Elizabeth Holmes möchte ein neues Gerichtsverfahren
Elizabeth Holmes, die Gründerin des betrügerischen Pharma-Unternehmens «Theranos», verlangt vom Gericht ein Wiederaufnahmeverfahren.
Das Wichtigste in Kürze
- 2022 wurde «Theranos»-Gründerin Elizabeth Holmes wegen Betruges verurteilt.
- Jetzt verlangt die 38-Jährige die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen ihre Person.
- Einer der Kernzeugen habe wegen falschen Aussagen ein schlechtes Gewissen, so Holmes.
Im Februar 2022 wurde Elizabeth Holmes, die Gründerin von «Theranos», in vier von elf Anklagepunkten für schuldig befunden. Die Verkündung des Strafmasses wird am 12. September 2022 erwartet. Theoretisch könnte der Betrügerin eine Gefängnisstrafe von viermal 20 Jahren blühen.
Doch jetzt nimmt die Gerichtsverhandlung eine unerwartete Wende: Gemäss dem US-Nachrichtenportal «CNN» verlangt Elizabeth Holmes vom Gericht eine Wiederaufnahme des Verfahrens.
Kernzeuge habe «schlechtes Gewissen»
Der Grund: Gemäss Gerichtsunterlagen habe einer der Zeugen im Prozess, Adam Rosendorff, Holmes zu Hause aufgesucht. Laut Holmes Anwälten hätte er ein «schlechtes Gewissen» wegen seiner Aussagen im Prozess.
Während des Gerichtsverfahrens hatte Rosendorff ausgesagt, dass er das Unternehmen mit einem «sehr skeptischen Bauchgefühl» verlassen hatte. Er sei weder von der Genauigkeit noch von der Zuverlässigkeit der Tests überzeugt gewesen. Als Laborleiter sei es demnach seine Aufgabe gewesen, Testergebnisse abzusegnen, denen er keinen Glauben schenkte.
Gemäss den Anwälten von Elizabeth Holmes stellen die Äusserungen Rosendorffs die Integrität des Geschworenenurteils infrage. Aus diesem Grund solle das Gericht ein «neues Verfahren gewähren oder zumindest eine erneute Beweisanhörung anordnen».
Elizabeth Holmes ergaunerte sich ein Vermögen
Rosendorff gilt als einer der Kernzeugen im Prozess gegen Elizabeth Holmes. Die Unternehmerin hatte 2003 das Gesundheitstechnologie-Unternehmen «Theranos» gegründet. Der unglaubliche Betrugsfall wurde 2022 in der Netflix-Miniserie «The Dropout» mit Amanda Seyfried verfilmt.
Holmes behauptete, sie habe neuartige, tragbare Bluttestgeräte entwickelt. Diese erlaubten es, schon mit kleinen Blutmengen schnelle und genaue Messungen von gesundheitsrelevanten Markern durchzuführen. Eine Revolution auf dem Feld der medizinischen Diagnostik.
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Doch solche Tests hatten weder Elizabeth Holmes noch «Theranos» jemals entwickelt. Der Blutschnelltester war grösstenteils nutzlos. Die Laborergebnisse von Theranos wurden jahrelang gefälscht, Patienten und Investoren hinters Licht geführt. Holmes wusste um den Betrug, stand wahrscheinlich sogar am Ursprung desselben.
Insgesamt konnte sich Elizabeth Holmes auf diese Weise mehr als 700 Millionen US-Dollar an Investitionen erlügen. 2013 wurde der Marktwert von «Theranos» auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt. Überdies wurde Holmes von den Medien als «weiblicher Steve Jobs» gefeiert. 2015 erklärte das «Time-Magazin» die damals 31-Jährige zu einer der hundert einflussreichsten Personen der Welt.