Trend zu ambulant vor stationär älter als Eingriffskatalog

In den vier Luzerner Akutspitälern ist seit 2013 die Zahl der ambulante Fälle stärker gewachsen als jene der stationären.

Notfallzentrum im Luzerner Kantonsspital - Keystone - Community

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56'300 stationäre Hospitalisierungen verzeichneten die Luzerner Spitäler 2016, das waren 7 Prozent mehr als im Jahr 2013, wie Lustat Statistik Luzern am Donnerstag vor den Medien offenbarte. Im gleichen Zeitraum stiegen die ambulanten Konsultationen um 13 Prozent auf 784'000 Fälle an.

Die Bevölkerung wuchs in der Zeit um rund 3,5 Prozent, wie Lustat-Direktor Norbert Riesen, ausführte. Man könne mindestens teilweise von einer erfolgten Verlagerung von stationär hin zu ambulant ausgehen. Dass die Fallzahl über dem Bevölkerungswachstum liegt, könne unter anderem mit der alternden Bevölkerung erklärt werden.

Die Zahl der Betten reduzierte sich leicht auf 1020. Die mittlere Aufenthaltsdauer ging ebenfalls zurück von 6,2 im Jahr 2012 auf 5,6 Tage. Die Zahl der Vollzeitstellen stieg auf 6200. Dies könne etwa darauf zurückzuführen sein, dass eine spätere Einlieferung eine intensivere Betreuung bedeute.

Fallpauschalen als Auslöser

Im Juli 2017 führte Luzern als erster Kanton eine Liste mit zwölf Gruppen von Eingriffen ein, an deren Kosten er sich nur noch dann für eine stationäre Behandlung beteiligt, wenn diese medizinisch begründet ist. Der Kanton muss an die stationären Behandlungen nämlich 55 Prozent zahlen, die ambulanten gehen ganz zu Lasten der Krankenkassen.

Mit dem Entscheid von damals wolle man eine bestehende Entwicklung verstärken, sagte Gesundheitsdirektor Guido Graf. Man habe bei der Bevölkerung das Bewusstsein für ambulant vor stationär geschaffen. Dass die Entwicklung bereits vorher begann, könnte etwa mit der Einführung der Fallpauschalen im Jahr 2012 zusammenhängen.

Überrascht habe ihn der Entscheid des Bundes, der ab 2019 neun chirurgische Eingriffe wie Mandel-Entfernung, Krampfader-Operation oder Hämorrhoiden-Eingriffe ambulant durchgeführt haben will. Der Bund, sagte Graf, komme «wie die alte Fasnacht» hinterher, Luzern weitete den Katalog bereits 2018 auf 16 Eingriffe aus.

Früher ins Heim in Luzern

Die neun vom Bund definierten Eingriffe werden laut den Statistikern von Lustat im Kanton Luzern schon heute zu knapp Dreivierteln ambulant durchgeführt, Tendenz seit 2012 steigend. Man liegt mit 74 Prozent über dem landesweiten Durchschnitt von 58 Prozent.

Bei der Zahl der stationären Fälle, die von der Luzerner Liste betroffen sind, stellte man im ersten Halbjahr einen Rückgang um 26 Prozent auf knapp 1300 fest. Ein Bruchteil der gesamten stationären Behandlungen zwar, doch gehe es auch darum, Missbrauch zu verhindern.

Ambulant vor stationär werde sich massiv ausweiten, prophezeite Regierungsrat Graf. Das betrifft auch die Langzeitpflege. Zwar stütze sich hier das Angebot im Kanton Luzern noch vor allem auf stationäre Angebote.

Allerdings haben solche Plätze im Verhältnis zur hochbetagten Wohnbevölkerung ab 85 um 15 Prozent abgenommen. Dagegen wuchs das Angebot an ambulanter Pflege wie Spitex oder freiberufliche Pflegefachpersonen um gut 50 Prozent. Im Vergleich zur Gesamtschweiz treten Luzernerinnen und Luzerner relativ jung in Heime ein und bleiben länger da.