Indien: Fussgängerbrücke stürzt ein – über 140 Tote

In Indien stürzte am Sonntagabend eine Fussgängerbrücke ein. Dabei kamen mehr als 140 Menschen ums Leben.

Rettungskräfte suchen nach dem Einsturz der Hängebrücke nach weiteren Personen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Über 140 sterben beim Einsturz einer Fussgängerbrücke in Westindien.
  • Zuvor befanden sich zu viele Menschen auf der Hängebrücke.
  • Die Familien der Opfer erhalten eine Entschädigung.

Es war dunkel, als eine Hängebrücke in Westindien mit Hunderten Menschen in wenigen Sekunden zusammenbrach. Dies und das Chaos, das folgte, zeigen Aufnahmen von Überwachungskameras, Videos im örtlichen Fernsehen und den sozialen Medien. Wie die Polizei am Montag mitteilte, sind dabei mindestens 141 Personen ums Leben gekommen. Dutzend weitere wurden bei dem Unglück am Sonntagabend (Ortszeit) verletzt.

Unter den Opfern befinden sich überwiegend Frauen, Kinder und ältere Menschen. Der Machchhu-Fluss riss viele Personen mit sich, mindestens 177 wurden aus den Fluten gerettet. Viele Menschen im Wasser klammern sich an Brückenteilen fest und schreien, wie auf Bildern und Videos zu sehen ist. Sie müssen warten, bis die Rettungsboote bei ihnen sind, da viele Inderinnen und Inder nicht schwimmen können.

Menschen hüpfen und springen auf Brücke

Kurz vor dem Einsturz hüpften und sprangen viele Menschen auf der 1,25 Meter breiten und 230 Meter langen Fussgängerbrücke. Diese bewegte sich entsprechend hin- und her. Dies zeigen Aufnahmen, welche im Internet kursieren.

Rettungskräfte sind bei Dunkelheit im Einsatz, nachdem eine Brücke über dem Machchu-Fluss eingestürzt ist. - Rajesh Ambaliya/AP/dpa

Die Brücke habe so sehr geschaukelt, dass man nicht stehen habe können, ohne sich festzuhalten. Dies berichtete ein Augenzeuge dem örtlichen Fernsehsender NDTV. Er und seine Familie hätten die Brücke deshalb schnell verlassen. Ihm zufolge versuchte niemand, die Menge zu kontrollieren.

Brücke galt als «Wunder der Bautechnik»

Das Unglück ereignete sich in Morbi im Bundesstaat Gujarat. Die Brücke stammt aus dem 19. Jahrhundert, also aus der Zeit, als Indien eine britische Kolonie war.

Örtliche Behörden nennen die Brücke auf ihrer Website ein «Wunder der Bautechnik». Zur Bauzeit sei die neuste Technik verwendet worden, die es damals in Europa gegeben habe.

Erst vergangene Woche war die Fussgängerbrücke nach monatelangen Sanierungsarbeiten durch eine private Firma wiedereröffnet worden. Sie war auch bei einheimischen Touristinnen und Touristen beliebt.

Hinduistische Festtage am Sonntag

Am Sonntag zog sie angesichts einiger wichtiger hinduistischer Festtage besonders viele Besucherinnen und Besucher an. Gefeiert wurde unter anderem das Fest Chhath Puja, bei dem eine Sonnengottheit verehrt wird. Viele Menschen waren also in Feierlaune.

Retter auf Booten suchen im Fluss Machchu neben einer eingestürzten Kabelbrücke in der Stadt Morbi im westlichen Bundesstaat Gujarat, Indien. - keystone

Weshalb die Brücke einstürzte, war zunächst unklar, entsprechende Untersuchungen wurden angekündet. In Medienberichten hiess es, möglicherweise habe die Konstruktion der Last der vielen Menschen nicht standgehalten. Die «Hindustan Times» berichtete, dass deutlich mehr Menschen auf der Brücke gewesen seien, als für ihren Zutritt Tickets gekauft hatten. Ein Sicherheitsmann habe sie nicht aufhalten können.

Ein örtlicher Behördenvertreter sagte NDTV, dass die Lokalbehörden die Brücke nach den Sanierungsarbeiten noch nicht geprüft hätten. Deshalb habe es keine Wiedereröffnungsfreigabe gegeben. Am Montag seien dann neun Menschen festgenommen worden. Darunter auch Manager der Firma, die die Brücke saniert hatte, Ticketverkäufer und Sicherheitsleute vor Ort.

Entschädigungen für die Familien

In den vergangenen Jahren starben in Indien Dutzende Menschen wegen Unglücken im Zusammenhang mit Infrastruktur. In solchen Fällen gibt es jeweils Entschädigungen für die Familien der Opfer.

Retter auf Booten suchen im Fluss Machchu neben einer eingestürzten Kabelbrücke in der Stadt Morbi im westlichen Bundesstaat Gujarat. - keystone

Die Familien der Opfer sollen jeweils 200 000 Rupien (rund 2400 Franken) beziehungsweise 400 000 Rupien (rund 4800 Franken) erhalten. Dies kündigten das Büro von Premierminister Narendra Modi wie auch die Regierung des betroffenen Bundesstaates Gujarat an.