Österreich erschwert Einreise aus Italien

Österreich schränkt wegen der Coronakrise in Italien die Einreise ein. In Deutschland gibt es nun in allen Bundesländern Virusnachweise. Im Fussball stehen Geisterspiele an.

Italien kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die Covid-19-Lungenkrankheit. Foto: Antonio Calanni/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kampf gegen das sich immer weiter ausbreitende Coronavirus erschwert Österreich massiv die Einreise aus Italien.

Sie werde weitgehend gestoppt, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Dienstag in Wien.

Ausnahmen seien nur mit ärztlichem Attest möglich. Die Durchreise von Touristen Richtung Deutschland solle möglich bleiben, wenn gewährleistet sei, dass sie ohne Stopp die Alpenrepublik durchquerten, hiess es. Dazu könne zum Beispiel die Tankanzeige kontrolliert werden.

Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) stuft nun ganz Italien als Coronavirus-Risikogebiet ein. Die Bundesregierung rät von allen nicht erforderlichen Reisen in das Land ab. Bisher war nur von Reisen in besonders stark betroffene Regionen im Norden des Landes ausdrücklich abgeraten worden.

Deutschland plant bislang weder Grenzschliessungen noch zusätzlich verstärkte Kontrollen an den Grenzen. Dabei orientiere man sich auch an den bisherigen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts hiess es am Dienstag im Bundesinnenministerium, wo am frühen Abend eine weitere Sitzung des gemeinsamen Krisenstabes mit Vertretern des Gesundheitsministeriums stattfinden sollte.

In Italien sollen wegen der Coronavirus-Ausbreitung die rund 60 Millionen Einwohner seit Dienstag möglichst zu Hause bleiben. Die Regierung in Rom hatte am Montagabend die zuvor im Norden des Landes verhängten Sperrungen auf das ganze Land ausgedehnt. Die Menschen dürfen nach den neuen Regeln nur aus wenigen Gründen ihr Haus verlassen. Als Ausnahmen gelten Einkaufen, wenn man zur Arbeit muss, Arztbesuche oder die Hilfe für alte oder kranke Verwandte. Das Besuchen von Freunden oder Spaziergänge in anderen Orten sind untersagt. Kinos und Theater sind landesweit geschlossen. Läden, Bars und Restaurants haben nur eingeschränkt geöffnet.

Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montagabend. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen aber nicht gestoppt werden.

Mit ersten Nachweisen in Sachsen-Anhalt sind nun alle Bundesländer in Deutschland vom Coronavirus betroffen. Bei einem Mann Mitte 20 aus Halle sei Sars-CoV-2 nachgewiesen worden, teilte das Sozialministerium am Dienstag in Magdeburg mit. Zudem wurde das Virus bei drei weiteren Männern nachgewiesen. Alle vier Betroffenen seien zuvor in Norditalien gewesen.

Sachsen-Anhalt war das letzte Bundesland ohne bestätigte Infektion mit dem Erreger gewesen. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen in Deutschland liegt nach den aktuellsten Angaben des Robert Koch-Instituts vom Montag bei 1139. Besonders stark betroffen sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg.

Am Montag waren in Deutschland die ersten beiden Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus bekannt geworden - beide Menschen stammen aus Nordrhein-Westfalen.

Weltweit haben sich inzwischen mehr als 110 000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge allerdings wesentlich höher.

Es gibt weder eine schützende Impfung noch eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung Covid-19. Die meisten Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen, die binnen weniger Tage verschwindet - oder gar keine Symptome.

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus untersagt Bayern Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen. Für Veranstaltungen mit 500 bis 1000 Personen empfiehlt die Staatsregierung die Absage, jeweils nach Rücksprache mit den Behörden, wie die Deutsche Presse-Agentur am Rande einer Kabinettssitzung am Dienstag aus Regierungskreisen erfuhr. Auch Schleswig-Holstein wird Veranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen untersagen.

Angesichts zunehmender Infektionen in Deutschland hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Sonntag empfohlen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen. In Nordrhein-Westfalen sollen zwei Spiele der Fussball-Bundesliga ohne Zuschauer stattfinden. Betroffen sind die Partien Gladbach gegen Köln an diesem Mittwoch und Dortmund gegen Schalke am Samstag.

In Österreich werden bis Anfang April alle Veranstaltungen in geschlossenen Gebäuden mit mehr als 100 Menschen verboten. Davon betroffen sind unter anderem Theater und Konzerte. Für Veranstaltungen im Freien gilt ein Verbot ab einer Grösse von mehr als 500 Menschen.

Ohne seinen Präsidenten hat das Europäische Parlament am Dienstag über «ungewöhnliche Massnahmen» im Kampf gegen das neuartige Coronavirus diskutiert. Der Parlamentsvorsitzende David Sassoli hatte sich nach einer Italienreise als Vorsichtsmassnahme in eine 14-tägige Quarantäne begeben. In der Debatte wurde Kritik an Deutschlands Vorgehen laut. Mehrere Abgeordnete kritisierten, dass Deutschland und Frankreich die Ausfuhr von Schutzmasken unterbunden haben. Die Abgeordneten forderten am Dienstag in Brüssel mehr Flexibilität beim Stabilitätspakt und beklagten, dass viele Arzneimittel nicht mehr in Europa produziert würden.