Coronavirus: Zahlen in China könnten «massiv ansteigen»
In einer radikalen Kehrtwende hebt China viele Massnahmen gegen das Coronavirus auf. Aus Angst vor Machtverlust. Und wohl mit heftigen Folgen, so eine Expertin.
Das Wichtigste in Kürze
- China setzt seit letztem Mittwoch nicht mehr auf die Null-Covid-Politik.
- Laut Experten ist mit einem rasanten Anstieg der Infektionszahlen zu rechnen.
- Spitäler sind bereits überfüllt, zudem fehlt es an Gesundheitspersonal.
In China kommt es am letzten Mittwoch im Kampf gegen das Coronavirus zur grossen Kehrtwende. Die Regierung hebt ihre rigorose Null-Covid-Politik nach heftigen Protesten weitgehend auf. Damit fallen die Testpflicht und strenge Isolationsregeln weg. Auch die Lockdowns werden beendet.
Nau.ch hat mit China-Expertin Simona Grano über die Auswirkungen der Kehrtwende gesprochen. Sie ist Professorin am Asien-Orient-Institut an der Universität Zürich.
Laut Grano habe China bei der Bekämpfung des Coronavirus die falsche Strategie gewählt. «Man kann sich gegen ein so leicht übertragbares Virus nicht vollständig isolieren.» Sie spricht von einer «Besessenheit der chinesischen Regierung» für Sicherheit und Kontrolle, die überhaupt zur Null-Covid-Politik geführt hat.
Coronavirus: «Massiver Anstieg» an Infizierten?
Viele junge Menschen würden in China die Hoffnung auf eine gute Zukunft verlieren, so Grano. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die wirtschaftliche Rezession seien problematisch.
Für die Professorin ist klar: «Der Grund für die Lockerungen der Anti-Covid-Bestimmungen ist die Angst der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) vor einem Machtverlust, nichts anderes.» Sie spricht von einer «verbreiteten Unzufriedenheit».
Doch die Lockerungen könnten sich trotzdem negativ auswirken.
Laut Experten müsse China nämlich mit «einem massiven Anstieg» an positiven Fällen rechnen, so Grano. Allerdings werde es schwierig sein, genaue Zahlen zu beziffern. «Da die obligatorischen Tests nun ebenfalls gestrichen wurden.»
Ein Corona-Problem habe China, bis es gelingt, einen höheren Prozentsatz der über 60-Jährigen zu impfen, sagt Simona Grano. Das Land müsse die Herdenimmunität – die in anderen Ländern schon besteht – erreichen. «Die Zahl der Menschen, die aufgrund von Impfungen oder früheren Ansteckungen immunisiert sind, ist gering.»
Selbsttests, Tabletten & Fiebermesser ausverkauft
Die Covid-Regeln sind in China also weitgehend aufgehoben. Die Regierung setzt plötzlich auf Selbstverantwortung. Erste Auswirkungen machen sich seit den Lockerungen bereits bemerkbar.
Speziell in Gesundheitsinstitutionen ist die Lage offenbar problematisch. Das Wirtschaftsmagazin «Caixin» schreibt von überfüllten Spitälern und einem Mangel an Personal.
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Weiter berichtet die «Tagesschau» von einem Ansturm auf verschiedene Produkte in Apotheken. So seien etwa Antigen-Schnelltests, Tabletten oder Fiebermesser in China vielerorts bereits ausverkauft.