Michelle Gisin: «Menstruation soll nicht länger tabuisiert werden»
Skirennfahrerin Michelle Gisin analysiert ihren Zyklus und kann dadurch ihren Trainingsplan optimieren. «Swiss Olympic» lanciert nun dazu eine Kampagne.
Das Wichtigste in Kürze
- Michelle Gisin fährt am Wochenende im Levi-Slalom auf den sensationellen zweiten Rang.
- Der Erfolg könnte vielleicht auch etwas mit ihrer neuen Trainingsweise zu tun haben.
- Seit einem halben Jahr passt die Skirennfahrerin das Training an ihren Zyklus an.
Der weibliche Zyklus ist im Leistungssport ein (noch) häufig tabuisiertes Thema. Vielleicht aber nicht mehr lange. Denn: Immer mehr Sportlerinnen nutzen das Wissen über ihren Zyklus zum Vorteil für ihr Training.
Allen voran Skirennfahrerin Michelle Gisin (27). Die Olympiasiegerin von 2018 analysiert seit gut einem halben Jahr ihren Menstruationszyklus.
Erst durch ein Interview mit Snowboarderin und Journalistin Ursina Haller sei sie darauf aufmerksam geworden.
«Als sie mich zum Umgang mit dem Zyklus befragte, war es das erste Mal, dass ich bewusst über dieses Thema nachdachte», so Michelle Gisin. «Danach begann ich mich, vertieft damit auseinanderzusetzen.»
Michelle Gisin: «Sammle Daten über meinen Zyklus»
Die Engelbergerin schreibt im «Swiss Olympic»-Blogeintrag: «Ich sammle quasi Daten und werte diese mit meinen Betreuungspersonen aus.» So habe sie gelernt, dass die Woche vor dem Menstruationsbeginn für sie die schwierigste sei.
Da Gisin durch die Analyse genau weiss, wann sie am meisten Energie hat, kann sie nun ihren Trainingsplan optimal anpassen.
Gisin: «Mein Eindruck ist, dass ich noch mehr aus den einzelnen Einheiten herausholen kann als in den Jahren zuvor. Das Wissen über meinen Zyklus trägt bei zum Blick auf das grosse Ganze als Spitzensportlerin.»
«Swiss Olympic» hat an diesem Punkt angesetzt und die Kampagne «fastHER, smartHER, strongHER» aufgegleist. Damit fördert der Verband die Leistungsentwicklung der Athletinnen und nimmt dabei auf ihre Bedürfnisse Rücksicht.
Tabuthema Menstruation
Das Thema Menstruation wird im Leistungssport bisher kaum thematisiert. Einen möglichen Grund sieht Gisin unter anderem im hohen Männeranteil unter den Trainern und Betreuungspersonen. Doch der einzige Grund dürfte das wohl nicht sein.
«Ich glaube, auch in Sportarten mit einem höheren Frauenanteil bei den Betreuungspersonen ist der Zyklus kein Thema. Über das offen gesprochen wird. Oder das bewusst in die Trainingsplanung integriert wird», schreibt der Skistar weiter. Gisin würde sich mit ihren Teamkolleginnen kaum über den Zyklus und seinen Einfluss austauschen.
Schlusswort Gisin: «Der Zyklus und die Menstruation sollen nicht länger tabuisiert werden. Im Gegenteil.»