Sars-ähnliches Virus breitet sich in China aus

In China ist eine unbekannte Lungenkrankheit ausgebrochen. Das BAG beobachtet die Situation, glaubt aber, dass China historisch bedingt sehr sensibel reagiere.

SARS hatte 2003 Hunderte Menschen getötet. Nun hält erneut eine Lungenerkrankung China in Atem. - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • In China ist eine neue unbekannte Lungenkrankheit ausgebrochen.
  • Beim BAG ist man alarmiert, wartet aber mit Massnahmen noch ab.
  • Das neue Virus ist aus der Gruppe der Coronaviren entstanden.

In China ist eine mysteriöse Lungenkrankheit ausgebrochen. Die chinesischen Behörden bestätigten diese Woche die Infektion von 59 Menschen. Berichte, welche die Krankheit als die Infektionskrankheit Severe Acute Respiratory Syndrome (Sars) bezeichneten, dementierte die lokale Gesundheitsbehörde. Stattdessen handle es sich um eine Mutation des Coronavirus.

Coronaviren verursachen oft harmlose Erkältungen, allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Sars und Mers dazu. Die Erreger kommen bei Menschen und in der Tierwelt vor.

Auch in der Schweiz?

Laufen wir also Gefahr, dass auch diese Krankheit – eben wie vor ein paar Jahren auch Sars – in die Schweiz eingeschleppt wird? Das Bundesamt für Gesundheit hält sich derzeit noch bedeckt. Über das Virus sei bisher noch zu wenig bekannt, um beispielsweise eine Reisewarnung zu rechtfertigen, heisst es auf Anfrage. Dass China nach dem Sars-Debakel von 2003 sich jetzt schon so früh an die Öffentlichkeit wende, sei aber kein Zufall.

Tote Puten werden vor einem Geflügelhof nach einem Ausbruch von Vogelgrippe H5N1 in einen Container gekippt. - dpa

Die Krankheit soll ihren Ursprung auf dem Fischmarkt in der Grossstadt Wuhan haben und weckt Erinnerungen an die Sars-Epidemie von 2003. Damals starben fast 1000 Menschen an der Infektionskrankheit, welche wahrscheinlich von einer Fledermaus-Kolonie in Süd-China ausging.

Erste Nachbarn und die Weltgesundheitsorganisation WHO ergriffen darum bereits Vorsichtsmassnahmen. In Hongkong wird die Körpertemperatur von Reisenden gemessen, um einer Verbreitung in die Sonderverwaltungszone vorzubeugen.

Für die Krebsdiagnose ist bislang meist der Gang ins Spital nötig. - Keystone

In Singapur wurde ein dreijähriges Mädchen, welches zuvor Wuhan besuchte, wegen ähnlichen Fieber-Symptomen unter Quarantäne gestellt. Die US-Botschaft in Peking hat zudem eine Reisewarnung für Besucher von Wuhan ausgestellt. Die Chinesen selber gehen gar einen Schritt weiter: «Ich möchte jeden daran erinnern, persönlich Schutzmassnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, gesund und problemlos nach Hause zu kommen.» Dies sagte Wang Yang vom Transportministerium in Peking.

BAG: «Sars-Geschichte noch sehr präsent»

Auch beim Bundesamt für Gesundheit verfolgt man die Entwicklungen genau, ergreift aber noch keine Massnahmen. Daniel Koch ist Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG. Er glaubt, dass China die Sars-Epidemie von 2003 noch immer in den Knochen steckt und es darum jetzt lieber zu viel als zu wenig kommuniziert.

Die Sars-Epidemie hat Chinas Umgang mit Krankheiten grundlegend verändert. Hier beobachtet ein Staatsangestellter durchs Fenster eine landesweite Übung zur Seuchenbekämpfung im Jahre 2004. - Keystone

«Es ist kein Zufall das China jetzt so stark reagiert, weil die Sars-Geschichte noch sehr präsent ist», glaubt Koch. China hatte 2003 das Ausmass der Sars-Epidemie im eigenen Land zuerst unterschätzt und dann vertuscht. So wurde eine Ausbreitung über die Landesgrenzen hinaus ermöglicht. Die Grossmacht musste sich deswegen viel internationale Kritik gefallen lassen.

«Seither haben die Chinesen die Überwachung stark hochgefahren», so Koch. Die Kommunikation mit der WHO sei ebenfalls verbessert worden und funktioniere heute sehr gut. «Wir stützen uns darum auf die WHO. Sie sind da drin und die Kanäle funktionieren bestens.»

Mit einer Reisewarnung oder ähnlichem warte man deshalb, bis die WHO mehr herausfindet. «Man weiss momentan einfach noch zu wenig um angemessen reagieren zu können.»