Coronavirus breitet sich weiter rasant in China aus - 38 neue Tote
Trotz der beispiellosen Sicherheitsmassnahmen der chinesischen Behörden breitet sich das Coronavirus weiterhin rasant aus.
Das Wichtigste in Kürze
- WHO will in erneuter Krisensitzung über Ausrufung von Notstand beraten.
Laut einer neuen offiziellen Zwischenbilanz vom Donnerstag stieg die Zahl der Todesfälle in China sprunghaft um weitere 38 auf mindestens 170 an. Die Zahl der bestätigten Infektionen in der Volksrepublik wuchs um rund 1700 auf 7711 Patienten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will am Donnerstag erneut über die mögliche Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotfalles beraten.
Die 38 neuen Todesfälle in China waren der bislang stärkste Anstieg dieser Zahl seit Beginn der Epidemie. Die offizielle Gesamtzahl der Infektionen in der Volksrepublik stieg in den vergangenen Tagen immer wieder in grossen Sprüngen an. Neben den bestätigten Fällen stehen nach Angaben der chinesischen Behörden weitere etwa 81.000 Menschen wegen Verdachts auf den Erreger unter Beobachtung.
Die allermeisten Krankheitsfälle konzentrieren sich weiterhin in der zentralchinesischen Provinz Hubei. In der dortigen Millionenmetropole Wuhan hatte die Epidemie ihren Ausgang genommen. Die Provinz ist weitgehend von der Aussenwelt abgeriegelt, fast alle Verkehrsverbindungen wurden gekappt.
Die Sicherheitsmassnahmen in China werden sukzessive ausgeweitet. Inzwischen sind auch grosse Sportereignisse getroffen. So wurde die für März geplante Leichtathletik-Weltmeisterschaft in China um ein Jahr verschoben, wie der Leichtathletik-Weltverband mitteilte. Der bislang für den 22. Februar geplante Start der neuen chinesischen Fussballsaison wurde für unbestimmte Zeit verschoben, wie der chinesische Fussballverband bekanntgab.
Ausserhalb Chinas gibt es bisher etwa 50 Infektionsfälle in mindestens 18 Ländern, davon vier in Deutschland. Die vier Patienten in Deutschland arbeiten alle beim im oberbayerischen Landkreis Starnberg angesiedelten Automobilzulieferer Webasto. Sie befinden sich laut bayerischem Gesundheitsministerium in «gutem Zustand».
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus äusserte im Vorfeld des neuen Krisentreffens seiner Organisation am Donnerstag «tiefes Bedauern» darüber, dass die WHO bei einer Sitzung vergangene Woche die weltweite Gefährdung durch das Virus nicht als «hoch» eingestuft hatte. Das WHO-Notfallkomitee hatte darauf verzichtet, den Gesundheitsnotfall zu deklarieren. Bislang hat die WHO den Notfall nur fünf Mal in ihrer Geschichte erklärt, unter anderem wegen Ebola und der Schweinepest.
Es sei auf «menschliche Fehler» in den WHO-Berichten zurückzuführen, dass das Komitee die Bedrohung nur als «gemässigt» eingestuft hatte, erklärte Tedros. Der Leiter der WHO-Notfallprogramme, Michael Ryan, betonte, dass nun «die ganze Welt in Alarmbereitschaft sein» müsse.
Aus diversen Ländern ausserhalb Chinas wurden seit Mittwoch weitere Infektionen gemeldet. So stieg in Frankreich die Zahl der bestätigten Ansteckungsfälle von vier auf fünf, in Japan wuchs sie von acht auf elf. Die drei neuen Patienten gehören laut Gesundheitsministerium zu rund 200 Japanern, welche am Mittwoch aus Wuhan ausgeflogen worden waren.
Auch die USA hatten Staatsbürger aus Wuhan ausgeflogen. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC wurden bei den 195 US-Bürgern, die zunächst zu einer kalifornischen Militärbasis gebracht wurden, aber keine Symptome des Virus festgestellt. Noch in dieser Woche sollen zudem mit zwei französischen Maschinen rund 250 Franzosen und etwa hundert andere Europäer aus Wuhan ausgeflogen werden.
Das Ausland setzt zunehmend auf Abschottungsmassnahmen gegenüber China. So setzten die Lufthansa, British Airways und weitere Fluglinien ihre Flüge dorthin aus. Zahlreiche Länder, darunter Deutschland, rieten von Reisen nach China ab.Zudem stellten mehrere grosse ausländischen Unternehmen einen Teil ihrer Aktivitäten in China vorübergehend ein. So kündigte der japanische Autobauer Toyota an, seine Fabriken in der Volksrepublik bis mindestens Ende kommender Woche geschlossen zu lassen. Der schwedische Möbelhändler Ikea machte die Hälfte seiner Läden in Festlandchina dicht. Die US-Restaurantkette McDonald's schloss alle ihre Filialen in Hubei.