Sterne, Kunst und Extremsport – das Planetarium in Luzern rüstet auf

Das Planetarium im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern gehört zu den modernsten weltweit. Wir sprachen mit dem Leiter, Marc Horat, über den laufenden Umbau.

Der Tarantelnebel ist ein riesiges Sternentstehungsgebiet in einer Begleitgalaxie unserer Milchstrasse, der Grossen Magellan'schen Wolke. Das Verkehrshaus-Planetarium ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo es möglich ist, die neuesten Bilder des James-Webb-Weltraumteleskops in voller Auflösung und auf über 500 m² zu betrachten. - NASA, ESA, CSA, STScI, Webb ERO Production Team

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Fulldome nutzt das Planetarium ein spektakuläres Medium.
  • Filme, Konzerte und Sportereignisse wirken auf dem Fulldome immersiv wie nie.
  • Dank enormer Rechenpower kann das ganze bekannte Universum dargestellt werden.

Ende 2013 gab es im Planetarium in Luzern eine kleine Revolution. Der mechanische Projektor wurde durch eine digitale Vollkuppelprojektion ersetzt.

Die neue Anlage mit ihren zehn Hochleistungscomputern ermöglichte plötzlich Flüge durch den gesamten Kosmos. Raumfahrtmanöver und Mondphasen konnten ganz einfach auf der Kuppel erklärt werden, und der Mars war nur einen Knopfdruck entfernt.

Puristen mögen wehmütig an den alten Projektor denken, doch das neue System machte aus dem «Sternentheater» auf einen Schlag einen «Weltraumsimulator»: Heute können virtuelle Flüge zu Monden, Planeten und weit über die Milchstrasse hinaus mit aktuellen Bildern der Nasa und der europäischen Weltraumorganisation ESA kombiniert werden, sodass einem jede Wehmut nach dem guten, alten Projektor innert Kürze vergeht. - Verkehrshaus der Schweiz

Nun steht eine weitere Tech-Revolution an. Marc Horat erklärt uns, warum der Umbau nötig war und welche Möglichkeiten in dem neuen Planetarium stecken.

Nau.ch: Guten Morgen, Marc. Vielen Dank für den Begrüssungs-Kaffee.

Marc Horat: Gern geschehen. Auch dir einen guten Morgen.

Nau.ch: Meine Frage zum Einstieg: Planetariumsleiter, ist das ein Traumjob?

Marc Horat: Absolut. Ich bin selber Astrophysiker mit einer Affinität zur Informatik. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, dass Wissenschaft in der Gesellschaft mehr wahrgenommen wird. Was kann ich mir mehr wünschen, als die Passion, die ich habe, weiterzugeben?

Nau.ch: Und dafür ist das neue Planetarium das richtige Werkzeug?

Marc Horat: Ganz genau. Das Planetarium ist eine «Immersionsmaschine»; sie lässt uns visuell in Szenen eintauchen. Und die neue, schweizweit einzigartige 3D-Audioanlage versetzt einen auch akustisch mitten in die Szenerie.

Die überwältigende Macht der Kuppelprojektion. Mit 3D-Sound wird das immersive Erlebnis noch eindrücklicher. - Verkehrshaus der Schweiz

Nau.ch: Der Untertitel des Films «Alien» lautet «im Weltall hört dich niemand schreien»; inwiefern ist denn 3D-Sound nützlich, wenn man den Leuten das Universum erklären will?

Marc Horat: Ich kann zum Beispiel Raketenstarts simulieren, und diese Rakete an die Audioanlage knüpfen. Wenn ich die Rakete in der Simulation dann über die Kuppel bewege, geht der Ton mit. Ein beeindruckender Effekt.

Aber astronomische Shows sind lange nicht alles, was wir im Planetarium zeigen. Wir wollen den Leuten mit dem Medium Fulldome einmalige Erlebnisse verschiedenster Art bieten.

Ein aussergewöhnliches Erlebnis für die Ohren, die drei ??? im Planetarium. - © HO3RRAUM Media GbR / Sony Music Entertainment Germany GmbH

Ab 1. Oktober laufen im Verkehrshaus-Planetarium zum Beispiel spezielle Folgen der drei ???. Diese werden exklusiv im Planetarium veröffentlicht und sind speziell auf die 3D-Audio-Anlage abgemischt. Das ist dann, für das Planetarium aussergewöhnlich, ein primär auditives und nicht ein visuelles Erlebnis.

Nau.ch: 3D-Sound ist aber sicher nicht die einzige Neuerung, oder?

