Film Cold War grosser Gewinner beim Europäischen Filmpreis

Gestern fand der Europäische Filmpreis statt. Grosser Gewinner des Abends war der Film «Cold War». Das polnische Liebesdrama sahnte gleich fünf Preise ab.

Der Regisseur Pawel Pawlikowski wurde für den besten Spielfilm des Jahres ausgezeichnet. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das polnische Liebesdrama «Cold War» gewinnt beim Europäischen Filmpreis fünf Trophäen.
  • Joanna Kulig und Marcello Fonte wurden zu den besten europäischen Schauspielern gekürt.

Mit gleich fünf Trophäen ist das polnische Liebesdrama «Cold War» der grosse Gewinner beim Europäischen Filmpreis. Regisseur Pawel Pawlikowski nahm am Samstagabend in Sevilla (ESP) nicht nur den Preis für den besten Spielfilm des Jahres entgegen. Geehrt wurde auch die Hauptdarstellerin des im Kalten Krieg spielenden Schwarz-Weiss-Films.

Weitere Auszeichnungen gab es für Regie, Drehbuch und Schnitt. Pawel Pawlikowski hatte bereits 2014 mit «Ida» in der Königskategorie gesiegt. Joanna Kulig (36) aus Polen und Marcello Fonte (40) aus Italien wurden zu den besten europäischen Schauspielern gekürt – zwei starke, leidenschaftliche Darsteller.

Joanna Kulig, die in «Cold War» eine Sängerin spielt, konnte die Auszeichnung allerdings nicht persönlich entgegennehmen. Sie ist nach den Worten von Pawlikowski im siebten Monat schwanger und darf nicht fliegen. Marcello Fonte nahm die Ehrung freudestrahlend entgegen. Er spielt in «Dogman» einen Hundefriseur, der in die Machenschaften eines Kriminellen verwickelt wird. Für seine Darstellung hatte Marcello Fonte bereits den Preis als bester Schauspieler in Cannes gewonnen.

Furz an die Adresse Russlands

Als beste Komödie wurde «The Death of Stalin» des Briten Armando Iannucci ausgezeichnet. Die Produktion sei Ergebnis einer Zusammenarbeit über die Ländergrenzen Europas hinweg. «Ich werde diese erfolgreiche Idee mal in Grossbritannien vorschlagen», sagte der Regisseur witzelnd. An die Adresse Russlands, wo der Film verboten ist, sandte Iannucci ein Furzgeräusch. Auch der britische Hollywoodstar Ralph Fiennes («Der englische Patient»), der für seinen «Beitrag zum Weltkino» ausgezeichnet wurde, spielte auf den Brexit an. «Kann ich englisch und europäisch sein?», fragte er. «Ich sage leidenschaftlich: Ja!»

Ausgelassenen Schwung verliehen der Gala Flamenco-Einlagen und die wechselnde Präsentatoren aus allen europäischen Himmelsrichtungen. Hingucker des Abends war aber eindeutig die spanische Filmdiva Rossy de Palma («Fessle mich!», «Madame»), die im ausladenden schwarzen Kleid ihr Talent als Entertainerin bewies.

Carmen Maura in Tränen

Immer wieder aber erinnerten die Filmemacher auch an die politisch schwierigen Zeiten in Europa. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland würdigte das Werk der von der russischen Justiz belangten Regisseure Kirill Serebrennikow und Oleg Senzow. Serebrennikow stellte im Hausarrest seinen Film «Leto» fertig, der in Sevilla für das beste Szenenbild ausgezeichnet wurde.

Die spanische Schauspielerin Carmen Maura (72) wurde für ihr Lebenswerk geehrt. Mit ihrer atemberaubenden Darstellung von Frauen zwischen Passion und Ehrlichkeit gehöre Maura zu den beeindruckendsten Schauspielerinnen, begründete die Akademie die Ehrung. Maura, die Muse des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar, nahm die Ehrung von Akademie-Präsident Wim Wenders zu Tränen gerührt entgegen. «Schauspielerin zu sein, ist ein Geschenk für mich», sagte sie.