«Konterrevolution» in Amazonien
Massaker, Vertreibungen, ein Staat, der wegschaut. Im brasilianischen Amazonasgebiet werden ökonomische Interessen über den Schutz der Ureinwohner gestellt. Ein Verlierer ist auch das Klima, weil die Regenwaldabholzung stark zunimmt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ureinwohner des Amazonasgebietes sind in Gefahr – 2016 wurden 118 getötet.
- 1988 wurde die Verfassung Brasiliens so angepasst, dass die Ureinwohner geschützt werden.
- Nun scheint das ökonomische Interesse wichtiger zu sein.
Wo es keine Öffentlichkeit gibt,
bietet sich Raum für Verbrechen. Aktivisten warnen bereits vor einem
schleichenden «Genozid» in Südamerika. Die Täter handeln zwar aus unterschiedlichen Motiven,
aber eine Volksgruppe wird immer weiter dezimiert: Die Indigenas im
Amazonasgebiet. Mit Brasiliens Verfassung von 1988 wurden ihre Gebiete besser
geschützt. Das revolutionäre Ziel: Grosse Reservate, wo keinerlei
wirtschaftliche Aktivitäten erlaubt sind. So sollte auch die klimaschädliche
Regenwaldabholzung eingedämmt werden.
Nun tobt eine Art
Konterrevolution. Der neue Bericht des indigenen Missions-Rats (Cimi), der vom
deutschen Hilfswerk Adveniat unterstützt wird, dokumentiert schwarz auf weiss
die dramatischen Veränderungen. 118 Ureinwohner wurden 2016 getötet. Das sind zwar etwas
weniger als im Vorjahr - aber doppelt so viele wie zur Jahrtausendwende.
Und bei 65 der 112 aufgeführten
sogenannten unkontaktierten Völker, die weitgehend in Isolation leben, gibt es
konkrete Bedrohungen: Von Invasoren, die illegal Tropenholz in ihren riesigen
Gebieten roden, über den Bau von Strassen und Wasserkraftwerken, bis hin zu
Drogentransportrouten, illegalem Fischfang und dem Abbau von Gold.