Marc Horat: Nein, nein. Wir installieren die ganze Technik neu. Die Projektoren werden leistungsfähiger sein und kontrastreichere, hellere Bilder projizieren können. Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten; wir können Videos auf die Kuppel bringen oder auch Livestreams.

Der Start der Artemis-Rakete ist zum Beispiel etwas, das wir 360 Grad hätten live auf die Kuppel projizieren können. Ein ganz anderes Erlebnis, als wenn es der Zuschauer auf einem Bildschirm schaut.

Ungewohnte Szenen auf der Planetariumskuppel. Die Show «Planet Red Bull: Actionsport in 360°» ist eine Co-Produktion von Red Bull und dem Verkehrshaus. - Verkehrshaus der Schweiz

Wir werden auch leistungsfähigere Computer haben. Mit denen können wir grössere Datensätze visualisieren.

Neugierig geworden? Hier geht es zum Programm des Verkehrshaus-Planetariums.

Nau.ch: Das heisst?

Marc Horat: Die Datensätze, die heute in der Astronomie generiert werden, sind riesig. Nehmen wir zum Beispiel den Gaia-Sternkatalog, der von der Raumsonde «Gaia» erstellt wird. Das sind mehrere Milliarden Sternenpositionen, die vermessen werden.

Gaia ist ein Weltraumteleskop der ESA (European Space Agency). Seine Aufgabe ist es, den gesamten Himmel dreidimensional zu erfassen. Die von Gaia veröffentlichten Daten werden in einer Datenbank erfasst und sind der Allgemeinheit über das Internet zugänglich. - Keystone

Wir haben in Luzern den Anspruch, dem Publikum aktuelle Forschung zu zeigen. Und im Endeffekt ist es einfach eine Leistungsfrage, ob die Rechner diese Kataloge schlucken oder nicht. Mit der Aufrüstung des Planetariums ist es gewährleistet, dass das bei uns auch weiterhin möglich ist.

Nau.ch: À propos Daten: Sprechen wir doch über die Show «Planetarium Live», die fasziniert mich extrem. Könnt ihr mich dabei wirklich an jeden beliebigen Ort im Universum bringen?

Marc Horat: Ja. Wenn wir Daten davon haben, dann können wir das machen.

Nau.ch: Was meinst du damit, «wenn wir Daten davon haben»?

Marc Horat: Wir haben ziemlich alles im System, was an Daten vorhanden ist; und was nicht drin ist, kann ich selbst programmieren. Ein Beispiel für einen solchen Fall sind James-Webb-Daten. Die neuen Bilder vom James-Webb-Teleskop hatten wir 20 Minuten nach Start der Pressekonferenz bei uns in der Kuppel. Da sass ich einfach schnell hin und programmierte die Sache.

Wo Sterne entstehen: Bild des Carina Nebula, aufgenommen mit dem James-Webb-Teleskop, und unbeschreiblich schön in der Kuppel des Fulldome. - NASA, ESA, CSA, and STScI

Nau.ch: Und die Leute können einfach nach irgendetwas fragen und du zeigst es ihnen?

Marc Horat: Genau so ist es. Ich gebe meinem Team grosse Freiheiten, wie sie die Liveshow gestalten. Aber wenn ich die Show leite, stehe ich einfach vor das Publikum und frage: «Hey, wo wollt ihr durch?»

Nau.ch: Und was wird am häufigsten gewünscht?

Marc Horat: Saturn oder der Mars kommen meistens, das Schwarze Loch praktisch immer. Gerade wenn wir Kinder in der Kuppel haben. Oder irgendein bestimmter Stern, manche wollen ein bestimmtes Sternbild sehen, das kann ich alles spontan zeigen.

Die Show «Nachthimmel Live» erklärt die Sternbilder und Phänomene der aktuellen Jahreszeit; die Planetariumstechnologie ermöglicht es dabei, unsere Erden-gebundene Sichtweise zu verlassen und einen neuen Blick auf die Himmelskörper zu werfen. Auch bei dieser Show kann das Publikum eigene Wünsche einbringen. - Verkehrshaus der Schweiz

Das Anspruchsvolle am Live-Format ist, dass wir die Inputs des Publikums aufnehmen und daraus eine Geschichte weben. Dinge einfach so episodisch zu zeigen, bringt niemandem etwas.

Es geht immer darum, eine Geschichte zu entwickeln und die Dinge miteinander zu verknüpfen. Das braucht aber natürlich auch eine gewisse Erfahrung und ein grosses Fachwissen.

