Irans Justizchef: Zu Dialog mit Kritikern bereit

Seit drei Wochen halten die Proteste gegen die iranische Führung an. Jetzt kommen erstmals versöhnliche Töne vom sonst eher kompromisslosen Justizchef.

Frauen protestieren im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Irans Justizchef zeigt sich bereit für einen Dialog mit den Kritikern der Regierung.
  • Bislang fuhr die Führung einen harten Kurs gegen die Demonstranten.
  • Diese brachte offenbar nicht die gewünschten Ergebnisse.

Angesichts der seit über drei Wochen andauernden Proteste hat Irans Justizchef erstmals einen Dialog mit Gegnern der islamischen Führung vorgeschlagen.

«Die Bürger oder politischen Gruppierungen sollten wissen, dass wir ein Ohr für Proteste und Kritik haben und bereit für einen Dialog sind», sagte Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi am Montag.

Im Iran protestieren Tausende nach dem Tod von Mahsa Amini. - keystone

Auch das iranische Politsystem könnte «Schwächen und Fehler» haben. «Daher sind wir bereit, auf die Vorschläge zu hören, und haben auch keine Bedenken, eventuelle Fehler zu korrigieren», sagte er dem Nachrichtenportal Donya-e Eqtesad zufolge. Mohseni-Edschehi betonte jedoch, es müssten Proteste von gewaltsamen Ausschreitungen unterschieden werden.

Versöhnliche Töne nach hartem Kurs

Der Iran hatte im Zusammenhang mit den Protesten bislang von einer Verschwörung des Auslands und bewaffneter iranischer Oppositionsgruppen gesprochen und mit einem konsequenten Durchgreifen gedroht.

Die versöhnlichen Töne des sonst eher kompromisslosen Justizchefs deuten Beobachtern zufolge darauf hin, dass der harte Kurs der Führung bislang nicht die erwünschten Ergebnisse brachte.

Demonstranten schmeissen während eines Protestes gegen den Tod einer jungen Frau, Steine auf Polizeieinheiten. Der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam hatte landesweit Trauer und Empörung ausgelöst. - Uncredited/AP/dpa

Die Proteste hatten auch in der Nacht zu Montag landesweit angedauert. Die Spannungen auf den Strassen und die Interneteinschränkungen haben grosse Teile der Wirtschaft lahmgelegt. Ausserdem wollen mehrere westliche Länder, allen voran Deutschland, erneut Sanktionen gegen die islamische Führung verhängen.