Nach Erdbeben in Afghanistan: Regen erschwert Rettungsarbeiten
Rund 1000 Tote hat ein Erdbeben an der afghanisch-pakistanischen Grenze gefordert. Zusätzlich erschwert werden die Rettungsarbeiten durch Regen.
Das Wichtigste in Kürze
- An der afghanisch-pakistanischen Grenze kam es zu einem schweren Erdbeeben.
- Die Naturkatastrophe forderte mindestens 1000 Tote und 1500 Verletzte.
- Regen erschwert die Rettungsarbeiten zusätzlich.
Nach dem verheerenden Erdbeben in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion hat Regen die Rettungsarbeiten erschwert. Mindestens 1000 Tote und 1500 Verletzte beklagten die Behörden.
Mit Händen gruben sich Helfer weiter vor und versorgten Überlebende mit Essen und Kleidung. Zudem wurden Massengräber ausgehoben. Das gewaltige Beben hatte zahlreiche Bewohner am frühen Mittwochmorgen aufgeschreckt.
«Viele Leichen sind noch nicht geborgen»
Einen solchen Horror habe er noch nie erlebt, sagte Chalid Sadran, Polizeisprecher der amtierenden Taliban-Regierung, am Donnerstag. «Obwohl wir unser Leben mit Bombenexplosionen verbracht haben.»
Und weiter: «Es war nicht zu ertragen. Wir haben für sie Essen vom Armeekorps vorbereitet. Sie waren hungrig, müde und verängstigt. Dann begann es zu regnen.»
«Viele Leichen sind noch nicht geborgen worden. Einige befinden sich in den Häusern und einige unter den Trümmern.» Das sagte ein Bewohner der betroffenen Gebiete im Osten des Landes dem TV-Sender Tolonews.
«Wir brauchen Kräne, sie sollen unsere Häuser aufbauen, und sie sollen uns Zelte bringen. Wir haben die Nacht draussen in den Bergen verbracht», klagte der Mann.
«Zahl der Opfer wird noch steigen»
Mehrere Hilfsorganisationen sicherten dem Land unterdessen Unterstützung zu. «Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird, da die Such- und Rettungsmassnahmen noch andauern.» Das teilte das UN-Nothilfebüro (OCHA) mit. UN-Generalsekretär António Guterres sprach den Opfern sein Beileid aus.
«Das Erdbeben in Afghanistan erschüttert ein Land, in dem rund 20 Millionen Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich ernähren sollen.» Das sagte der Welthungerhilfe-Landesdirektor in Kabul, Thomas ten Boer.
«Die lokalen Behörden haben bereits signalisiert, dass Hilfe von aussen willkommen sei. Das zeigt, dass aus eigener Kraft die Katastrophe, deren Ausmass noch nicht genau bekannt ist, kaum zu bewältigen ist.» So fährt ten Boer fort.
Die Taliban-Führung sprach den Opfern ihr Mitgefühl und Beileid aus. Nach Angaben von OCHA wurden bis zu 1800 Häuser in den betroffenen Provinzen zerstört. Afghanische Medien berichteten, ein Dorf sei komplett zerstört worden. Die Bauweise in der armen und wirtschaftlich schwachen Region ist aus Kostengründen nicht erdbebensicher, viele Familien leben dicht zusammen.
Erschwert wurden die Rettungsarbeiten durch den Zugang zur abgelegenen Bergregion. Die militant-islamistischen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanistan herrschen, riefen eine Notsitzung des Kabinetts zusammen.
Mehrere Hubschrauber wurden in die Unglücksregion geschickt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ein Regierungssprecher rief Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf. Einige Hilfsorganisationen trafen bereits am Mittwoch vor Ort ein.
Die US-Erdbebenwarte (USGS) vermeldete für das Beben die Stärke 5,9 sowie ein etwas schwächeres Nachbeben. Demnach befand sich das Zentrum des Bebens rund 50 Kilometer südwestlich der Stadt Chost. Das ist nahe der Grenze zu Pakistan in rund zehn Kilometern Tiefe. Pakistanische Behörden hatten das Beben mit einer Stärke von 6,1 registriert.