Beat Feuz über Marcel Hirscher, seinen Ansporn und die Klimadebatte

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Kanada,

Beat Feuz erklärt vor dem Saisonstart in Lake Louise, warum er vollstes Verständnis für Marcel Hirschers Rücktritt hat, er selber aber keine Motivationsprobleme kennt.

Beat feuz
Beat Feuz sprüht trotz elf Knie-Operationen vor Tatendrang. - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Beat Feuz, vor kurzem sagten Sie, alles was jetzt noch komme, sei Zugabe. In welchem Stadium der Karriere sehen Sie sich?

«Am Anfang stehe ich definitiv nicht mehr. Ich hoffe, ich habe noch ein paar schöne Jahre auf der Tour, in denen ich vorne mitfahren kann. Allerdings bin ich in einem Alter, in welchem es auch jederzeit vorbei sein kann.»

Für den Rücktritt von Marcel Hirscher zeigten Sie vollstes Verständnis. Selber dachten Sie aber noch nie ans Aufhören. Was hält Sie von solchen Gedanken ab?

«Bei ihm war die Situation eine andere. Wenn du acht Jahre lang der dominierende Mann bist, du alles mehrfach gewonnen hast und du den Wunsch verspürst, mehr Zeit für die Familie zu haben, dann ist es verständlich, dass du an den Punkt gelangen kannst, an dem du nicht mehr zu 100 Prozent hinter dem Ganzen stehst. Bei mir sieht es anders aus. Ich habe auch eine Familie, verpasste aber einige Jahre durch Verletzungen und war nicht so lange dominant. Da hast du eher das Bedürfnis, dranzubleiben.»

Hirscher setzten die vielen Entbehrungen zu. Was kommt in Ihrem Leben als Skirennfahrer zu kurz?

«Nichts. Irgendwie lässt sich alles einteilen. Und sonst bist du selber schuld.»

Wie gelingt es, das Repetitive nicht als langweilig zu empfinden?

«Dafür fahre ich zu gerne Rennen. Ich mag das Rennfeeling, das Kribbeln im Starthaus, den Wettkampf. Der Erfolg gibt mir dabei ein Gefühl der Bestätigung. Gäbe es keine Rennen, sässe ich schon lange nicht mehr hier.»

Vieles im Weltcup wiederholt sich. Was hat sich während ihrer Aktivzeit verändert im Skisport?

«Neu erfunden wurde das Skifahren nicht. Aber im Materialbereich hat sich extrem viel getan. Ganz allgemein nahm die Professionalität enorm zu. Als ich in den Skisport kam, gab es nur wenige Nationen, die auch im Sommer auf professionellem Level auf Ski trainierten. Heute tun es alle. Als Schweizer oder Österreicher kannst du dir im Sommer keinen Vorteil mehr verschaffen.»

Sie sagten einmal, die Bilder der wegschmelzenden Gletscher und kargen Berggipfel täten Ihnen weh. Wie nehmen Sie die verschärfte Klimadebatte wahr?

«Um zu sehen, dass sich das Klima verändert, braucht man keine Brille. Es ist darum gut, dass es die Diskussion gibt. Auch ich versuche, im Kleinen meinen Teil beizutragen, etwa indem ich darauf achte, nicht unnötig Plastik zu verbrauchen oder ich das Licht ausschalte, wenn es nicht gebraucht wird. Wenn ich sehe, wie der Umgang mit Plastik in Kanada, den USA oder im asiatischen Raum ist, frage ich mich aber auch, wie sehr die Schweiz bei diesem Thema in der Pflicht steht.»

Seit Sie die Knie-Probleme im Griff haben, sind die Leistungen trotz reduziertem Aufwand beeindruckend und sehr konstant. Was ist das Ziel für diese Saison?

«Ich würde gerne mit dieser Konstanz weiterfahren, weiss aber auch, dass das kein einfaches Unterfangen ist. Gerade in den Speed-Disziplinen ist es nicht selbstverständlich, dass man immer in den Top 10 landet, so wie es mir in den letzten zwei Jahren in der Abfahrt gelungen ist. Das Ziel ist es aber. Und es wäre schön, wenn es auch ein paar Ausreisser nach ganz oben gäbe.»

Auch im Super-G? In diesem schwankten die Resultate mehr und redeten Sie sich bisweilen selber schlecht.

«Im Super-G kann ich mich einfach weniger gut einschätzen. Ich fühle mich weniger wohl, weiss aber auch, dass ich auch da das Potenzial fürs Podest habe, wenn alles aufgeht. Solange das so ist, will ich die Disziplin nicht vernachlässigen. In diesem Sommer investierte ich sogar zwei, drei Tage mehr ins Super-G-Training. Ich hoffe, dass ich dadurch etwas öfter vorne mitmischen kann.»

Der Super-G ist angesichts der dünnen Breite mit drei Fahrern in den ersten 30 der Startliste die Schweizer Sorgendisziplin. Was glauben Sie, sind die Gründe?

«Ich kann es mir auch nicht erklären. Es muss an uns Fahrern liegen. Mit Zermatt und Saas-Fee haben wir eigentlich gute Grundvoraussetzungen fürs Training. Im Super-G passieren schneller Fehler, und wir fahren einfach zu fehlerhaft. Dabei glaube ich nicht, dass wir ein schlechtes Team haben. Mauro Caviezel kann regelmässig ganz vorne mitmischen, dahinter sind mehrere von uns an guten Tagen zu Spitzenplätzen fähig. Dazu zähle ich auch mich.»

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