Joe Biden: Müssen Demokraten ihren Wunschkandidaten «aufgeben»?

Nach Iowa muss Joe Biden auch bei der Vorwahl in New Hampshire eine herbe Schlappe hinnehmen. Langsam wird es eng für den Wunschkandidaten der Parteispitze.

Joe Biden, demokratischer Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur, spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Bernie Sanders gewinnt die Vorwahl in New Hampshire vor Pete Buttigieg.
  • Joe Biden muss auch bei der zweiten Vorwahl unten durch.
  • Damit könnten sich erste Spender und Wähler vom Ex-Vize-Präsidenten abwenden.

Wie bereits in Iowa heissen die beiden grossen Sieger der Vorwahl in New Hampshire Bernie Sanders und Pete Buttigieg. Amy Klobuchar wurde starke Dritte. Weit abgeschlagen dahinter: Elizabeth Warren und Joe Biden.

Der ehemalige Vize-Präsident gilt eigentlich als Wunschkandidat des demokratischen Parteiestablishments. Doch nach den beiden deftigen Schlappen in den «Swing States» Iowa und New Hampshire stellt sich die Frage, ob ihn der moderate Parteiteil weiterhin mitträgt.

Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders bei einer Wahlkampfveranstaltung in Rochester, New Hampshire. - AP Photo

Offenbar trauen ihm die moderaten Wähler nicht mehr zu, Donald Trump bei den diesjährigen Wahlen zu schlagen. Diese geben ihre Stimmen zurzeit lieber Buttigieg oder Klobuchar. Auch die Ukraine-Affäre dürfte nachhaltig geschadet haben. Zusammen mit Sohn Hunter wurde er in den vergangenen Monaten von Trump und dessen Republikanern immer wieder der Korruption bezichtigt.

Der 77-Jährige rühmt sich damit, als einziger der Kandidaten das Format zu haben, Trump schlagen zu können. Doch seine Botschaft, wonach mit ihm wieder Anstand ins Weisse Haus einziehe, zieht offenbar nicht mehr.

Joe Biden hofft auf hispanische und afroamerikanische Wähler

Noch ist der Zug für Joe Biden nicht abgefahren: Denn die medial-politische Signalwirkung der Vorwahlen in Iowa und New Hampshire ist wichtiger als ihr mathematisches Gewicht. Die beiden Bundesstaaten bieten weniger als zwei Prozent der demokratischen Parteidelegierten auf.

Ex-Vize-Präsident und demokratischer Präsidentschaftsbewerber Joe Biden. - AP Photo

Seine Hoffnung beruht darauf, bei den nächsten beiden Vorwahlen in Nevada (22. Februar) und South Carolina (29. Februar) ein Comeback starten zu können. Dort gibt es viele hispanische und afroamerikanische Wähler.

Sie zählen zu den wichtigsten Unterstützern von Joe Biden. Doch auch dieser Rückhalt scheint nach den letzten Befragungen ins Wanken zu geraten. Ein Grund, weshalb der Ex-Vize bereits vor Schliessung der Wahllokale in New Hampshire nach South Carolina aufbrach, um dort mit vollem Elan zu mobilisieren.

Ob ihm das gelingt? Nach den ersten beiden Vorwahl-Schlappen hat er das Image eines Verlierers am Hals. Grossspender könnten sich von ihm abwenden. Dies könnte Demokraten in Nevada und South Carolina dazu bewegen, sich für eine Alternative zu Biden zu entscheiden.

Profitiert Michael Bloomberg

Gut vorstellbar, dass das Parteiestablishment auf jemand anderes als moderate Alternative zum linken Sanders setzt. Fragt sich auf wen: Buttigieg hat zwar zweimal sehr gut abgeschnitten. Doch er ist noch relativ jung, unerfahren und hat bisher wenig Unterstützer unter Nichtweissen.

Überraschungskandidat Pete Buttigieg macht Joe Biden die Wähler der demokratischen Mitte streitig. - keystone

Klobuchar gilt auf nationaler Ebene als starke Aussenseiterin. So könnte Michael Bloomberg zum Zug kommen, der ebenfalls zum moderaten Flügel zählt. Dieser hat bewusst auf die ersten Vorwahlen verzichtet und greift erst am sogenannten Super Tuesday ins Geschehen ein.

Michael Bloomberg hat es in seiner Wahlkampfkampagne vor allem auf Donald Trump abgesehen. - AP Photo

Am 3. März wird an einem Tag in 14 Staaten gewählt. Über 35 Prozent der gesamten Delegiertenstimmen sind zu holen. Der Multimilliardär überflutet derzeit das Land mit Unmengen an Wahlwerbung.

In landesweiten Umfragen liegt er mittlerweile auf dem dritten Rang. Seine riskante Strategie könnte aufgehen.