Entsetzen nach Schüssen auf Schwarzen bei Polizeieinsatz in USA
In Wisconsin (USA) schossen Polizisten auf einen Afroamerikaner, als er im Auto nach seinen Kindern sehen wollte. Daraufhin kam es zu heftigen Protesten.
Das Wichtigste in Kürze
- Polizisten schossen auf einen schwarzen Amerikaner, als dieser in sein Auto stieg.
- Sein Gesundheitszustand wird als «ernst» beschrieben.
- Infolge des Polizeieinsatzes kam es in der Stadt Kenosha, Wisconsin zu Protesten.
Mehrere Schüsse in den Rücken eines Schwarzen bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Wisconsin haben Entsetzen und Protest ausgelöst. Die beteiligten Beamten wurden nach Angaben des zuständigen Justizministeriums vom Montag beurlaubt.
Die Ermittlungen laufen noch. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden forderte eine sofortige, umfassende und transparente Aufklärung.
Nach übereinstimmenden Berichten von US-Medien hatten zwei Polizisten am Sonntag ihre Waffen auf den Mann gerichtet. Anschliessend gaben sie mindestens sieben Schüsse auf ihn ab, als er in sein Auto stieg.
Der Anwalt der Familie, Ben Crump, gab den Namen des Mannes mit Jacob Blake. Er verbreitete über Twitter ein Video des Vorfalls. Der Gesundheitszustand des Verletzten wurde als «ernst» beschrieben.
Infolge des Polizeieinsatzes kam es in der Stadt Kenosha zu Protesten und Ausschreitungen. Fotos zeigten ausgebrannte Autos und Müllwagen und beschädigte Gebäude. Für die Nacht von Montag auf Dienstag wurde eine Ausgangssperre verhängt.
Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt
Der Todesfall George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis löste landesweite Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Die Debatte spielt auch im US-Wahlkampf eine zentrale Rolle.
Der Bürgerrechtsanwalt Crump erklärte auf Twitter, sein Mandant habe bei einem «häuslichen Zwischenfall» schlichten wollen. Dann hätten die Polizisten ihre Waffen auf ihn gerichtet. Zunächst sei Blake von einer Elektroschockpistole getroffen worden.
Als er im Auto nach seinen Kindern habe sehen wollen, hätten die Beamten mehrere Schüsse in seinen Rücken abgegeben. Die drei Söhne hätten dies miterlebt.
«Lasst ihn gehen!»
Ein Video zeigt, wie Blake um einen Wagen herumgeht, während ihm zwei Polizisten mit gezogener Waffe folgen. Als er die Wagentür öffnet und einsteigen will, schiesst mindestens einer der Polizisten aus unmittelbarer Nähe auf ihn. Auf der Aufnahme sind sieben Schüsse zu hören und verzweifelte Rufe wie: «Lasst ihn gehen!»
Biden erklärte dazu: «Das Land wacht wieder einmal mit Trauer und Empörung auf, dass ein weiterer schwarzer Amerikaner Opfer übermässiger Gewalt geworden ist.» Seine Vize-Kandidatin, Senatorin Kamala Harris, meinte auf Twitter:
«Jacob Blake sollte gerade nicht um sein Leben kämpfen.» Die Sprecherin des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, erklärte: «Wir sind es Jacob, seinen Kindern und allen schwarzen Amerikanern schuldig, der Rassenungerechtigkeit und der Polizeigewalt ein Ende zu setzen.»
Das Justizministerium des Bundesstaats Wisconsin als leitende Ermittlungsbehörde kündigte an, innerhalb von 30 Tagen einen Bericht vorzulegen.