Brasilien: Krisensitzung nach Überfall auf Flüchtlingslager
Nach einem Überfall auf ein Flüchtlingslager von Venezolanern hat der brasilianische Präsident eine Krisensitzung ausgerufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Brasilianer haben ein Flüchtlingslager von Venezolanern angegriffen.
- Der brasilianische Präsident hat deshalb eine Krisensitzung einberufen.
Nach gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen aus Venezuela hat der brasilianische Präsident Michel Temer eine Dringlichkeitssitzung der Regierung einberufen. Temer beriet am Sonntag unter anderem mit den Ministern für Verteidigung, öffentliche Sicherheit und Aussenpolitik über die Lage in dem Ort Pacaraima an der Grenze zu Venezuela.
Dutzende aufgebrachte Einwohner der Stadt hatten am Samstag zwei Lager mit Flüchtlingen aus Venezuela angegriffen und teilweise zerstört. Medienberichten zufolge war zuvor ein brasilianischer Händler beraubt und verprügelt worden. Seine Familie machte dafür venezolanische Flüchtlinge verantwortlich.
Der brasilianischen Militärpolizei zufolge wurden drei Brasilianer verletzt. Zu Opfern unter den Venezolanern lagen zunächst keine Angaben vor. Die Zahl der in der 12'000-Einwohnerstadt Pacaraima auf der Strasse oder in improvisierten Lagern lebenden Venezolaner wird auf tausend geschätzt.
Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Die Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen.
Seit 2017 haben mehr als 127'000 Venezolaner ihr Land verlassen und die Grenze nach Brasilien passiert, davon sind rund 69'000 in andere Länder weitergereist, wie die brasilianischen Behörden mitteilten. Im ersten Halbjahr dieses Jahres beantragten demnach rund 56'000 Venezolaner Bleiberecht in Brasilien.