EZB-Entscheid: Sollten wir Geld unter der Matratze verstecken?

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Bern,

Gestern kam die Nachricht: Die europäische Zentralbank verschärft Strafen für Banken und belässt den Leitzins auf einem Rekordtief. Was bedeutet das für uns?

EZB SNB Leitzins
Tresorfächer in einer Bank. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Europäischen Zentralbank verschärft die Strafzinsen auf minus 0,5 Prozent.
  • Dies könnte zur Belastung für Kleinsparer werden.
  • In der Schweiz ist es vorerst noch nicht so weit.

Ende November tritt Mario Draghi zurück. Doch bevor der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) das Amt verlässt, verkündete er gestern Donnerstag Grosses. Die EZB senkt den Einlagesatz von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent.

Der Einlagesatz ist eine Gebühr, die Banken für die Lagerung von Geldanlagen bei der EZB bezahlen müssen. Mit dieser Massnahme soll die Wirtschaft angekurbelt werden, da die Banken so weniger passiv sein sollten.

Die Reaktionen fallen harsch aus. Gegenüber der «Bild» sagt Clemens Fuest, Chef des Münchners ifo-Instituts: «Hauptverlierer der sinkenden Zinsen sind die Sparer, nicht die Banken.»

Die Befürchtungen könnten grosse Folgen haben. Werden die Negativzinsen auf die Sparer abgewälzt, dann sinkt praktisch das Vermögen. Denn: Im Zusammenspiel der Negativzinsen mit der Inflation sinkt das Ersparte.

Bereits geistern Szenarien umher, dass man nun am besten das Geld unter der Matratze verstecken oder in Bargeldform in einem Schliessfach versorgen sollte.

Befürchtungen in der Schweiz

Auch in der Schweiz herrscht die Befürchtung, dass Kleinsparer zur Kasse gebeten werden. Der Druck auf den Franken steigt derweil. In den vergangenen Wochen musste die Schweizerische Nationalbank mit Deviseneinkäufen die Aufwertung des Frankens bekämpfen.

SNB EZB
Mit dem EZB-Entscheid gerät die SNB unter Druck. - Keystone

Aktuell liegt der Leitzins bei minus 0,75 Prozent. Chef der SNB, Thomas Jordan, betonte aber jüngst, dass man den Spielraum habe, die Zinsen noch weiter zu senken.

Käme es dazu, würden die Schweizer Grossbanken unter Umständen die Leitzinsen auf die Kleinsparer abwälzen.

Laut verschiedenen Experten müssen Kleinsparer aber in absehbarer Zeit nicht mit Strafzinsen rechnen. Bisher haben die Schweizer Banken die Negativzinsen nur an institutionelle Kunden und vermögende Kunden weiterverrechnet.

Bankwechsel eine Option für bessere Konditionen

Jedoch sind die Zinsen auf den Konti weiterhin tief. In Zusammenhang mit der steigenden Inflation könnte man verlieren. Daher ist eine mögliche Option, das Konto mit den besten Bedingungen zu suchen – also eventuell die Bank wechselt.

Aktuell muss man als Kleinsparer aber noch nicht besorgt sein. Die Situation sollte man aber im Auge behalten. Am 19. September findet die nächste Zinssitzung der SNB statt. Dann wird wohl mehr Klarheit herrschen.

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