93 Tote: Hawaii diskutiert über Fehler im Katastrophenschutz

Nach dem Tod von 93 Menschen auf Hawaii diskutiert die Inselgruppe über Fehlverhalten im Katastrophenschutz. Die Kritik wird immer lauter.

Mitglieder eines Such- und Rettungsteams gehen in Lahaina, Hawaii, eine Strasse entlang. Rick Bowmer/AP/dpa - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kritik an den Behörden des westlichsten Bundesstaates der USA wird immer lauter.
  • Berichten zufolge geht es um gravierende Fehler bei der Katastrophenprävention.

Die Kleinstadt Lahaini ist besonders hart getroffen, viele Strassenzüge dort sehen aus wie ein Kriegsgebiet. Immer lauter werden auch Fragen danach, ob die Behörden nicht deutlich besser auf das Unglück hätten reagieren können.

«Es gibt keine Transparenz», sagte Profisurfer Kai Lenny in einem Video auf Instagram.

«Die Regierung sagt uns nicht, was passiert, und dadurch weiss keiner, wie wir helfen können.» Er selbst habe mit einem Jetski über das Wasser Menschen mit dem Nötigsten versorgt, weil viele Strassen gesperrt seien, sagte Lenny.

FEMA-Mitarbeiter auf Maui im Einsatz

Die Katastrophenschutzbehörde FEMA erklärte am Samstag, dass rund ein Dutzend Bundesbehörden mit Hilfsmassnahmen für die Brandopfer beschäftigt seien. 150 FEMA-Mitarbeiter, darunter auch Such- und Rettungstrupps, seien bereits auf Maui, weitere seien unterwegs.

Kritik hatte es auch daran gegeben, dass auf Maui zu Beginn keine Warnsirenen zum Einsatz gekommen sein sollen. Zusätzlich erschwert wurden die Rettungsarbeiten dadurch, dass Lahaina im Norden und Süden jeweils nur über eine grosse Zufahrtstrasse erreichbar ist.

Evakuierung zu spät angewiesen?

In der Stadt, die vor dem Unglück rund 13'000 Einwohner hatte, hatte es zudem Beschwerden darüber gegeben, dass eine Evakuierung möglicherweise zu spät angeordnet wurde – noch am Donnerstag hatte es laut «New York Times» auf Facebook Meldungen der Behörden gegeben, dass die Feuer unter Kontrolle seien. Später hatte Feuerwehr-Chef Bradford Ventura bei einer Pressekonferenz gesagt, dass sich die Brände überraschend schnell ausgebreitet hätten und dass es zuvor «nahezu unmöglich» gewesen sei, schnell genug Evakuierungen anzuordnen.

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Der Gouverneur des Bundesstaats, Josh Green, räumte ein, dass die Notversorgung schleppend anlaufe, weil es schwierig sei, von anderen Inseln Material nach Maui zu bringen. Die Lage sei beispiellos verheerend. Er habe eine Untersuchung zu der anfangs schleppenden Reaktion der Behörden angeordnet, sagte Green laut dem Sender CNN.

Mehr als 5 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau

Unterdessen sei die Feuerwehr weiter im Einsatz, um Feuer in verschiedenen Regionen der Insel einzudämmen, teilte die Regierung des Bezirks Maui in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) mit. Laut aktualisierten Zahlen des Pacific Desaster Center und der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA sind in dem Bezirk rund 2200 Gebäude durch das Feuer beschädigt oder zerstört worden. Erste Schätzungen gehen von rund 5,5 Milliarden Dollar (5,0 Milliarden Euro) für den Wiederaufbau dort aus.

Neben den Feuern im Westen Mauis waren in weiteren Regionen der Insel sowie auf der Nachbarinsel Hawaii Anfang der Woche Brände ausgebrochen, die sich wegen starker Winde mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern schnell ausgebreitet hatten. Mit einer Fläche von rund 1900 Quadratkilometern ist die hawaiianische Insel etwa halb so gross wie die spanische Urlaubsinsel Mallorca. Sie wird laut Angaben des Einzelhandelsverbands jährlich von rund zwei Millionen Touristen besucht.