Schweiz gerät in Fokus der «Operation Aderlass»
Die Ermittlungen rund um das im Zuge der «Operation Aderlass» ausgehobene Doping-Netzwerk nimmt immer grössere Dimensionen an. Auch die Schweiz ist von den neusten Erkenntnissen betroffen.
«Wir haben auf praktisch allen wichtigen Wettkampf-Bühnen ermittelt: von den Olympischen Spielen, über Welt- und Europameisterschaften bis zu nationalen Meisterschaften», sagte Kai Gräber, der Chef-Ermittler der Staatsanwaltschaft in München, gemäss der französischen Nachrichtenagentur afp.
Besonders starken Einfluss soll das Dopingnetzwerk im Radsport gehabt haben, wo gemäss Gräber «die Tour de France, der Giro d'Italia, die Tour de Suisse und weitere Etappenrennen» betroffen waren. Wie die Münchner Staatsanwaltschaft am Donnerstag bekannt gab, habe sie gegen den mutmasslichen Drahtzieher, den Sportarzt Mark Schmidt, und vier Helfer Anklage erhoben. Ihnen allen wird gewerbsmässige und teilweise bandenmässige Anwendung verbotener Dopingmethoden sowie Beihilfe dazu vorgeworfen.
Unter den insgesamt 23 Sportlern, die an den Dopingpraktiken beteiligt gewesen seien, befinde sich auch ein Schweizer, wie Gräber gegenüber der NZZ bekannt machte. Es handle sich um einen etablierten Profi, nicht aber um einen grossen Star, gab Gräber preis, ohne Angaben zur Sportart des Betroffenen zu machen.
Ein erstes Mal in den Fokus der Ermittlungen rund um die «Operation Aderlass» war die Schweiz im Mai geraten, als der Rad-Nationaltrainer Danilo Hondo unter Druck Blutdoping zu seiner Aktivzeit gestand. Swiss Cycling stellte den Deutschen, der gemäss eigenen Aussagen 2011 Kunde von Schmidt war, von all seinen Funktionen frei.
Auslöser der Ermittlungen war der Film «Die Gier nach Gold» des TV-Senders ARD. Der ehemalige österreichische Skilangläufer Johannes Dürr hatte in diesem Film Blutdoping zugegeben und dadurch Razzien bei den nordischen Weltmeisterschaften in Seefeld und in Erfurt im Februar dieses Jahres ausgelöst. Dem 32-Jährigen drohen wegen eigener Vergehen bis zu fünf Jahre Haft. Der mutmassliche Dopingarzt Schmidt muss gar mit einer Freiheitsstrafe bis zu zehn Jahren rechnen.