Russlands Präsidentschaftswahl wird unspektakulär

In wenigen Tagen wählen Millionen Russen ihren Präsidenten. Das Ergebnis dürfte eindeutig ausfallen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bald wird die russische Präsidentschaftswahl durchgeführt.
  • Putin dürfte einer Wiederwahl nichts im Weg stehen.
  • Die Regierung fürchtet dennoch eine tiefe Stimmbeteiligung.

Viele sehen nur zwei Möglichkeiten: Wladimir Putin oder Boykott. Die 23-jährige Olga will diese Scheinalternative nicht akzeptieren. Während sie mit einem Team um den Oppositionellen Dmitri Gudkow andere zur Wahl motivieren und sogar als Wahlbeobachter rekrutieren kann, stösst sie bei ihrer eigenen Familie auf Widerstand.

Denn ihr Vater, ihre Mutter und selbst die Grosseltern schliessen wie viele Russen den Gang zur Urne bislang aus. «Die Stimme so zu verschenken, spielt nur dem Kreml in die Hände», argumentiert Olga zwar mit Nachdruck. Doch wen immer man in der Hauptstadt fragt, es kommt eine ähnliche Antwort: Niemand könne das Endergebnis, die Wiederwahl Putins, beeinflussen - schon gar nicht die Wähler.

Olga wählt strategisch die Opposition anstatt den Stimmzettel leer zu lassen. - dpa

Wiederwahl ist unbestreitbar

Mit Überraschungen ist am 18. März kaum zu rechnen. Staatlichen Umfragen zufolge liegt Putin seit Wochen konstant bei rund 70 Prozent der Stimmen. Keiner der sieben Herausforderer wird ihm nur annähernd gefährlich, sie liegen im einstelligen Prozentbereich. Zwar spricht der Präsident von einer Schicksalswahl, dabei ist seine Wiederwahl gesetzt: Bis mindestens 2024 wird Putin Russland weiter steuern.

Dennoch gibt es am Wahltag ein Horrorszenario für die Staatsführung: eine niedrige Beteiligung. Es könnten weit weniger als die vom Kreml erhofften 70 Prozent der Wähler ihre Stimme abgeben. Dadurch könne der Mythos der triumphalen Zustimmung zu Putin entlarvt werden. Die Staatsführung werde daher alles versuchen, um mit einer hohen Beteiligung den Schein eines grossen Sieges zu wahren.