«Dachte an Pompeji»: Stromboli versetzt Touristen in Angst

Es regnet Lavabrocken. Asche verdunkelt den Himmel und das Meer. Touristen rennen in Angst von den Stränden. Zwei grosse Explosionen am Vulkan Stromboli erinnern die Menschen auf der italienischen Urlaubsinsel daran, wie klein sie sind.

Ein heftiger Ausbruch des Vulkans Stromboli in Italien hat einen Menschen das Leben gekostet. Foto: Ansa/AP - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Dass sie auf einem Pulverfass leben, wissen die Bewohner von Stromboli.

Nur wenige Hundert sind es, die an einem der aktivsten Vulkane der Welt das ganze Jahr über wohnen. Erst im Sommer beginnt auf der gleichnamigen kleinen Insel vor der sizilianischen Küste der grosse Rummel.

Dann kommen Touristen aus aller Welt, um sich an den herrlichen schwarzen Lavastränden zu sonnen und sich ein bisschen vor dem Vulkan im Hintergrund zu gruseln. Am Mittwochnachmittag durchschnitten zwei laute Explosionen das Sommeridyll. Wie ein Kanonendonner kam es von dem gut 900 Meter hohen Feuerberg herab.

Eine zwei Kilometer lange Aschesäule stieg in den Himmel, bevor der Rauch die Insel und das Meer verdunkelte. Glühende Lavabrocken fielen wie Feuerregen zu Boden, erzählten Augenzeugen. Besonders der kleine Ort Ginostra war betroffen. Dort in der Nähe starb ein sizilianischer Wanderer, der mit einem Begleiter eine Exkursion zum Vulkan machen wollte.

«Die Menschen haben Schutz in ihren Häusern gesucht oder sind ins Meer gesprungen, um sich vor Lavasteinen zu schützen», erzählte der Taxifahrer Gianluca Ioppolo, der seit 20 Jahren auf Stromboli lebt, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er habe die Menschen am Strand aufgerufen, in höhere Lagen zu laufen - falls Gestein ins Wasser rutscht und einen Tsunami auslöst. Im Hintergrund eines Videos, das er gedreht hat, hört man Kinder und Frauen in Angst. Generell sei aber keine grosse Panik ausgebrochen, so Iopollo.

Auf Stromboli sind die Erinnerungen noch wach an den Tsunami von 2002. Damals rutschte nach einem Ausbruch ein Felshang vom Kegel des Hauptkraters ins Meer und löste eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle aus, die auch die Nachbarinseln Lipari und Panarea erfasste. Wie durch ein Wunder wurden dabei nur wenige Menschen verletzt. Die Behörden liessen Stromboli für mehr als zwei Monate evakuieren. Auch 2007 gab es einen grossen Ausbruch.

Italien ist ein vulkanreiches Land. Der Ätna auf Sizilien ist ebenfalls äusserst aktiv und macht immer wieder mit spektakulären Ausbrüchen von sich Reden. Im Gegensatz zum Vesuv bei Neapel schläft der Stromboli nicht. Wie der Ätna spuckt er ständig Asche und Rauch und wird bestens überwacht. Wer auf der Insel ist, hört es ständig grummeln. Besteigen darf man den Vulkan mittlerweile nur noch mit Führer. Am Mittwoch war zum Glück keine Gruppe am Krater.

«Ich bin geschockt. Als ich die zwei Explosionen gehört habe, dachte ich an Pompeji und den Ausbruch des Vesuvs», erzählte die Touristin Elisabetta aus Neapel der Nachrichtenagentur Adnkronos und macht den Vergleich mit dem verheerende Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr., der den Ort Pompeji verschüttete. «Um mich herum ein Meer aus Steinen, Lavasteinen, Asche und ganz, ganz viel Rauch. Man sah nichts mehr. Der Himmel, das Meer sind schwarz geworden.»

Seit mehr als 2000 Jahren gerät das Gestein unter dem Liparischen Archipel, zu dem Stromboli gehört, in regelmässigen Abständen in Bewegung. Kleinere Eruptionen gibt es im Rhythmus von etwa zehn Minuten. Sie sind aber meist nicht so wuchtig. Touristen kommen genau wegen des Vulkans hierher. Auch Prominente wie das Modeduo Dolce und Gabbana schätzen die spektakuläre Aussicht auf den «Iddu», wie der Stromboli auch genannt wird.

Wie es weiter geht, ist schwer zu sagen: «Man kann das nicht vorhersagen, genauso wenig wie Erdbeben», sagte der Vulkanologe Salvatore Passaro der Zeitung «Il Messaggero». «Es kann weitere Eruptionen geben oder nachlassen.» Laut dem nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gehörten die jetzigen Explosionen zu den stärksten seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1985.

Dutzende Touristen verliessen am Mittwoch und Donnerstag freiwillig die Insel, eine Zwangsevakuierung gab es aber nicht. Taxifahrer Gianluca sagte, er sehe das Ganze sehr entspannt. Die Feuerwehr sei noch beschäftigt, Glutnester an den Hängen zu löschen. Einen Grund, die Insel zu verlassen, habe er absolut nicht. Schliesslich wohne er an «der Perle der Äolischen Inseln».