Erdbeben im Indischen Ozean 2004 – das todbringende Naturspektakel

Das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 führte zu einem tödlichen Tsunami. Fast eine Viertelmillion Menschen starben damals bei der Naturkatastrophe.

Eine Szene der totalen Verwüstung zeigt sich nach dem Tsunami, der am 26. Dezember 2004 über die Region hinwegzog. (Archivbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Stephanstag jährt sich der Tsunami im Indischen Ozean zum 15. Mal.
  • Damals verloren fast eine viertel Million Menschen ihr Leben.

Am Stephanstag ist es 15 Jahre her: Ein Tsunami im Indischen Ozean kostete damals fast einer Viertelmillion Menschen das Leben. Es war eine der tödlichsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Menschheit.

Zu seinen Opfern gehörten etwa 110 Schweizer, die meisten waren Touristen in Khao Lak im Süden Thailands. Einer von Ihnen war der Luzerner Autor Otto Marchi, der mit «Schweizer Geschichte für Ketzer» 1971 bekannt geworden war.

Ein Mann hängt nach dem Tsunami 2004 ein Bild seines vermissten Neffen auf. (Archivbild) - keystone

In den Resorts in Khao Lak ging es am zweiten Weihnachtstag gegen zehn Uhr zu. Das Frühstücksbüffet war schon fast leergegessen. Wer nicht schon am Strand lag, sass beim Kaffee und erinnerte sich mit Wohlgefallen an den Vorabend.

Da plötzlich wurde das Meer gleichsam leer. Viele eilten zum wundersam vergrösserten Strand, um sich das Spektakel anzusehen. Der Horizont hatte eine Spitzenborte aus Gischt erhalten, die näherkam.

Einige wenige Beobachter waren alarmiert. Sie wussten, dass der Rückzug des Meers der Vorbote einer Monsterwelle, eines Tsunamis, war. Vielleicht, weil sie es in einem Dokumentarfilm gesehen hatten.

Der rettende zweite Stock

Wer begriffen hatte, rannte – ins Landesinnere auf Hügel oder die Treppen von solid gebauten Hotels hinauf. Wer Pech hatte, wurde vom Wasser zuerst ins Landesinnere geschwemmt und dann aufs Meer hinausgerissen.

Eine Frau geht durch die Trümmer angerichtet von dem Tsunami 2004. - dpa

Als das Wasser wieder weg war, lagen überall Leichen, erschlagen von Trümmern der Infrastruktur, welche die Welle abrasiert hatte. Überlebende suchten verzweifelt nach Verwandten, Verletzte schlugen sich zu überfüllten Spitälern durch. Dort wurden ihre Wunden notdürftig mit Papier und Tesafilm verbunden.

Das Erdbeben im Indischen Ozean 2004

Was war passiert? Um 07:59 Uhr Ortszeit (01:59 Uhr MEZ) bebte keine 100 Kilometer vor der Westküste der Insel Sumatra entfernt die Erde. Bei dem Erdbeben im Indischen Ozean 2004 krachten zwei gewaltige Kontinentalplatten nach jahrelang aufgebauter Spannung plötzlich auseinander. Dies auf einer Länge von 1000 Kilometer.

Erdbeben im Indischen Ozean 2004: Karte Indischer Ozean mit dem Epizentrum des Bebens sowie Angaben zu den betroffenen Küsten. (Archivbild) - keystone

Das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 dauerte zehn Minuten statt wie die meisten einige Sekunden. Es hatte nach verschiedenen Berechnungen die Stärke 9,1 oder 9,3 und war das zweitstärkste Beben in 100 Jahren. 1960 wurde in Chile ein Beben mit 9,5 registriert. Die durch das Erdbeben im Indischen Ozean 2004 ausgelösten Wellenberge rasten so schnell wie ein Düsenjet auf die Küsten zu.

In Hawaii sah man es kommen

Den Seismologen im Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii war schnell klar, dass ein so starkes Beben grosse Zerstörungskraft hat. Aber die Hawaiianer fanden keine Ansprechpartner für Warnungen in der Region.

Seither ist zwischen Indonesien und Thailand ein Tsunami-Warnsystem errichtet worden. Erdbeben, Meeresspiegelveränderungen und Wellen werden in Echtzeit gemessen und automatisch an eine 24 Stunden besetzte Alarmzentrale in Jakarta geschickt.

Danach dauert es noch höchstens zehn Minuten, bis die Warnkette die Küstengemeinden erreicht. Ein Beispiel: 2012 wurde vor Banda Aceh ein Beben der Stärke 8,2 registriert. Acht Minuten später waren die Andamanen und Nikobaren gewarnt.

Noch nie wurde so viel gespendet

In der Schweiz wurde der 5. Januar 2004 zum Nationalen Trauertag erklärt. Gleichzeitig führte die Glückskette einen nationalen Sammeltag durch.

Die Anteilnahme war überwältigend, am Ende kamen 227 Millionen Franken zusammen. Die grösste Summe in der Geschichte der Glückskette.