Trenton McKinley – von den Toten zurückgekehrt?
Die Geschichte eines Wunders geht viral: Ein Junge soll nach dem Hirntod zu den Lebenden zurückgekehrt sein. Nun erklärt der Basler Spezialist Jürg Steiger, warum das gar nicht möglich ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Amerikaner Trenton McKinley (13) überlebte eine schwere Kopfverletzung.
- Seine Ärzte gingen bereits von einem Hirntod aus und sprachen mit den Eltern über Organspende.
- Der Spezialist Jürg Steiger erklärt gegenüber Nau, wie der Hirntod festgestellt werden kann.
In Alabama (USA) ist ein Wunder geschehen. So scheint es zumindest. Trenton McKinley ist 13 Jahre alt – und von den Toten auferstanden. Nach einem Unfall wird der Junge mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Viermal muss er wiederbelebt werden. Dann wächst in den Ärzten ein schlimmer Verdacht: Trenton ist hirntot. Und selbst wenn er jemals wieder aufwachen würde, wäre der Schaden, den sein Hirn erlitten hat, verheerend. Sprechen? Gehen? Eher nicht.
Hirntod und Organspende
Die Ärzte sprechen mit den Eltern. Das Stichwort Organspende fällt. Der sterbende Bub könnte mindestens fünf Menschen das Leben retten: Herz, Lunge, Leber und die beiden Nieren werden bei gesunden Spendern praktisch immer weitergegeben.
Die Eltern willigen ein, die Transplantation wird vorbereitet. Und dann passiert das Unglaubliche: Erst bewegt Trenton den Arm. Dann öffnet er die Augen. Heute wirft er mit etwas Hilfe schon wieder Basketbälle und kann seine Geschichte selber erzählen. Ein Wunder?
«Nein», sagt Jürg Steiger, Chefarzt und Transplantations-Spezialist am Unispital Basel. «Wer hirntot ist, wacht nicht wieder auf. Das ist medizinisch leider wirklich nicht möglich.» Doch warum sprach man bei dem Kind bereits von Transplantation?
«Auferstanden ist er nicht»
«Auch wir haben von dem Fall gehört und sofort in den USA nachgefragt, wie das möglich war», sagt Steiger. Die Antwort: «Der Junge hatte zwar wahnsinnig grosses Glück. Auferstanden ist er aber nicht. Er war nie hirntot.»
Dass die Ärzte bereits mit den Eltern über eine allfällige Organspende gesprochen haben, sei etwas voreilig. Erklären könnte es die schwere des Unfalls und die schlechten Chancen, die Trenton hatte.
«Um den Hirntod eines Patienten festzustellen, werden von zwei verschiedenen Ärzten unabhängig voneinander sieben bestimmte Eigenschaften kontrolliert». Dazu gehört die spontane, also eigenständige Atmung. Die automatische Reaktion der Augen auf Licht und verschiedene Aktivitäten im Gehirn, beispielsweise ein Reflex bei Schmerz. Diese Reflexe und Aktiviätten können als Hirnströme gemessen werden.
«Kann von beiden Ärzten keines der sieben Zeichen mehr festgestellt werden, gilt der Patient als hirntot», so Steiger.
Die amerikanischen Ärzte allerdings hatten diesen Test noch nicht vollständig durchgeführt, als sie mit den Eltern bereits über Organspende sprachen.