«Daneben»: Knigge-Experte nervt sich über Duzen im Restaurant

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Zürich,

In manchen Schweizer Restaurants werden Gäste inzwischen geduzt. Knigge-Experte Hanspeter Vochezer findet das nicht gut – auch andere Entwicklungen stören ihn.

Kellner
Darf eine Kellnerin oder ein Kellner die Gäste duzen? Diese Frage sorgt für Diskussionen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dass ein Kellner einen Gast duzt, ist aus der Sicht von Hanspeter Vochezer «daneben».
  • Der Knigge-Experte findet diese Praxis eine Anbiederung gegenüber der Generation Z.
  • Er stört sich auch daran, dass Leute in Restaurants Trainerhosen tragen.

Die gesellschaftlichen Umgangsformen in der Schweiz verändern sich – das ist auch in Restaurants nicht anders.

So wird beispielsweise der Gast vom Kellner immer häufiger geduzt. Und auch elegante Kleidung ist nicht mehr so wichtig wie auch schon.

Es sind Entwicklungen, die den Knigge-Experten Hanspeter Vochezer stören, wie er gegenüber der «NZZ» zugibt.

Duzen «mit unserer Kultur nicht vereinbar»

«Die Du-Kultur ist oft eine Möchtegern-Lässigkeit, um moderner zu wirken», sagt er im Interview. Man wolle sich auf diese Weise nur der Generation Z anbiedern, ist für den 48-Jährigen klar.

Service
Ein Kellner mit Getränken in einem Restaurant. - keystone

Den Satz «Hoi zämme, was wänder?» – offenbar so gefallen in einer Bar zu Beginn des «NZZ»-Gesprächs – wolle er nicht hören, moniert Vochezer. «Was duzt der Kellner uns? Ich find es komplett daneben.»

Das Du «ist Bullshit»

Das Du sei «mit unserer Kultur in Europa nicht vereinbar», sagt der Knigge-Experte weiter. Seine klaren Worte: «Das ist Bullshit.»

Aber Achtung: Die unterschiedlichen Dialekte bergen beim Thema Duzen oder Siezen ein Risiko für Missverständnisse.

Findest du es gut, wenn dich der Kellner im Restaurant duzt?

«Was wänder?» auf Zürideutsch ist ein Duzen mehrerer Personen und sicherlich kein Siezen. Unter anderem auf Berndeutsch kann ein «Was weiter?» dagegen beides sein – ein Duzen mehrerer Personen oder ein Siezen.

In Bern wird die Höflichkeitsform – wie im Französischen – genau gleich gebildet wie der Plural. Das «Sie» gibt es dort nicht.

«Trainerhosen sind ganz schlimm»

Das Duzen ist nicht das einzige Thema, das Vochezer beschäftigt.

Wie er weiter sagt, seien die Manieren beispielsweise bei Lehrlingen schlechter geworden. Ein Aspekt sei die Kleidung.

Jogginghose
Eine Schülerin in Jogginghose sitzt auf einem Pausenplatz. - keystone

«Die Trainerhosen sind ganz schlimm. Es ist ja mittlerweile Standard, dass man diese sogar im Restaurant trägt», sagt Vochezer.

Man sei in einer Beiz doch nicht im Fitnesscenter. Entsprechend findet er das Tragen von solchen Hosen «unverschämt».

Auf die Frage, ob ein Restaurant das nicht akzeptieren müsse, entgegnet Vochezer: «Man könnte ja als Gastgeber auch sagen: ‹Ich glaube, wir sind nicht das richtige Restaurant für Sie.›»

Von «Kontrollverlust» bis Hochzeitsoutfit

Das Thema Trainerhosen ist bereits seit geraumer Zeit ein umstrittenes Thema.

Der inzwischen verstorbene Modeschöpfer Karl Lagerfeld soll einst gesagt haben: «Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.»

Ganz anders dürfte es Real-Madrid-Torhüter Andriy Lunin sehen. Wer sich bereits über Trainerhosen im Restaurant aufregt, muss jetzt ganz stark sein: Der Fussballer feierte nämlich in einem solchen Kleidungsstück sogar seine eigene Hochzeit!

Kommentare

User #6105 (nicht angemeldet)

Das Mittelalter ist schon lange vorbei, aber der Knigge- Mann scheint in der Zeit stehen geblieben zu sein:-)

User #1405 (nicht angemeldet)

Wenn man sich nicht mal duzen kann , dann ist am besten nicht miteinander reden . Das Siezen ist höchst arrogant

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