die Niners ihren eigenen NFL-Rekord aus den Jahren 1989/1990 – in beiden Saisons gewannen sie den Super Bowl.
Running Back Christian McCaffrey fehlen nur noch zwei Spiele mit Touchdown-Beteiligung, um den Rekord für die meisten Spiele in Folge mit mindestens einem Touchdown einzustellen (17). Purdy hat das mit Abstand beste Passer-Rating aller Quarterbacks in den ersten zehn Karriere-Starts (121.1). Der letztjährige «Mr. Irrelevant» mischt im MVP-Rennen ganz vorne mit. Mit ihm entsteht in San Francisco ein NFC-Powerhouse, an dem auf dem Weg zum Super Bowl wohl kein Weg vorbeiführen wird.
Verlierer
New England Patriots (1-4)
Knapp zwei Jahrzehnte lang lag die NFL in den Klauen der Patriots-Dynastie. Mit Headcoach Bill Belichick und Quarterback Tom Brady am Ruder gewann New England in dieser Zeit sechs Mal den Super Bowl, stand dreizehn Mal im AFC-Championship Spiel. Bill Belichik ist noch da, Brady ist seit nun drei Jahren weg – und mit ihm der Erfolg. In den drei Saisons seit Bradys Abgang haben die Patriots eine Bilanz von 26 Siegen zu 29 Niederlagen.
Nach einer verkorksten 2022-Saison rücken die Playoffs auch heuer in weite Ferne für die erfolgsverwöhnten Patriots. Vergangene Woche setzte es gegen die Cowboys die höchste Klatsche in Belichicks Trainerkarriere (3-38).
Am Sonntag blamieren sie sich gegen die New Orleans Saints erneut. 0-34 heisst es am Schluss. Es ist die höchste Zu-Null-Heimniederlage der Vereinsgeschichte. 2016 blieben die Patriots zuletzt punktelos in einem Spiel – beim damaligen 0 zu 16 gegen die Bills war Brady gesperrt.
Lange wurde diskutiert, wem die langjährige Erfolgsserie, die in der Sportwelt seinesgleichen sucht, mehr zu verdanken war – Kult-Coach Belichick oder GOAT Brady. Angesichts der jüngsten Ergebnisse erhärtet sich die Annahme, dass es wohl vor allem an letzterem lag. Trotz sechs Super Bowls werden jetzt bereits Stimmen laut, die Belichiks Abdankung fordern.
Gewinner
Detroit Lions (4-1)
Die Detroit Lions haben Spass – und es macht Spass, ihnen zuzusehen. Beim 42-zu-24-Sieg gegen die Carolina Panthers am Sonntag holt Cheftrainer Dan Campbell so manchen Spielzug aus der Trickkiste. So zum Beispiel jener Ende des dritten Viertels: Lions Center Frank Ragnow snapt den Ball durch die Beine von Quarterback Jared Goff direkt zu Running Back David Montgomery. Dieser holt sich das First Down und zwei Spielzüge später Goff den Touchdown.
.@Lions Ben Johnson’s (OC) creativity never stops. Never seen this one before #onepride #BaldysBreakdowns pic.twitter.com/OGC3m78J4m
— Brian Baldinger (@BaldyNFL) October 9, 2023
Nach etwas Anlaufschwierigkeiten ist die Laufoffensive nun richtig in Fahrt gekommen. Neben durchschnittlich 141 Rushing-Yards werfen sie ausserdem 243 Yards pro Spiel. Damit sind sie die viertbeste Offensive der Liga.
Die Analyseplattform PFF führt Jared Goff als besten Quarterback der ersten fünf Spielwochen. Wenn sein Team so weiter macht, dürfen Lions-Fans ohne Hemmungen vom ersten Super Bowl der Vereinsgeschichte träumen.
Verlierer
Denver Broncos (1-4)
«Eines der schlechtesten Coachings der NFL-Geschichte», so beurteilte Neo-Broncos-Coach Sean Payton in der Sommerpause die Arbeit von Vorgänger Nathaniel Hackett. Dieser steht mittlerweile als Offensivkoordinator bei den Jets an der Seitenlinie. In der Nacht auf Montag kam es zum Duell zwischen den beiden – mit dem peinlicheren Ende für Sean Payton.
Seine Denver Broncos verlieren 21-31 gegen die New York Jets, die Payton damals obendrauf höhnisch als «Offseason-Champs» bezeichnet hatte. Das Social-Media-Team der Jets spart nach dem Sieg keine Häme.
Erneut lässt die historisch schwache Defensive über 30 Punkte zu – dabei war sie im Vorjahr noch der Lichtblick in Denver. Einmal mehr sind die vielen Turnovers letztendlich der Genickbruch der Broncos (3 Fumbles).
Mit einer Bilanz von einem Sieg zu vier Niederlagen stehen die Denver Broncos mit Sean Payton nach Woche 5 sogar noch schlechter da als vor einem Jahr unter dem «schlechtesten Coach» Nathaniel Hackett.
Gewinner
Cincinnati Bengals (2-3)
Bei Joe Burrow und den Bengals funktionierte bis anhin nicht viel. In den ersten vier Wochen erzielten sie gerade mal durchschnittlich einen Touchdown pro Spiel – Ligaschlusslicht.
Nach der Niederlage gegen die Titans am vergangenen Wochenende tat Star-Receiver Ja’marr Chase seinen Frust über die stagnierende Offensive dann in einem Interview kund: «Ich stehe ver****t nochmal immer offen», kritisierte er das eintönige Playcalling von Cheftrainer Zac Taylor.
Taylor scheint sich die konstruktive Kritik seines Spielers zu Herzen genommen zu haben. Chase erhält den Ball gegen die Cardinals ganze fünfzehn Mal und stellt damit eine neue Franchise-Bestmarke auf.
Er erzielt ausserdem 192 Yards und drei Touchdowns und bringt die Bengals fast im Alleingang wieder auf Siegeskurs. Die Leitung zu Quarterback Joe Burrow steht wieder – und Coach Zac Taylor kann zumindest für eine Woche durchschnaufen.
Verlierer
Buffalo Bills (3-2)
Die Buffalo Bills verlieren im London-Spiel gegen die Jacksonville Jaguars mit 20 zu 25. Viel schmerzhafter als die zweite Niederlage der Saison sind jedoch die herben Verluste in der Defensive: All-Pro-Linebacker Matt Milano zieht sich einen Beinbruch und Kreuzbandriss zu, Defensive Tackle DaQuan Jones eine Brustmuskelverletzung.
Somit fallen nach Tre'Davious White (Achillessehnenriss) in der Vorwoche die nächsten Leistungsträger für längere Zeit aus.
Einmal mehr klagen Spieler über die künstliche Spielunterlage als mögliche Ursache der Verletzungen. Cornerback Taron Johnson, der ebenfalls wegen einer Knieverletzung behandelt werden musste, zeigte sich frustriert über den Rasen: «Dieser Rasen ist schrecklich. Nehmt ihn raus.»
Reporter Ryan O’Halloran zitiert einen ungenannten Bills-Spieler: «Wir sind den ganzen Weg nach London gekommen, um auf Zement zu spielen?» Nächsten Sonntag müssen die Baltimore Ravens gegen die Tennessee Titans auf dem Tottenhamer Kunstrasen ran.