Schweizer Lokführer missachten Signale immer häufiger
Rot heisst stehen, Grün heisst gehen. Auch im Bahnverkehr gilt diese Regel – die Signale werden aber vermehrt missachtet.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz häufen sich seit 2010 Zugunfälle wegen missachteter Signale.
- Die Gewerkschaft kritisiert eine ungenügende Ausbildung der Lokführer.
Fünf Jahre sind es her. Ein Lokführer aus Granges-Marnand VD fährt bei rotem Licht und verursacht eine Kollision seiner S-Bahn und des entgegenkommenden Regioexpress. Der Lokführer des Regios stirbt, 25 Personen werden teilweise schwer verletzt. Der Schaden beträgt zehn Millionen Franken.
Das schwere Unglück sorgte für Neuerungen im Bereich Sicherheit, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Die SBB entwickelten eine App, die vor geschlossenen Signalen warnt. Zusätzlich wurden die Bahnhöfe neu gesichert. Die Signalmissachtung bleibt aber ein Problem. Laut Bundesamt für Verkehr (BAV) ist die Zahl der Fälle von Signalmissachtung seit 2010 um 40 Prozent gestiegen. Damals waren es 232 Fälle – 2017 schon 325. Ein zunehmendes Fehlverhalten ist vor allem bei Rangiersignalen ersichtlich.
Ausbildung der Lokführer ist nicht gut genug
Alarmglocken schlagen nun bei der Gewerkschaft: «Wir fordern die Verantwortlichen auf, die Ausbildung endlich merklich zu verlängern, damit junge Berufskollegen mehr Erfahrungen sammeln können, bevor sie alleine unterwegs sind.»
Seit den 1930er Jahren bremst ein Zug automatisch ab, wenn ein Lokführer über Rot fährt. In den 90er Jahren wurde das System modernisiert. Die zunehmenden Sicherheitsmassnahmen könnten das Risiko aber nicht genügend einschränken. Die Züge beschleunigen und fahren immer schneller – der Bremsvorgang dauert länger.
Laut BAV-Sprecher Gregor Saladin sind die Lokführer sowohl in Theorie, als auch in der Praxis gut ausgebildet. «So ist sichergestellt, dass nur Personen einen Führerausweis erhalten, die in der Praxis die zu erbringende Leistung eigenständig sicher erfüllen», sagt er gegenüber der «Sonntags-Zeitung».