Coronavirus: Schweden wegen falschen Studien verunsichert
Schweden geht ganz anders mit dem Coronavirus um, als seine Nachbarländer. Nach gleich zwei Pannen bei zentralen Studien ist die Unsicherheit gross.
Das Wichtigste in Kürze
- Die schwedische Regierung führt in der Corona-Pandemie bewusst keinen Lockdown ein.
- Bei zentralen Corona-Studien unterliefen den Experten nun gleich zwei Pannen.
- Die Unsicherheit ist deshalb gewachsen, die Zahl der Infizierten somit unbekannt.
Schweden pflegt mit dem Coronavirus ganz anders umzugehen, als seine europäischen Nachbarländer. Die Unsicherheit, ob dieses Vorgehen das richtige ist, hat soeben plötzlich zugenommen. Gleich in zwei voneinander unabhängigen schwedischen Studien sind den Experten grundlegende Fehler unterlaufen.
Doppel-Panne bei zwei zentralen Studien zum Coronavirus
Aber von vorne: In einer Studie wurden zwei Mal je hundert Blutspenden auf Corona-Antikörper untersucht. In elf Prozent der Proben konnten solche Antikörper ausfindig gemacht werden, wie das «ARD-Studio» in Stockholm mitteilte. Die Studie wurde nun vom Karolinska-Institut zurückgezogen.
Grund dafür: Es ist nicht auszuschliessen, dass auch Proben von bekannten Corona-Infizierten darunter waren. Mit deren Plasma hätte schwer Erkrankten geholfen werden sollen. Unter Einrechnung eines Korrekturfaktors wären somit sogar schon 20 bis 30 Prozent aller Schweden infiziert gewesen. Diese Annahme ist unter den fehlerhaften Umständen nicht mehr haltbar.
Auch die zweite Studie von Staatsepidemiologe Anders Tegnell musste revidiert werden, wie das «ARD-Studio» schreibt. Die Gesundheitsbehörde ist davon ausgegangen, dass auf jeden bestätigten Corona-Fall in Schweden 999 unbekannte kämen. Bei einer Zahl von 6400 Erkrankten allein in Stockholm hätten somit mehr als sechs Millionen Menschen infiziert sein müssen. In Realität wohnen in Stockholm lediglich knapp eine Million Menschen.
Falsche Variable sorgt für zu hohe Zahlen
Der Epidemiologe versucht seinen Fehler zu erklären: «Man hat eine falsche Variable verwendet. Dadurch stieg der Wert zwischen bestätigten und nicht entdeckten Fällen enorm an. Es ändert aber nichts an den anderen Fakten wie am Zeitpunkt für das Erreichen des Spitzenwertes der Ansteckungen», so Tegnell.
Weiterhin werden in Schweden nur wenige Tests durchgeführt. Nach der aktuellen Doppelpanne ist ebenfalls unklar, wie viele Ansteckungen überhaupt verhindert worden sind. Die Zahl der Toten spricht für sich – innerhalb eines Tages kamen 172 neue Todesfälle hinzu. Gesamthaft sind in Schweden somit 1937 Personen an den Folgen des Coronavirus gestorben.