Mit der Möglichkeit, eine spontane und interaktive Show zu bieten, entfernt sich das moderne Planetarium immer weiter vom Klassenzimmer. «Ich will auch keinen Vortrag halten, sondern die Besucher sollen wirklich merken, dass jemand dort vorne steht, der versucht, Dinge zu vermitteln. Das ist viel mehr als Kino», meint Marc Horat dazu. - Verkehrshaus der Schweiz

Du interessierst dich für die Liveshow im Planetarium? Hier findest du die aktuellen Spielzeiten des Verkehrshaus-Planetariums.

Nau.ch: Gibt es einen Ort, den du besonders gerne besuchst?

Marc Horat: Ich fliege sehr gerne zu den Ringen des Saturn. Über diese kann ich viele Dinge erzählen. Daraus können verschiedene Astronomiethemen (Asteroiden, Entstehung der Sterne und Planeten) abgeleitet werden.

Dazu sind sie visuell einfach sehr beeindruckend. Saturn ist ein Juwel unseres Sonnensystems mit diesem Ringsystem, das wir jetzt geniessen dürfen.

«Die Ringe des Saturn sind nur etwas Temporäres. Man geht davon aus, dass sie maximal 100 Millionen Jahre alt sind. Früher oder später wird all dieses Material wieder auf Saturn hinunterfallen; man geht davon aus, dass es sich dabei um Überreste eines Mondes handelt, der durch gravitative Wechselwirkungen auseinandergerissen wurde, und dieses Material, das kreist jetzt um Saturn und stürzt nach und nach auf den Planeten hinunter.» Wenn der Astronom spricht, hören die Zuschauer einfach gerne zu. - Verkehrshaus der Schweiz

Im Ringsystem des Saturn gibt es einen kleinen Mond, der heisst «Pan», benannt nach dem griechischen Hirtengott. Das passt super, denn die Ringe bestehen aus ganz vielen kleinen Eis- und Felsbrocken. Und Pan ist ein bisschen wie ein Hirte, der zu seinen Schafen schaut.

Er sitzt da in einer Lücke in diesem Ringsystem, und wir können mit unserem System dorthin fliegen und uns umschauen. Das sieht visuell absolut cool aus, denn der Mond ist nicht rund, sondern sieht ein bisschen aus wie ein Raviolo. Mit solchen Geschichten, die wir den Leuten in der Kuppel zeigen, können wir sie einfacher an die Thematik heranbringen.

Wenn man vom Raviolo spricht ... Pan, aufgenommen im Jahr 2017 von der Raumsonde Cassini. - NASA/JPL/Space Science Institute

Interessiert dich das Angebot des Verkehrshaus-Planetarium? Dann findest du hier das aktuelle Programm.

Nau.ch: Warum sollen Leute denn überhaupt für Astronomie begeistert werden? Viele Leute besuchen das Planetarium doch einfach, weil sie etwas Schönes sehen wollen. Reicht das nicht?

Marc Horat: Das ist absolut legitim. Die tollen Bilder vom James Webb oder vom Hubble sind wissenschaftlich hochspannend, aber sie sind auch einfach schön zum Anschauen. Sie passen super zu Konzerten. Man muss nicht unbedingt verstehen, wobei es dabei geht, man darf sie auch einfach schön finden.

Bei den Konzerten, die wir machen, bewegen wir uns genau an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Und diese Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft finde ich extrem spannend.

«Stardust Sinfonie» im Verkehrshaus in Luzern: Musik und Bilder aus dem Weltall harmonieren perfekt. - Marc Horat

Zwar ist die Astronomie unser Kerngeschäft, doch ist es mir wichtig, dass wir die Möglichkeiten des Mediums Fulldome voll ausschöpfen. Wir haben eine der weltbesten Anlagen und wollen damit den Leuten einmalige Erlebnisse bieten.

Nau.ch: Aber es geht dir schon auch um die Vermittlung von astronomischem Wissen?

Marc Horat: Natürlich. Aber es kommen auch immer mehr Visualisierungen aus anderen Wissenschaften ins Planetarium. Wir sind eigentlich der grösste Ort in der Schweiz, der darauf ausgelegt ist, Wissenschaft zu kommunizieren.

Die fünfteilige Planetariumsshow «Plani4Kids» wurde speziell für Kinder entwickelt. Jeweils am Samstagmorgen wird ein astronomisches Schwerpunktthema behandelt, vom inneren Sonnensystem über die Milchstrasse bis zum Universum als ganzem. - Verkehrshaus der Schweiz

Und Wissenschaftskommunikation ist ein Riesenmanko in der Schweiz. Für die Schweizer Universitäten und Hochschulen hat es erfahrungsgemäss tiefe Priorität, das Wissen, das sie schaffen, auch zu kommunizieren. Hier sehe ich mich in einer Vermittlerrolle zwischen Wissenschaft und Bevölkerung.

