Hilfsorganisationen: Syrer leiden unter grosser Armut und Hunger
Die Pandemie und die Wirtschaftskrise verschärfen die Situation in Syrien drastisch. Rund 90 Prozent der Bevölkerung leben offenbar unter der Armutsgrenze.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor rund zehn Jahren brach der Bürgerkrieg in Syrien aus.
- Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten für die Bevölkerung verschlimmert.
- «Die Menschen leben wegen der brutalen Krise in Agonie», sagt Chalid Hbubati.
Syrien leidet nach zehn Jahren Bürgerkrieg Hilfsorganisationen zufolge unter einer der schwersten humanitären Krisen seit Ausbruch des Konflikts.
Mehr als zwölf Millionen Menschen hätten keinen regelmässigen Zugang zu ausreichend Nahrung. Das sagte der Präsident des Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes (SARC), Chalid Hbubati, am Donnerstag vor Journalisten.
Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung seien nach Schätzungen unter die Armutsgrenze gerutscht. «Die Menschen leben wegen der brutalen Krise in Agonie», sagte er.
«Brauchen politische Lösung»
Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, klagte: Die humanitäre Lage werde durch eine schwere Wirtschaftskrise verschärft. Die Corona-Pandemie komme noch obendrauf. Er befürchte, dass die internationale Gemeinschaft Syrien abschreibe.
Zivilisten bezahlten den Preis für einen fehlenden politischen Durchbruch. «Wir brauchen eine politische Lösung für den Konflikt», mahnte Maurer. «Die Syrer können sich kein weiteres Jahr wie dieses leisten, geschweige denn weitere zehn Jahre.»
Der Konflikt in Syrien brach im März 2011 mit Protesten gegen die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad aus. Die Sicherheitskräfte gingen damals mit Gewalt gegen Demonstrationen vor. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung.
Hohe Corona-Dunkelziffer in Syrien
Mehr als 400'000 Menschen wurden getötet, rund zwölf Millionen vertrieben. Mittlerweile kontrolliert die Regierung wieder rund zwei Drittel des Landes. Wegen Sanktionen ist sie aber international stark isoliert. Alle Bemühungen um eine politische Lösung blieben bislang erfolglos.
Mit mehr als 15'000 Corona-Infizierungen hat Syriens Regierung bislang vergleichsweise wenig Fälle gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen.
Es sei wegen eines starken Mangels an Testausrüstung nicht möglich, jeden zu testen und die tatsächliche Zahl zu wissen. Das sagte Hbubati. Ähnlich sieht es in den syrischen Gebieten aus, die von Rebellen oder den Kurden kontrolliert werden.