Detektiv-Computer: Software gegen Betrug und Verbrechen
Die Automatisierung zur Erkennung von Versicherungsbetrügern kommt schnell voran. Versicherungen vertrauen schon jetzt auf Softwares. Bald könnte auch die Polizei folgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Versicherungen bauen vermehrt auf künstliche Intelligenz als Spürhunde.
- Die Software macht auf Betrugsmuster aufmerksam.
- Auch die Polizei zeigt Interesse.
Versicherungsbetrüger aufgepasst: Immer raffiniertere Datenanalyse und künstliche Intelligenz werden eine weit verbreitete Straftat in Zukunft erschweren. Die Automatisierung der Erkennung macht rapide Fortschritte. Der Computer als Versicherungsdetektiv kann auf Betrugsmuster und Zusammenhänge hinweisen, die ein Sachbearbeiter allein früher nicht aufdecken konnte. Erste Einsatzgebiete für die Technik gibt es auch schon bei der Polizei.
Automatisierung ist der grosse Trend in der Branche, denn menschliche Sachbearbeiter kosten Zeit und Geld. So werden bei der Allianz als Deutschlands grösstem Versicherer in der Autosparte inzwischen über 80 Prozent aller Kfz-Anträge vollständig automatisiert verarbeitet, einschliesslich des Versands der Policen an die Kunden. Im Schadenbereich werden vor allem Glasschäden vollautomatisiert abgewickelt, wie ein Unternehmenssprecher sagt.
Maschine warnt, Mensch untersucht
Shift Technology, ein auf Betrugserkennungs-Software spezialisierten französischen Start-up, warnt die potenziellen Kunden – durchaus auch in eigenem Interesse - vor Folgeschäden der fortschreitenden Digitalisierung. «Wir gehen davon aus, dass sich mit zunehmender Verbreitung der automatisierten Schadenbearbeitung die Zahl der Betrugsfälle verdoppeln könnte, wenn die klassische regelbasierte Betrugsbekämpfung nicht ersetzt wird», sagt Nielsen, Direktor für Mittel- und Nordeuropa des Start-up.
Die Technik klärt Betrug zwar nicht auf – aber sie gibt Hinweise. «Bei Schadenfällen, bei denen die Betrugssoftware einen Verdacht mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 bis 70 Prozent signalisiert, wird eine Nachforschung durch einen Schadenspezialisten angestossen», sagt Jungmann. Auf menschliche «Schadenspezialisten» werden die Versicherungen aber in absehbarer Zeit nicht verzichten können. «Das Entscheidende ist das Zusammenspiel von Mensch und KI.»
Interessiert an der Verbrechensbekämpfung per Computer ist naturgemäss auch die Polizei. So lässt sich die von Versicherungen und Banken verwendete Software-Analyse neuer Risiken ebenso gut in der Kriminalprävention verwenden.