EU-Parlament stimmt für bisherige IWF-Chefin Lagarde an EZB-Spitze
Christine Lagarde soll Anfang November den Amtsinhaber Mario Draghi an EZB-Spitze ablösen. Auf die erste Frau auf dem Posten wartet keine einfache Aufgabe.

Das Wichtigste in Kürze
- Christine Lagarde erhielt 394 von 649 Stimmen im EU-Parlament.
- Zum Einstieg wartet das von Draghi beschlossene Massnahmenpaket auf die Französin.
Das EU-Parlament hat sich mit grosser Mehrheit für die bisherige IWF-Chefin Lagarde an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen. Sie erhielt am Dienstag 394 von 649 abgegebenen Stimmen bei einem geheimen Votum des Europaparlaments in Strassburg. 206 Abgeordnete sprachen sich gegen die Französin aus, 49 enthielten sich.
Lagarde hatte den Abgeordneten bereits Anfang September in Brüssel Rede und Antwort gestanden. Die Abstimmung im Parlament hatte vor allem symbolischen Charakter.
Neue EZB-Chefin
Lagarde, die seit 2011 den Internationalen Währungsfonds (IWF) geleitet hatte, soll am 1. November den bisherigen Amtsinhaber, den Italiener Mario Draghi, ablösen. Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten die 63-Jährige im Juli nominiert. Die Amtszeit eines EZB-Chefs beträgt acht Jahre.

Zum Einstieg wartet keine Entspannung auf die Französin. Kurz vor Ende seiner Amtszeit zog Draghi Ende vergangener Woche noch einmal alle Register und beschloss ein Massnahmenpaket gegen Konjunkturschwäche mit höheren Strafzinsen für Banken, frischen Milliarden für Anleihenkäufe und einem vorerst zementierten Zinstief. Eine erste Zinserhöhung verschob der EZB-Rat auf unbestimmte Zeit.
Mit dem Strafzins wollen die Währungshüter die Institute dazu bringen, mehr Gelder in Form von Krediten an Unternehmen und Verbraucher auszureichen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Das soll auch den Preisauftrieb verstärken. Um die Banken etwas zu entlasten, führt die EZB einen Staffelzins für bestimmte Freibeträge ein.
Lagarde hatte bereits bei ihrer Anhörung vor EU-Politikern in Brüssel deutlich gemacht, dass sie eine sehr lockere Geldpolitik für absehbare Zeit für nötig hält. Sie sagte aber auch: «Wir müssen die negativen Folgen und Nebeneffekte im Blick behalten.» Die Sorgen der Menschen müssten beachtet werden. Ausserdem wolle sie die Entscheidungen der Notenbank künftig besser erklären.