Trump gibt den strengen Landesvater

Die «State of the Union» ist das Hochamt des US-Präsidenten. Optimistisch wollte Donald Trump sich geben, als einer für alle. Aber auch nicht zu milde, ausreichend hart. Er hat geliefert.

Gütiger Patriot, Retter der Wirtschaft, aufrechter Commander-in-Chief: In der Nacht auf heute hat Donald Trump (71) den strahlenden Landesvater mit strenger Hand gegeben - als ein Präsident mit milden Seiten, als einer für alle. Einerseits. In all das wohlige Sonnen im Erreichten und das leuchtende Schildern einer gemeinsamen Zukunft aber baute er eine knallharte Nachricht: Guantánamo Bay, das Gefangenenlager auf Kuba, es bleibt offen. Wieder ein Stück Erbe des Vorgängers Barack Obama, das er zurückgedreht hat. Es war eine Rede des weitgespannten Einerseits, Andererseits.

Donald Trump applaudiert sich selbst. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Donald Trump hat eine 80-minütige Rede zur Lage der Nation gehalten.
  • Der US-Präsident forderte Republikaner und Demokraten zur Zusammenarbeit auf.
  • Auch kündigte er ein hartes Vorgehen gegen internationalen Terrorismus an.

Trump appellierte an vieles, was irgendwie alle unterschreiben können: Ja zu Investitionen in die Infrastruktur, den Kampf gegen die Drogenkrise, Ja zu Kindern und Arbeitsplätzen, Nein zu Kriminalität und auch zu allem Zwist. Die Mühen der Gesetzgebung und des zerrissenen Kongresses, sie sind in einer solchen Rede sehr fern.

Anders als in seiner tiefschwarzen Antrittsrede vor einem Jahr war nun von einem «amerikanischen Massaker» in den Städten des Landes keine Rede mehr, wärmender Patriotismus statt abschreckendem «Blutbad», Appelle an Grösse, Stärke und Stolz. Amerika, es sei wieder da: «Dies ist unser neuer amerikanischer Augenblick», sagte Trump, und reckte das Kinn.

«Ein Team, ein Volk, eine amerikanische Familie»

Trump ist ein geübter Darsteller, er tritt gerne auf, die Rede selbst lief glatt und ohne jedes Problem. «Wir alle zusammen!», rief der Mann, dem Spalten und Egozentrik vorgeworfen wird wie wenigen anderen. Auch «ein Team, ein Volk, eine amerikanische Familie» ging ihm leicht von den Lippen. Das Schwierige aber kommt nach dieser Vorstellung. Wie sehr wird er den Punkten seiner Rede folgen können und wollen - und wie lange? Wann folgen die ersten aggressiven Tweets, gebellte Angriffe, offene Verachtung?

Dann verwies Trump auf die gute konjunkturelle Verfassung der USA. «Unser Land ist stark, weil unser Volk stark ist.» Die Wirtschaft lege zu und an den Aktienmärkten gebe es Rekorde. Seit der Präsidentschafts-Wahl seien 2,4 Millionen Arbeitsplätze in den USA entstanden. «Nach Jahren der Stagnation sehen wir nun steigende Löhne.»

Im Kampf gegen den internationalen Terrorismus sieht Trump die Kämpfer von Terrormilizen wie IS nicht als einfache Kriminelle, sondern als ungesetzliche, feindliche Kämpfer, die wie Terroristen behandelt werden müssten.

In einem weissen Hosenanzug strahlt Melania Trump die Schlagzeilen der vergangenen Tagen weg. - Keystone

Melania, heute First Lady in schimmerndem Weiss, erhob sich zu alldem ein ums andere Mal. Mit donnerndem Applaus war sie empfangen worden, getrennt von ihrem Mann im Kongress erschienen. An ihrer statt fuhr Stabschef John Kelly mit Trump vom Weissen Haus zum Kongress. Für Getuschel war an diesem Abend aber kein Platz. Trump lieferte den Seinen, dafür feierten sie ihn. Stolz nahm er die laute Parade ab.