Skandal-Profi Antonio Brown: Die Steinschleuder und der Ring
Nach skandalträchtigen Jahren ist Antonio Brown zurück und steht gleich im Super Bowl. Für Kritiker gehört er allerdings nicht auf das Football-Feld, sondern ins Gefängnis.
Das Wichtigste in Kürze
- Die vergangenen Jahre im Leben des Antonio Brown verliefen durchaus turbulent.
Und das könnte sogar als leichte Untertreibung durchgehen.
Denn dass der 32-Jährige am Sonntag mit Tampa Bay im Super Bowl spielt, hätte er womöglich selbst nicht mehr geglaubt. «Ich bin dankbar. Extrem dankbar», sagt Brown. Er gilt selbst in der an Skandalen nicht gerade armen Football-Liga NFL als ungehobelte Ausnahmeerscheinung, als jemand, der seine Karriere mit Vollgas selbst gegen die Wand gefahren hat.
Brown hat sozusagen auf und neben dem Platz nur wenig ausgelassen, um nicht negativ aufzufallen. Dabei verlief die Laufbahn des Wide Receivers in den ersten acht Jahren relativ geräuschlos und sportlich beeindruckend. Doch 2018, er spielte für Pittsburgh, kamen die ersten negativen Schlagzeilen.
Brown warf Möbel aus dem 14. Stock und traf dabei fast ein zwei Jahre altes Kind. Der Wechsel nach Oakland 2019 brachte die Lawine endgültig ins Rollen. Dort fiel Brown durch mehrere verpasste Trainingseinheiten und die Sturheit auf, seinen mittlerweile von der Liga verbotenen Helm weiter tragen zu wollen. Im September 2019 wurde er entlassen, dasselbe Schicksal ereilte ihn wenige Wochen später bei den New England Patriots.
Schwerwiegender als seine sportlichen Verfehlungen dürften aber seine privaten gewesen sein. Nach Meinung vieler Fans gehört Brown schlichtweg ins Gefängnis und nicht auf ein Football-Feld. Immer neue Vorwürfe der Vergewaltigung und Bedrohung gegen den NFL-Star tauchten im Laufe der Zeit auf. Browns Anwalt wies 2019 in einem Statement die damaligen Vorwürfe gegen seinen Mandanten als falsch zurück.
All das hat die Tampa Bay Buccaneers um Superstar Tom Brady nicht davon abgehalten, Brown für ein im Vergleich zu seinen früheren Verträgen geringes Grundgehalt zu verpflichten. Die ersten acht Wochen der Saison war er von der Liga gesperrt gewesen. Verstoss gegen den Verhaltenskodex. Dann startete Brown sportlich durch und findet sich nun im Super Bowl gegen die Kansas City Chiefs wieder.
«Ich habe es nicht nur meinen Zweiflern, sondern auch mir selbst bewiesen. Ich kann immer noch auf höchstem Level Football spielen», sagt Brown. Es gehe ihm darum, seine Emotionen zu kontrollieren. «Du darfst keine Steinschleuder sein, wenn dich jemand attackiert. Man muss vergeben und optimistisch sein.»
Mit dieser neuen Einstellung will Brown nun seinen ersten Super-Bowl-Ring. Zu verdanken hat er diese Chance auch Brady. «Er hat mir dabei geholfen, als Mensch zu wachsen. Er hat sichergestellt, dass ich einen Plan habe und mich von Nebengeräuschen nicht ablenken lasse», sagt der Passempfänger.
Brady sieht zumindest die sportlichen Qualitäten Browns als erstklassig. «Er hat einen unglaublichen Football IQ», sagt der 43-Jährige. «Zwischen Antonio und mir besteht einfach eine gute Verbindung. Es fing damit an, dass ich keine Vorurteile hatte oder Vorstellungen davon, wie etwas laufen könnte. Ich versuche erst einmal, jemanden kennenzulernen.»
Bei all den warmen Worten ist auch klar, dass es für Brady einzig und allein darum gehen dürfte, seinen siebten Super Bowl zu gewinnen. Und da gibt ihm Brown neben Mike Evans und Chris Godwin einfach eine weitere erstklassige Anspielstation. Deshalb müht man sich bei den Bucs auch redlich, Brown in ein gutes Licht zu rücken. «Seine Einstellung und seine Arbeitsmoral sind einfach spektakulär», sagte Manager Jason Licht. Finanziell würde sich der Triumph im Super Bowl für Brown lohnen. Er bekäme einen Bonus von 750.000 Dollar - und müsste dafür nicht einmal spielen.