Sanders Favorit in Nevada - Einflussnahme Moskaus befürchtet

Nach der dritten Vorwahl im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur könnte sich das Bewerberfeld der Demokraten weiter ausdünnen. Umfragen sehen den linken Senator Sanders in Nevada eindeutig vorne. Auf den hat es offenbar auch Russland abgesehen.

Bernie Sanders gibt Autogramme an einer Schule im kalifornischen Santa Ana. Foto: Damian Dovarganes/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die US-Demokraten haben in Nevada die nächste Etappe im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur in Angriff genommen.

Die Abstimmung bei Parteiversammlungen («Caucus»), die am Samstagabend deutscher Zeit startete, wurde überschattet von dem Verdacht, dass Russland auf den US-Wahlkampf Einfluss nehmen will. Im Fokus steht dabei offenbar auch der linke Senator Bernie Sanders, der als klarer Favorit bei der Vorwahl in Nevada gilt. Gefolgt wird er in Umfragen von dem früheren US-Vizepräsidenten Joe Biden und Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg. Wann genau die Ergebnisse in Nevada vorliegen werden, ist unklar.

Die «Washington Post» berichtete am Freitag, Behördenvertreter hätten Sanders darüber informiert, dass Moskau versuche, seine Bewerbung zu unterstützen. Ziel sei es, den Wettbewerb der Demokraten zu stören. Die Nachricht kam am Tag nach Berichten mehrerer US-Medien vom Donnerstag, wonach US-Geheimdienste davon ausgingen, dass sich Russland erneut in den Wahlkampf einmischen wolle, um Präsident Donald Trump zur Wiederwahl zu verhelfen.

«Die Geheimdienste sagen uns, dass sie (Russland) sich in diesen Wahlkampf einmischen», sagte Sanders am Freitag (Ortszeit) und forderte Russland auf, sich herauszuhalten. Die Amerikaner hätten parteiübergreifend die Nase voll davon, dass sich Russland, aber auch andere Länder in die Wahlen einmischten. Er sei vor etwa einem Monat über die versuchte russische Einflussnahme unterrichtet worden. Das «hässlichste» daran sei, dass versucht werde, die Amerikaner zu spalten. «Sie versuchen, Chaos zu stiften», sagte Sanders.

Russland hatte sich nach Überzeugung der US-Geheimdienste bereits 2016 in den Wahlkampf eingemischt - zugunsten des republikanischen Kandidaten Trump. Dieser bestreitet das. Den Medienberichten vom Donnerstag zufolge deuten die neuen Erkenntnisse der Geheimdienste nun darauf hin, dass Russland sich dieses Jahr sowohl in die Vorwahlen der Demokraten als auch in die eigentliche Präsidentschaftswahl einmischen wolle - etwa durch Hackerangriffe, Instrumentalisierung sozialer Medien und Manipulation des Wahlablaufs. In den USA wird am 3. November gewählt.

Zuvor finden noch bis zum Sommer eine Reihe an Vorwahlen statt. Im Anschluss küren Demokraten und Republikaner bei grossen Nominierungsparteitagen ihren jeweiligen Kandidaten. Amtsinhaber Trump hat keine ernstzunehmende parteiinterne Konkurrenz.

Bei den Demokraten ist das Rennen längst nicht entschieden. Sanders und Buttigieg hatten bei Vorwahlen in Iowa und New Hampshire am besten abgeschnitten. Biden, der lange als Favorit gegolten hatte, kann ein gutes Ergebnis gebrauchen: In den ersten Vorwahlrunden fuhr er nur einen enttäuschenden vierten beziehungsweise fünften Platz ein. Sanders hat Biden in nationalen Umfragen inzwischen deutlich überholt und die Favoritenrolle übernommen.

Bei der ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa, wo ebenfalls bei «Caucus»-Versammlungen abgestimmt wurde, hatte es grosses Chaos bei der Datenübermittlung per App gegeben. Ergebnisse liefen erst mit Tagen Verspätungen ein und noch immer wird darüber gestritten. Die Demokratische Partei in Nevada will US-Medienberichten zufolge mithilfe einer Telefon-Hotline und Textnachrichten ein ähnliches Debakel bei der Übermittlung der Ergebnisse verhindern. Nach Angaben der Demokraten in Nevada nutzten in den Tagen vor der Abstimmung bereits fast 75.000 Wähler die Möglichkeit der vorzeitigen Stimmabgabe.

Am 29. Februar folgt die nächste Vorwahl in South Carolina, die als entscheidender Test für Biden gilt. Im Anschluss richten sich die Augen auf den «Super Tuesday» am 3. März mit Vorwahlen in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten. Die Republikaner haben die Vorwahlen in mehreren Staaten - darunter Nevada - gestrichen.

Aufgemischt wird der Vorwahlkampf von Milliardär Michael Bloomberg. Der frühere Bürgermeister von New York hat es in nationalen Umfragen mit einer millionenschweren Wahlkampagne innerhalb kurzer Zeit auf die vorderen Plätze geschafft: Hinter Sanders und Biden steht er derzeit auf Platz drei. In seiner eigenwilligen Strategie hat er die ersten Vorwahl-Staaten - auch Nevada - ausgelassen und setzt alle Kraft auf den «Super Tuesday».