BSI warnt vor Sicherheitslücken in Mail-App auf iPhones

Die IT-Sicherheitsbehörde BSI, die auch die Bundesregierung schützt, empfiehlt, vorübergehend die E-Mail-App der iPhones zu löschen. Grund ist eine Sicherheitslücke. Laut US-Experten wurde sie bereits ausgenutzt, unter anderem bei einem «VIP aus Deutschland».

Im iPhone Mail gibt es Sicherheitslücken, über die Angreifer Schadcode auf die Geräte schleusen können. Foto: Marcio Jose Sanchez/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die E-Mail-App auf Apples iPhones und iPad-Tablets hat Sicherheitslücken, die demnächst mit einer Aktualisierung des Betriebssystems geschlossen werden sollen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) schlug Alarm und empfahl Nutzern, bis dahin die App zu löschen oder die Synchronisierung der Mails abzuschalten. Durch die Schwachstellen sei «potenziell das Lesen, Verändern und Löschen von E-Mails möglich», warnte die Behörde. Apple teilte mit, dem Konzern lägen keine Beweise dafür vor, dass die Sicherheitslücken bereits zum Schaden der Kunden ausgenutzt worden seien.

Zuvor hatte die amerikanische IT-Sicherheitsfirma ZecOps erklärt, sie habe Hinweise darauf gefunden, dass zwei Schwachstellen in einigen Fällen bereits ausgenutzt worden seien. Es habe sich dabei um sehr gezielte Attacken gehandelt. Sie hätten allerdings auf den betroffenen Geräten keinen schädlichen Softwarecode mehr entdecken können, sondern nur Indizien dafür, erklärten die Forscher. Die Beschreibung weckte bei einigen anderen Branchenexperten Zweifel daran, ob man bereits von einem Nachweis erfolgreicher Attacken sprechen könne.

Apple ergänzte, man sei von der Sicherheitsfirma auf drei Schwachstellen hingewiesen worden und habe auf Grundlage der vorliegenden Informationen entschieden, dass sie «kein unmittelbares Risiko für unsere Nutzer darstellen». Apple verwies auch darauf, dass für eine erfolgreiche Attacke noch zwei weitere Sicherheitslücken ausgenutzt werden müssten.

ZecOps konnte dagegen nach eigenen Angaben Hinweise auf mindestens sechs Attacken auf Basis der Sicherheitslücken feststellen. Unter den Zielen der Angriffe seien Manager grosser US-Unternehmen sowie eines japanischen Mobilfunk-Anbieters, ein Journalist in Europa und ein nicht näher genannter «VIP in Deutschland» gewesen.

Anders als bei vielen Angriffen muss der Nutzer den Experten zufolge nicht erst eine Datei im Anhang anklicken. Beim aktuellen Betriebssystem iOS 13 könne die Attacke im Hintergrund ausgeführt werden, beim vorherigen iOS 12 musste der Nutzer dafür die E-Mail öffnen. «Das BSI schätzt diese Schwachstellen als besonders kritisch ein», erklärte deshalb die Behörde, die unter anderem die Kommunikation der Bundesregierung absichert, am Donnerstagabend.

Sicherheitslücken, von denen Apple oder der Android-Entwickler Google noch nichts wissen, stehen bei Online-Kriminellen und Geheimdiensten hoch im Kurs. Sie werden zum Teil für Millionen gehandelt. Die Schwachstellen nutzen den Angreifern aber auch nur solange etwas, wie sie unentdeckt bleiben. Deshalb werden sie normalerweise nur gegen besonders wertvolle Ziele eingesetzt. ZecOps befürchtet jedoch, dass es in den verbliebenen Tagen bis zum Update eine massive Angriffswelle geben könnte, weil die Schwachstellen nicht mehr geheim sind und danach wertlos werden.

ZecOps zufolge würde ein angegriffener Nutzer lediglich merken, dass die E-Mail-App langsamer laufe - und bei missglückten Attacken könne sie abstürzen. Die Sicherheitsfirma habe im Februar erste Hinweise auf die Angriffe bekommen und seitdem in Kontakt mit Apple gestanden. Während die Schwachstellen seit September 2012 bestanden hätten, reichten bisher entdeckte Angriffsmechanismen bis Januar 2018 zurück.

Apple will die Schwachstellen mit der nächsten Version seines Mobil-Betriebssystems iOS schliessen. Die Mitte April veröffentlichte Vorab-Ausgabe von iOS 13.4.5 enthält bereits den entsprechenden Software-Code. Einen gesicherten Schutz wird es erst geben, wenn das Update für alle Nutzer verfügbar ist.