Wie gehe ich ein Problem systematisch an? Wie stelle ich die richtigen Fragen? Wie kann ich überprüfen, ob die Informationen, die ich bekomme, vertrauenswürdig sind? Wichtige Fragen, bei denen wissenschaftliche Bildung hilft. - Pexels

Insbesondere die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass Teile der Bevölkerung nicht verstehen, wie Wissenschaft funktioniert. Das ist ein grosses Problem im Kampf gegen Fake News.

Das Rüstzeug, um zu beurteilen wie vertrauenswürdig die vorhandenen Informationen und Quellen sind, fehlt vielerorts. Ich sehe hier auch die Wissenschaft in der Verantwortung, der breiten Bevölkerung zu zeigen, wie es funktioniert, Wissen zu schaffen.

Nau.ch: Und du leistest mit dem Planetarium einen Teil dazu?

Marc Horat: Die Maschine, die wir haben, ist eine riesige Chance, um einer breiten Bevölkerung Wissenschaft zu kommunizieren. Ihr verständlich zu machen, was hier dahintersteckt. Dass man nicht einfach so mit dem Finger schnippen kann und dann weiss, aha, Galaxie XY hat 200 Milliarden Sterne. Sondern dass es ein Prozess ist.

Und ja, ich sehe mich in der Verantwortung in meiner Rolle. Dass wir auch als Wissenschaftskommunikationsplattform fungieren. Ich sehe mich hier fest als Schnittstelle zwischen der akademischen Wissenschaft und der breiten Bevölkerung. Das ist eine Rolle, die immer wichtiger wird, eben genau weil die Wissenschaft immer komplexer wird.

Aktuellste Wissenschaft im Verkehrshaus. Das neue Bild des schwarzen Lochs Sgr A*, das sich im Zentrum unserer Milchstrasse befindet, wird auf der Verkehrshauskuppel zusammen mit einer Live-3D-Simulation seiner Umgebung gezeigt. - Marc Horat, EHT

Nau.ch: Das Bild vom Planetarium als «Visualisierungsmaschine» trifft bei mir einen Nerv. Ich habe manchmal Mühe, mir bestimmte Dinge vorzustellen. Alle paar Jahre überlege ich mir zum Beispiel, warum wir immer dieselbe Seite des Mondes sehen. Und jedes Mal muss ich zwei Bälle in die Hand nehmen, und die Sache durchspielen ...

Marc Horat: Genau dafür ist das Planetarium gemacht. Um genau diese Knöpfe zu lösen. Die Stärke des Planetariums ist die Immersion. Das Eintauchen in die Szenerie.

Dieses Eintauchen ermöglicht es uns auch, Emotionen sehr gut mit Fakten zu verknüpfen. Studien haben nämlich gezeigt, dass die Verknüpfung von Wissen und Emotionen eine sehr effektive Methode ist, um Wissen zu vermitteln.

Mehrere Körper, die sich gleichzeitig um sich selbst und um andere bewegen, können unsere Vorstellungskraft in arge Bedrängnis bringen. - Verkehrshaus der Schweiz

Diese Verbindung von Emotionen und Fakten ist mit einem Bildschirm oder einer vorproduzierten Show viel schwieriger. Und das macht aus dem Planetarium ein extrem mächtiges Instrument, gerade wenn es um die Wissens-Vermittlung geht.

Nau.ch: Warum ist es dir ein Anliegen, dass die Menschen sich mit Astronomie beschäftigen? Was kann ich denn für das eigene Leben mitnehmen, wenn ich mich mit den Sternen beschäftige?

Marc Horat: Mir geht es darum, die Faszination für dieses vielfältige und faszinierende Thema zu wecken. Das Feuer weiterzugeben, das ich habe, wenn ich über das Thema spreche. Ich habe eine Mission. Seit Jahrzehnten betreibe ich in irgendeiner Form Astronomie und bin immer noch absolut begeistert von diesem Thema.

Die Astronomie ordnet einen auch ein bisschen ein, gibt einem einen Platz. Manchmal sind wir von den Alltagsproblemen völlig überwältigt, und merken dann nicht: Hm, ist das wirklich so wichtig? Oder sollte ich mich nicht lieber freuen? Darüber, dass ich, ein intelligentes Wesen auf einem Planeten irgendwo im Sonnensystem, zu begreifen beginne, wie das Universum funktioniert?

