Jair Bolsonaro mit komischen Momenten als brasilianischer Präsident

Jair Bolsonaro hat in Brasilien das Zepter übernommen. Er sorgt bereits für Schlagzeilen und denkwürdige Auftritte. Und er überraschte an seiner Antrittsrede.

Jair Bolsonaro bei seiner Amtseinführung. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jair Bolsonaro hat sein Amt als neuer Präsident Brasiliens angetreten.
  • Der 63-Jährige schlug überraschend sanfte Töne an, warnte aber vor dem Sozialismus.

Seit dem 1. Januar 2019 ist der 38. Präsident Brasiliens, Jair Messias Bolsonaro, offiziell im Amt. Nach einem aggressiven Wahlkampf und einigen turbulenten Wochen seit seiner Wahl verliefen die zeremoniellen Feierlichkeiten zu seinem Amtsantritt grösstenteils ruhig – wenn es auch zu einigen komischen Momenten kam.

Pferd wirft sich vor Präsidentenauto

Die erste Situation mit humoristischem Charakter ereignete sich bereits zu Beginn der Feierlichkeiten, als sich während des Defilees ein Dragonerpferd erschreckte und vor dem offenenen Wagen warf, in dem Bolsonaro sich befand.

(Der Text im Tweet: Markiert in den Kommentaren eure Freunde, die sich auch von dem Pferd repräsentiert fühlen, dass versucht hat, sich dem Wagen von Bolsonaro in den Weg zu stellen.)

Bisher war Jair Bolsonaro vor allem in den Sozialen Medien präsent und hatte öffentliche Reden eher gescheut. In seiner ersten Rede als Präsident, die im nationalen Kongressgebäude in der Hauptstadt Brasilia stattfand, gab sich der 63-Jährige noch relativ zahm. Nachdem er sich bei Gott und dem brasilianischen Volk bedankte, kam er auf seine Kernthemen, den Kampf gegen Kriminalität und Korruption sowie die Stärkung der Wirtschaft zu sprechen.

Gleichzeitig schlug er aber auch versöhnliche Töne an und versprach, das Volk zu vereinen und eine Gesellschaft ohne Diskriminierung aufbauen zu wollen. Ganz anders als während des Wahlkampfes, wo er mit homophoben, rassistischen und frauenfeindlichen Äusserungen für Aufruhr sorgte.

Rede in Gebärdensprache

Weiter ging es im Präsidentenpalast, wo Bolsonaros Frau Michelle Bolsonaro eine Rede hielt – überraschenderweise in Gebärdensprache. In seiner daran anschliessenden zweiten Ansprache zeigte sich der neue Präsident, welcher während den gesamten Feierlichkeiten müde wirkte, wieder von seiner bekannten Seite. So versprach er, die «Ideologisierung» der Kinder beenden zu wollen, die Dinge wieder einfacher zu machen und vor allem gegen Kriminalität zu kämpfen.

(Eines der Ziele, um Brasilien von den schlechtesten Positionen in Bildungsrankings wegzukriegen, besteht darin, den marxistischen Müll zu bekämpfen, der sich in den Bildungseinrichtungen eingenistet hat. Gemeinsam mit dem Bildungsminister und anderen Involvierten werden wir uns weiterentwickeln und Bürger und nicht noch mehr militante Politiker ausbilden.)

Nachdem er schon einen Tag zuvor auf Twitter den «marxistischen Müll» als Ursache für Brasiliens schlechte Position in Bildungsrankings bezeichnete, so versäumte er es auch zu seinem Amtsantritt nicht, klar zu machen, wen er als Feind betrachtet: «Heute ist der Tag, an dem das Volk begann, sich vom Sozialismus zu befreien.» Seine Rede schloss er mit den Worten: «Unsere Flagge wird niemals rot sein! Sie wird nur rot, wenn es unseres Blutes bedarf, um sie grün-gelb zu halten.»

Orban, Netanjahu und Trump

Zu den internationalen Gästen, die der Zeremonie beiwohnten, zählten unter anderem der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Ungarns Premier Viktor Orbán. Donald Trump gratulierte Bolsonaro auf Twitter zu seiner Rede und versprach: «The U.S.A. is with you!» Die Gegnerinnen und Gegner Bolsonaros organisieren sich währenddessen unter dem Hashtag #ForaBolsonaro (Bolsonaro raus).

*Ayse Turcan lebt seit Anfang 2018 in Rio de Janeiro, Brasilien. Sie schreibt einmal pro Woche für Nau darüber, was in Brasilien diskutiert wird, wie sich die Situation unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro entwickelt und wie die brasilianische Bevölkerung darüber denkt.