Berliner Mauer wird für Kunstprojekt nachgebaut

Am Boulevard Unter den Linden in Berlin soll für ein künstlerisches Projekt die Berliner Mauer nachgebaut werden.

Ein Wegweiser mit der Aufschrift «Dau» führt in den Schinkel Pavillon, wo im Rahmen einer Pressekonferenz das Mauer- und Kunstprojekts «DAU Freiheit» vorgestellt wird. Eine Frau streckt im Hintergrund ihre Hand in die Luft. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Für ein Kunst- und Filmprojekt wird die Berliner Mauer nachgebaut.
  • Besucher erwarten eine Ausstellung, die einem zurück in den Kalten Krieg zurückbringt.

Für ein ausgefallenes Kunst- und Filmprojekt soll die Berliner Mauer am Boulevard Unter den Linden nachgebaut werden. Das «Dau»-Projekt will eine Debatte über Freiheit, Totalitarismus und Überwachung eröffnen, wie die Veranstalter bei der Vorstellung des Projekts am Dienstag in Berlin mitteilten. Ab dem 12. Oktober sollen Interessierte vier Wochen lang das Areal besuchen können, das zu einer «Stadt in der Stadt» werden soll.

Besucher müssen vorab online ein «Visum» beantragen, um den Bereich betreten zu dürfen. Vor Ort müssen sie ihre Mobiltelefone abgeben. Es erwarten sie unter anderem Kunstinstallationen und Filme, wie die Berliner Festspiele als Veranstalter mitteilten. Drumherum wird eine «baugleiche Rekonstruktion der originalen Berliner Mauer» errichtet.

«Geheimes wissenschaftliches Instituts»

Hintergrund des Projekts ist ein Filmexperiment des russischen Regisseurs Ilja Chrschanowski, für das bis zu 400 Menschen zwischen 2009 und 2011 «auf eine Zeitreise zurück in die Sowjetunion» gingen und abgeschnitten von der Aussenwelt auf 12'000 Quadratmetern in der Ukraine lebten. Den Angaben zufolge befanden sie sich dort am Set eines «geheimen wissenschaftlichen Institut», das sich an einer solchen Einrichtung der Sowjetunion orientierte.

Bei dem Experiment entstanden 700 Stunden Filmmaterial und 13 Filme sowie mehrere Serien, wie die Veranstalter erläuterten. Die Produktionen sollen bei der vierwöchigen Installation in Berlin gezeigt werden. Auch die Performance-Künstlerin Marina Abramovic und der Filmemacher Tom Tykwer sind an dem Projekt beteiligt.

«Intensive Gespräche»

Hauptspielstätte sind demnach die Räumlichkeiten des Kronprinzenpalais. Mit Nutzern und Eigentümern der Gebäude fänden derzeit «intensive Gespräche» statt. Die Anwohner sollen durch das Projekt nicht eingeschränkt werden. Die Berliner Festspiele teilten mit, Genehmigungen der Berliner Verwaltung seien «in Arbeit»; sie zeigten sich zuversichtlich.

Das Projekt soll am 9. November enden – zum Jahrestag des Mauerfalls soll die eigens für die Installation errichtete Mauer wieder zerstört werden. Kritiker bemängeln, das gesamte Projekt verharmlose die in der DDR begangenen Verbrechen. Nach Berlin soll das massive Kunstprojekt auch in Paris und London gezeigt werden.