Marc Horat, Luzerner Astrophysiker. - zvg

Eigentlich kann ich es so formulieren: Wir sind das Produkt von ca. 13,5 Milliarden Jahren Universumsgeschichte. Wir sind eigentlich das Universum, das sich selbst zu begreifen beginnt.

Nau.ch: Herrlich.

Marc Horat: Das ist eben auch das Schöne an der Astronomie, es tauchen gleich philosophische Fragen auf. Das ist dann die Schnittstelle zu den Geisteswissenschaften, wo wir wirklich zu den spannenden Fragen kommen.

Nau.ch: À propos Fragen: Gibt es neben dem Saturn einen zweiten Ort im Weltall, der dir besonders gefällt?

Marc Horat: Die Erde ist auch wunderschön. Am Ende jeder Show kommen wir zurück zur Erde. Es ist mir wichtig, den Leuten bewusst zu machen, dass wir hier unsere Oase ist im Weltall haben. Ich will sie nicht einfach irgendwo im Universum hängen lassen, sondern wir kommen immer wieder zurück zur Erde.

Home, sweet home. - NOAA

Das ist jeweils ein sehr beeindruckendes Bild. Nach unserer Reise durch das beobachtbare Universum fliegen wir Milliarden von Lichtjahren zurück und landen wieder auf der Erde. Dem Ort im Universum, wo wir leben können. Das müssen wir uns bewusst sein, es gibt keinen anderen bekannten Ort im Universum, der für uns gemacht ist.

Nau.ch: Der Mars?

Marc Horat: Der Mars ist ein schöner Planet, dort zu leben gleicht aber eher einem Überleben, und das in einer künstlichen Umgebung. Für den Mond gilt dasselbe. Es wird nie so sein, dass grössere Teile der Menschheit auf dem Mars oder auf dem Mond leben werden. Das sind Orte, die nicht dafür gemacht sind, dass wir auf ihnen leben können.

Atemluft, Retourticket, Strahlung: Das Projekt «Reise zum Mars» steckt noch in den Kinderschuhen. Da haben wir es im Planetarium viel einfacher und risikoärmer. - Verkehrshaus der Schweiz

Natürlich ist es möglich, dass es andere Planeten gibt, auf denen wir leben können. Vielleicht ist dort einfach der Sauerstoffgehalt ein bisschen höher oder tiefer. Das grosse Problem ist die Frage, wie wir dort hinkommen könnten. In absehbarer Zeit ist es jedenfalls nicht realistisch, dass wir an einem anderen Ort als auf der Erde existieren können.

Nau.ch: Du meinst, es lohnt sich, auf die blaue Kugel gut achtzugeben.

Marc Horat: Natürlich. Deswegen ist auch Klimaerwärmung ein wichtiges Thema im Planetarium. Vor ein paar Jahren durfte ich eine Show machen zu dem Thema, bei der wir uns der Erde widmeten. Und ein Planetarium ist wirklich super dafür geeignet, auch diese Themen anzuschneiden.

Die Astronauten beschreiben, wenn sie die Erde verlassen, meistens den sogenannten Overview-Effekt: An den ersten Tagen, an denen sie oben sind, schauen sie noch zum Ort, wo sie zur Welt gekommen sind. Bald ist es dann das Land, aus dem sie kommen, bald der Kontinent, und irgendwann ist das alles völlig egal. Dann ist es einfach nur noch ein einziger, grosser Planet.

Der Indische Ozean von der ISS gesehen. Die Show «Space Explorers – Das ISS Erlebnis» begleitet Astronauten durch die Herausforderungen des Alltags auf der Internationalen Raumstation, gefilmt mit speziell dafür hergestellten 360-Grad-Kameras. - NASA

Und das kann ich den Leuten im Planetarium so gut zeigen wie nirgends sonst. Ihnen bewusst machen, schaut mal, unsere Atmosphäre ist nur so ein dünnes Strichlein verglichen mit dem Planeten. Und dieses Strichlein ist es, das uns am Leben erhält. Dieses Gefühl zu wecken, dass wir dem Planeten Sorge tragen müssen, ist mit dem Planetarium wunderbar möglich.

Nau.ch: Na, das ist doch ein gutes Schlusswort. Marc Horat, ich bedanke mich herzlich für das Gespräch.

Marc Horat: Danke auch dir; es ist immer ein Vergnügen, über den Kosmos zu sprechen.

Habt ihr Lust auf mehr bekommen? Dann findet ihr hier alle Informationen zum Angebot des Verkehrshaus-Planetariums.