Berliner Club lässt Gäste aus 53 Geschlechtern auswählen

Um bei diesem Berliner Club im Vorverkauf ein Billett zu erwerben, müssen Gäste ihr Geschlecht angeben. Zur Auswahl stehen 53 Optionen.

Ein Berliner Club stellt 53 Geschlechter zur Auswahl. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer im Berliner Club «Münze» ein Billett kaufen will, muss ein Benutzerkonto erstellen.
  • Neben Namen und Geburtsdatum muss auch das Geschlecht angegeben werden.
  • Zur Auswahl stehen 53 Optionen.

In der pulsierenden Clubszene Berlins sticht ein Lokal hervor: die «Münze» im Stadtteil Berlin-Mitte. Aber wer hier feiern möchte, muss sich zunächst durch einen ungewöhnlichen Billett-Kaufprozess navigieren, wie die «Bild» berichtet.

Wer nämlich im Vorverkauf ein Billett erwerben will, muss ein Benutzerkonto mit persönlichen Informationen erstellen.

Neben grundlegenden Informationen wie Name und Geburtsdatum werden die Besucherinnen und Besucher nach dem Geschlecht gefragt. Dabei können sie aus 53 Optionen auswählen.

Weiblich, männlich, bigender, neutrois ...

Die ersten drei Optionen sind noch recht einfach: weiblich, männlich oder «Möchte ich nicht sagen».

Doch dann wird es komplexer: Es folgen Begriffe wie «Agender» (keinem Geschlecht zugehörig), «Bigender» (beidgeschlechtlich), «Gender questioning» (Geschlechtsidentität hinterfragend) oder «Neutrois» (ausserhalb des binären Geschlechtersystems). Wer an den Schluss der Liste ankommen will, muss lange nach unten scrollen.

So lang ist die Liste der Auswahlmöglichkeiten fürs Geschlecht in einem Berliner Club. - Münze Berlin

Diese umfangreiche Liste könnte jedoch noch länger sein. Experten sprechen sogar von bis zu 72 verschiedenen Geschlechtsidentitäten.

Der Grund dafür ist, dass Geschlecht heutzutage nicht mehr nur auf genetischer oder anatomischer Ebene definiert wird. Wissenschaftler und Aktivisten betrachten es auch aus soziologischer und persönlicher Perspektive, so die «Bild» weiter.

Umfrage

Befürwortest du die Einführung eines dritten Geschlechtseintrags?

Ja.
9%
Nein.
91%

Auch Facebook kennt seit zehn Jahren eine lange Liste an Auswahlmöglichkeiten für das Geschlecht. «Es wird eine Menge Leute geben, für die das nichts bedeutet. Aber für die wenigen, die es betrifft, bedeutet es die Welt.» So äusserte sich Brielle Harrison, Facebook Software Engineer, gegenüber der Associated Press schon im Jahr 2014.

Anerkennung von drittem Geschlecht

Bis 2013 konnten in Deutschland nur die Geschlechter männlich oder weiblich im Geburtenregister eingetragen werden. Seit Ende 2018 gibt es jedoch auch die Option «divers».

«Deutschland gehört zu den wenigen Staaten weltweit, die die Existenz von mehr als zwei Geschlechtern rechtlich anerkennen.» Dies schreibt die deutsche Antidiskriminierungsstelle.

In der Schweiz erhielt die Forderung nach einem dritten Geschlechtseintrag nach Nemos Sieg beim Eurovision Song Contest wieder mehr Aufmerksamkeit. Und: In der Schweiz ist seit Anfang 2022 eine Änderung des Geschlechtereintrags möglich.