Indisches Gericht verbietet Fingertest bei Vergewaltigungsopfern
An Vergewaltigungsopfern darf in Indien kein Zwei-Finger-Test mehr durchgeführt werden. Die Praxis sei «patriarchal und sexistisch», so das Höchste Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zwei-Finger-Test an Vergewaltigungsopfern durchzuführen, ist verboten.
- Das hat das Höchste Gericht in Indien entschieden, denn es sei «sexistisch».
- Bei der Praxis wird die Elastizität der Vagina einer Frau mit zwei Fingern getestet.
- Dabei soll sich herzustellen, ob sich die Frau an Sex gewöhnt ist.
Das Höchste Gericht Indiens hat den Einsatz der sogenannten Zwei-Finger-Tests bei mutmasslichen Vergewaltigungsopfern in mehreren Bundesstaaten verboten.
Die Tests hätten keine wissenschaftliche Grundlage, hiess es in der Begründung der Richter. Das berichteten die indischen Rechtsportale «Live Law» und «Bar and Bench» am Montag. Die Tests würden Frauen nochmals traumatisieren. «Der Test basiert auf der inkorrekten Annahme, dass eine sexuell aktive Frau nicht vergewaltigt werden kann.»
«Patriarchal und sexistisch»
Bei diesen sogenannten Tests urteilen Ärzte mit zwei Fingern über die Elastizität der Vagina einer Frau. So soll darauf geschlossen werden, ob sie sich an Sex gewöhnt ist. «Der beweiskräftige Wert einer Zeugenaussage einer Frau hängt nicht von ihrer sexuellen Geschichte ab.»
Das argumentierten die Richter weiter. «Es ist patriarchal und sexistisch, nahezulegen, dass man einer Frau nicht glauben kann, dass sie vergewaltigt wurde, nur weil sie sexuell aktiv ist.»
Bereits 2013 hatte das Höchste Gericht Indiens geurteilt, dass der sogenannte Test gegen die Verfassung verstosse. Trotzdem wurde er teils weiter angewandt. Das Gericht wies nun entsprechende Bundesstaaten an, diese Praktik zu beenden. Ebenso soll in der Medizinausbildung der «Zwei-Finger-Test» nicht mehr als mögliche Untersuchungsmethode für mutmassliche Vergewaltigungsopfer dargestellt werden.