Wer hat das Weihnachtsguetzli erfunden?
Wo liegt der Ursprung der süssen Versuchung aus Butter, Mehl und Zucker
Das Wichtigste in Kürze
- Wer hat das Weihnachtsguetzli erfunden?
- Weihnachtsguetzli als Opfergabe an die Götter
Alle Jahre wieder beissen wir in diese süssen Versuchungen aus Butter, Zucker, Mehl und Gewürzen. Aber woher kommen sie ursprünglich, die Weihnachtsguetzli?
Hierzulande nennen wir sie Guetzli, Güetzi, Chrömli oder Biscuits. Unsere Nachbaren in Deutschland sagen Plätzchen oder Kekse zu den süssen, kleinen Gebäckteilen, die wir vor allem rund um Weihnachten mit Vorliebe geniessen. Der Ausdruck "Keks" geht zurück auf das englische Wort "Cake" (Kuchen). "Plätzchen" stammt von "Platz", was so viel bedeutet wie "flach geformter Kuchen". Ob selbstgebacken oder gekauft, Weihnachtsguetzli werden in Massen produziert und konsumiert.
Bei den Guetzlifans gibt es eingeschworene "Spitzbuebe"-Liebhaber. Der verführerische Confi-Doppeldecker wird auch Johannes-Plätzchen genannt. Während des Dreissigjährigen Krieges (1618-1648) brachen in Europa Hungersnöte aus. Der Bäckermeister Johannes von Redsburg stellte damals für die mittellose und hungernde Bevölkerung ein einfaches Brot her, das er mit Marmelade bestrich.
Auch die "Mailänderli" liegen auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Sehr gefragt sind Zimtsterne oder Brunsli, in beiden Rezepten sind Mandeln ein Bestandteil.
Dunkelster Aberglaube liess die Menschen Teigtiere opfern
Ein Augenschmaus sind die Anis-Chräbeli (auch Springerle oder Änisbrötli), vor allem mit einem dekorativen Modelabdruck. Aber woher stammen sie denn nun, die Weihnachtsguetzli?
Eine Theorie besagt, dass schon in vorchristlicher Zeit mit süssem Gebäck gefeiert wurde. Die Geschichte des Lebkuchens beziehungsweise des Pfefferkuchens lässt sich bis auf die Germanen und Kelten zurückverfolgen. Damals wurden zerstampfte Getreidekörner mit Honig von wilden Bienen vermischt, der so hergestellte Fladen wurde anschliessend auf heissen Steinen gebacken. Diese Süssspeise wurde zur Wintersonnenwende gegessen oder als Opferbrot für die Götter an Fäden in den Wind gehängt. In frühen Zeiten waren die Menschen sehr abergläubisch. Gerade die dunkle Jahreszeit liess die Menschen glauben, dass in der Zeit rund um die Sonnenwende (21. auf 22. Dezember) Geister die Häuser heimsuchen. Aus diesem Grund wurden Tiere aus Teig geopfert, indem man sie ins Feuer oder in Flüsse warf. Noch heute verwenden wir, nebst Herzen und Sternen, mit Vorliebe Tiere beim Ausstechen der Guetzli aus dem Teig.
Einige Forscher sehen den Guetzli-Ursprung im Mittelalter. In den damals reichen Klöstern wurden schon früh aufwändige Backwaren hergestellt. Zucker und Gewürze wie Zimt, Muskat, Ingwer oder Kardamom aus dem Orient, waren sehr teuer. Die normale Bevölkerung konnte sich einen solchen Luxus nicht leisten. Es wird vermutet, dass das noble Gebäck rund um Weihnachten und Neujahr unter den Armen verteilt wurde.
Tea for two - aber bitte mit Guetzli!
Eine andere Quelle besagt, dass die Guetzli aus England stammen sollen. Gerade die Engländer mit ihrer Teekultur, die aus dem 17. Jahrhundert stammt, haben ein Faible für Backwaren zu ihrem Lieblingsheissgetränk. Tatsache ist: früher gab es weniger zu essen als heute. Lebensmittel mussten, mangels Kühlschränken, haltbar hergestellt werden. Süsse und fettige Lebensmittel machten deshalb Sinn, sie spendeten die nötige Energie und waren erst noch lange haltbar. Allgemein beliebt wurden die Feinbackwaren ab dem 19. Jahrhundert. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt und die Sorten wurden immer vielfältiger, die Rezepte ausgeklügelter. Nicht selten wurde mit Marzipan, Marmelade, Schokolade, Nüssen oder vielerlei Gewürzen verfeinert und verziert. Aus Österreich stammt das wohlschmeckende Vanillekipferl, auch Spritz- oder Buttergebäck wurde beim östlichen Nachbarn lanciert.
Lassen wir uns ein auf die aktuelle Guetzlisaison. Ob auf lukullisch-geniesserische oder kreativ-gestalterische Art: Keks gut- alles gut!