Empörung über tödliche Schüsse auf schwarzen Jogger in US-Südstaat
Die in einem Video festgehaltenen tödlichen Schüsse auf einen schwarzen Jogger durch Weisse im US-Südstaat Georgia haben für wachsende Empörung gesorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Weisse Männer hielten Afroamerikaner angeblich für Räuber.
Politiker wie der designierte US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden forderten eine umfassende Aufklärung der Tat. Ein Staatsanwalt kündigte diese Woche an, den Fall vor ein Geschworenengremium zu bringen, um eine mögliche Anklage gegen den oder die Todesschützen zu prüfen.
Der Vorfall hatte sich bereits Ende Februar zugetragen, sorgte aber erst jetzt durch die Veröffentlichung eines Videos für landesweites Aufsehen. Auf den Aufnahmen ist der Afroamerikaner Ahmaud Arbery nahe der Stadt Brunswick beim Joggen zu sehen. Als er um einen auf der Strasse stehenden Pickup mit zwei Weissen laufen will, kommt es zu einer Auseinandersetzungen mit einem der Männer mit einem Gewehr in der Hand. Dann fallen mehrere Schüsse und Arbery fällt zu Boden.
Die beiden weissen Männer wurden von der Polizei als der 64-jähriger Gregory McMichael und sein 34-jähriger Sohn Travis identifiziert. Gregory McMichael gab der Polizei zufolge an, Arbery für einen Räuber auf der Flucht gehalten und ihn deswegen gemeinsam mit seinem Sohn verfolgt zu haben. Während er einen Revolver hatte, war sein Sohn mit einem Gewehr bewaffnet.
Auf dem Video ist zu sehen, wie Ahmaud Arbery mit Travis McMichael ringt, während dessen Vater auf der Ladefläche des Pickups steht. Dann sind Schüsse zu hören. Gregory McMichael gibt an, sein Sohn habe zwei Mal geschossen.
Die McMichaels wurden bislang nicht festgenommen - was bei Politikern und Prominenten für empörte Reaktionen sorgte. Der designierte demokratische US-Präsidentschaftsbewerber Biden schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, das Video sei «eindeutig»: «Ahmaud Arbery wurde kaltblütig erschossen.» Der Fall müsse «schnell, vollständig und transparent» untersucht werden. Arberys Familie verdiene Gerechtigkeit.
Basketballstar LeBron James schrieb auf Twitter, Schwarze würden «buchstäblich jeden Tag, jedes Mal gejagt», wenn sie ihr Haus verliessen. «Man kann nicht mal ein verdammtes Jogging machen, Mann.» Die Schauspielerin Zoë Kravitz äusserte sich empört darüber, dass Arbery vor laufender Kamera getötet und die Täter nicht festgenommen worden sein.
Georgias Gouverneur Brian Kemp versprach eine «gründliche, unabhängige Untersuchung» des Vorfalls. Die Bewohner des Bundesstaates würden «Antworten» verdienen.
Die tödlichen Schüsse wurden von vielen als Beweis für den tief verwurzelten Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft gewertet. Sie erinnern zudem an die Tötung des schwarzen Teenagers Trayvon Martin 2012 in Florida.
Der Nachbarschaftswächter George Zimmerman hatte den unbewaffneten 17-Jährigen erschossen, als dieser auf dem Heimweg war. Die Geschworenen stuften den Fall letztlich als Notwehr ein und sprachen Zimmerman frei. Der Fall löste landesweite Proteste und eine hitzige Debatte über Rassismus aus.